Wo die Liebe hinfällt, dort bleibt sie liegen (3)

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„Keine Elbin." Erleichterung machte sich in ihm breit. Selbstverständlich hätte er ein Elbenkind versorgt, wäre dies der Fall gewesen, doch ein Barbarenbaby war ihm angenehmer. Die eigene Spezies war ihm näher als eine Fremde. Woher sollte er wissen, wenn es etwas anderes benötigte als die Barbaren?

„Eine Barbarin?" Ihre Stimme schlug ins heisere um.

„Natürlich eine Barbarin, was soll sie sonst sein?" Tabon drehte sich zu dem Loch um. Ihm waren keine anderen Lebewesen bekannt, die derart hoch entwickelt waren. Tiere, aber nichts Vergleichbares mit Elben oder Barbaren.

„Es gibt Wesen da draußen, die sind schlimmer als Elben. Nicht selten geben sie sich als Barbaren aus. Warum sollten sie sonst ein Baby in einen Kerker sperren?" Die Frau lachte laut, als würde sie mit der vorgetäuschten Freude, die eben beschworene Finsternis vertreiben wollen. Die Antwort, sie soll endlich Ruhe geben, hallte von fernab durch die Wände.

Tabon zuckte zusammen. Sie hatte durchaus Recht. Es gab Schattengestalten, über welche bereits das Nachdenken verboten war. Vorsichtsmaßnahme. Dumpf dröhnte es durch die Gänge, als er erneut Schritte durch die Gänge stampfen hörte. Schwere, metallene Schritte. Wachen.

„Wehe du erwähnst etwas von mir. Halt den Maul zu vor den Gestalten." Sie huschte vom Loch weg. Ihr Bett knartschte, als sie sich hinsetzte. Die Schritte kamen näher. Kaum blieb Tabon die Zeit sich umzudrehen, noch das Kind wieder zurück in seine Zelle zu setzten, als die Tür ihrer aufschwang und ein junges Mädchen in den Matsch trat. Das Gesicht von der eingebrochenen Dunkelheit verschleiert, schwebten ihre Fuße gar lautlos durch den Matsch. Nur ihre grell weißblonden Haare schimmerten einnehmend durch die Metallstäbe. Ihre Finger so weich wie Seide, strich ein über das verrostete Bettgestell. Roter Staub blieb auf ihrer Haut. Sie zerrieb ihn. Sie war jung, zu jung. Doch sah aus, als hätte sie die Welt in ihren Einzelheiten durchschaut. Sie drehte sich in der Zelle um. Ihre Haare wankten im nassen Wind. Sie suchte etwas. Fand es. Das Kind auf Tabons Arm. Wie eingefroren blieb er stehen und sah zu, wie sie näher kam. Die Scharniere der Rüstung der Wache quietschten, als er ihr nachsah und Tabon mit dem Baby wahrnahm.

„Was tut das Ding bei dir?" Wüst schrillte die Stimme des Elben durch den Raum. Er schritt zurück und machte Anstalten die andere Tür zu öffnen, um Tabon das Kind zu entreißen. Wie wild brausend riss er an seinen Schlüsseln. Nur ein Handwink des Mädchens reichte und er hielt inne.

„Lass nur." Sie lächelte. Der Elb wich zurück und schloss die Tür hinter sich, als hätte sie ihm befohlen sie allein zu lassen. Leise vor sich hin murmelnd entfernte er sich von ihnen. Sie schritt derweilen weiter auf ihn zu. Sie trug ein leicht bedrecktes, cremefarbenes Wollkleid, das ihr lose um die Hüfte schwang. Sie strich sich die weißblonden Haare aus dem Gesicht und hinter die Ohren.

„Gib sie mir." Sie stand am Gitter und starrte ihn mit tief dunkel schimmernden Augen an. Eine Barbarin. Sie streckte die Finger nach ihm aus, in der Hoffnung, er würde das Baby übergeben. Doch Tabon rührte sich nicht.

„Sie braucht ihre Milch." Ein Lächeln schob sich auf ihr Gesicht. Sie wollte sein Zutrauen gewinnen. Er trat einen Schritt zurück. Was wollte das Mädchen von dem Kind? War es nicht zu alt für Muttermilch?

„Jetzt gib ihr das Kind! Sie ist die Amme." Die alte Frau meldete sich wieder zu Wort. Tabon hatte nicht mitbekommen, wie das Bett beim Aufstehen gequietscht hatte, oder das Matschen, als sie durch die Algen gegangen war. Widerstrebend ließ er das Kind los, welches er an sich gepresst hatte. Es lachte herzlich, als hätte es seine Mutter wieder. Das Mädchen nahm es, drehte sich um und setzte sich aufs Bett. Sie zog ihr Kleid auf einer Seite herunter, entblößte ihre pralle Brust und legte den Kindesmund an. Tabon wandte sich ab, sobald er ihre nackte Haut zu sehen bekam. Er blickte an die Wand.

KönigstochterWhere stories live. Discover now