32. Ein Fremder im Hause Swan

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Emilijah's Sicht:

Es fühlte sich so an, als würde ein ganzes Feuerwerk in meinem Inneren explodieren, als ich mich von Raphael löste. Noch immer seinen Geschmack auf meinen Lippen. Ich lehnte mich an Raphael und kuschelte mich in meinem Bett mehr an ihn. Irgendwie waren wir vom Wohnzimmer hinauf in mein Zimmer gegangen.

Wie das passiert war? Tja, wenn man sich ein wenig anstrengt, würde es einem wohl einfallen.

Ich drückte mich an den Körper von Raph und zog seinen Geruch in mich ein, der mich umhüllte. Es war so ein unbeschreibliches Gefühl gewesen, ihn wieder zu sehen. Mit ihm wieder zusammen zu sein. Und ich begann zu erzählen. Alles, was in letzter Zeit passiert ist. Irgendwann würde ich ihm auch von den letzten zwei Jahrtausenden erzählen, aber dafür brauchten wir beide eine gute Flasche Rotwein. Oder drei... Denn wir beide hatten gewaltig etwas auf dem Herzen liegen. Aber jetzt genoss ich erstmal die Zeit und verfrachtete die letzten Jahrtausende in das hinterste Eck meines Gehirnes.

Heftig zuckten wir zusammen, als plötzlich mein Handy in dem Berg unserer Klamotten zu Schellen begann. Ich hatte mir extra einen Wecker gestellt, damit ich die Zeit nicht vergaß. „Verdammt", zischte ich und schälte mich dann aus meiner Bettdecke, nur um über den Boden zu tapsen und den nervtötenden Wecker auszumachen. Genervt fuhr ich mir über die Stirn. Warum bestrafte mich das Universum nur in den schönsten Momenten?
„Was ist los?"
Mein Kopf fuhr herüber zu Raph, dessen blanke Haut neben dem Weiß der Laken zu gut erkennbar war. Am liebsten würde ich zurück zu ihm ins Bett gehen. Ich schaute wieder auf die Uhr. Ich sollte gleich los. Schnell sammelte ich meine Klamotten zusammen und zog mir alles nacheinander wieder über, ehe ich blitzschnell zu Raphaels Seite des Bettes ging, um ihm einen Kuss auf den Scheitel zu drücken.

„Ich muss Bella abholen. Du erinnerst dich? Die Kleine, die..." Den restlichen Satz ließ ich offen stehen und räusperte mich ein wenig.

Raphael schien mich allerdings zu verstehen.

„Wäre es für dich in Ordnung, wenn ich mitkomme?"? hielt Raphael mich auf, als ich schon halb aus der Zimmertür war. Ich drehte mich zurück zu ihm um, während ich beobachtete, dass er sich ebenfalls wieder anzog und sorgsam die Knöpfe seiner Hose zu machte, ehe ich ihn nicht wirklich überzeugt anschaute. Gequält guckte Raphael mich an. Es tat ihm leid. „Du wirst deine Chance noch haben, Liebling", sagte ich liebevoll und legte ihm dann eine Hand auf die leicht stoppelige Wange. „Aber jetzt halte ich es für sehr riskant. Ihr Geruch, den selber ich unfassbar betörend finde, könnte dich wieder in diesen Zustand versetzen. Ich möchte nicht, dass du dich nicht kontrollieren kannst und dir dann im Endeffekt die Schuld an einem Unfall gibst." Mein Gegenüber schmiegte sich in meine Berührung und hauchte dann einen Kuss in die Innenseite meiner Hand. „Das leuchtet ein."

Anschließend folgte Raphael mir die Treppe hinunter in die Eingangshalle, wo ich direkt zur Garderobe ging, und mir dann auch meine Lieblingsschuhe anzog. Sie waren aus Paris. Prachtexemplare.

Im Spiegel schaute ich mich nochmal analysierend an, um nach einem Fehler in meiner Erscheinung zu suchen. Und der Fehler war mein typischer Vampirgeruch, den ich sofort mit meinem ehemalig Menschlichen austauschte. Immerhin wagte ich mich gerade in fremdes Territorium vor, da wollte ich keine Aufmerksamkeit auf mich erregen.

„Ich weiß, über welche Fähigkeiten du verfügst, aber ich habe dich noch nie so... menschlich gerochen...", sagte Raphael plötzlich.

Ich drehte mich nicht zu ihm um.

„Ich werde gleich in das Gebiet der Quileute fahren. Sie sind Gestaltwandler, Wölfe. Und nervig obendrein. Es wäre nicht wirklich schlau, extra Aufmerksamkeit zu erregen, wo ich nicht ohnehin schon unerwünscht bin. Deshalb der Geruch", erklärte ich Raphael, der mich überrascht anschaute.
„Ich war der Meinung, dass es Gestaltwandler nur in Erzählungen gibt." „Genauso wie es nur Vampirgeschichten und Gerüchte gibt? Vor dir steht der erste und lebendige Beweis, dass wir real sind", wies ich ihn darauf hin. Anschließend wand ich mich der Türklinke zu und drückte sie hinunter, nur um dann die kleine Treppe hinunter und zu meinem Auto zu gehen, als ich allerdings zurückgehalten wurde.

The Original Where stories live. Discover now