40. Die Marionette und ihr Spieler

77 8 3
                                    

„Bella, wie wär's, soll ich dir was zeigen?", rief ich dem Mädchen zu, die leicht deprimiert war, dass Edward Jacob zum Gehen veranlasst hatte.

Die menschliche Bella kam auf mich zu gelaufen, wirkte zerknirscht und schaute mich etwas verwirrt an: „Lia, ich kann doch nichts. Und ich hab das auch noch nie gemacht." Sie kaute sich auf der Unterlippe herum.
Ich legte ihr fürsorglich eine Hand auf den Rücken und lotste sie ein Stück beiseite - raus aus dem Getümmel der anderen. „Das macht doch nichts, Bella. Wir werden es langsam angehen", versicherte ich ihr und deutete dann auf mich. „Vielmehr werde ich es langsam angehen."

Aus dem Augenwinkel merkte ich, wie uns drei der Wölfe folgten und sich im Gebüsch niederließen und uns mit interessierten Augen zuschauten. Über die Lichtung hinweg tauschte ich einen Blick mit Raph aus. Auch er hatte gemerkt, wie die Wölfe sich zu mir und Bella gesellt hatten. So auch Edward, der neben Raphael stand. ‚Lass sie nur zuschauen', vermittelte ich Edward über meine Gedanken und zwinkerte ihm zu. Er nickte. Ich drehte mich wieder zurück zu Bella. In der gleichen Bewegung reichte ich ihr ein Haargummi. Ich deutete auf ihre Haare und grinste: „Bei einem Kampf: immer die Sicht frei halten. Denn selbst wenn du jemanden nicht riechen oder hören kannst, sehen kannst du ihn durchaus. Neugeborene sind nicht wirklich in der Lage ihre volle Geschwindigkeit anzuwenden, die einer von uns an den Tag legen kann. Sie mögen stark sein, dessen sind wir uns alle bewusst, aber ihre Geschwindigkeit? Mhm, nicht so stark."

Das Mädchen nickte verstehend und hing gespannt an meinen Lippen. Im Hintergrund konnte ich erhaschen, wie Raphael Jasper durch die Luft wirbeln ließ.

Meine Aufmerksamkeit lenkte ich wieder auf Bella.

Sie hatte sich die Haare mittlerweile zu einem festen Zopf gebunden und schien startklar.
Ich schaute auf ihre Füße hinunter, die in Sneakern steckte. Ein Glück war sie nur so eine wie eine Jessica oder Rose gewesen, die auf Pumps bestand.
„Stell dich in etwa so wie ich hin", erklärte ich ihr, während ich neben ihr stand. Den rechten Fuß ein Stück vor dem linken, etwas weniger als Schulterbreite auseinander. Sie tat es mir nach, beobachtete wie ich das Gleichgewicht auf beide Füße verteilte und leicht in die Knie ging. Ich nickte anerkennend. Es schadete ja nicht einfache Lektionen durchzugehen. Dann hob ich meine Fäuste an. Etwa oberhalb meines Oberkörpers, bereit meinem unsichtbaren Gegenüber eins überzuziehen. Auch Bella hob ihre Fäuste.
„Denk daran, dass du deine Finger nicht um den Daumen schließt. Wenn du jetzt jemandem einen Kinnhaken verpassen wollen würdest: die Chance, dass du dir dabei deinen Daumen brichst ist immens. Du weißt ja vor allem auch, was beim letzten Mal passiert ist, also du jemanden schlagen wolltest", erklärte ich tadelnd. Bella tat es mir gleich, schaute mich dann aber mürrisch an, als ich sie auf ihre hammerharte Aktion erinnerte, wie Emmett sie gerne nannte. „Ich habe mir aber nicht den Daumen gebrochen, Lia", erinnerte Bella mich.

Ich schüttelte vehement den Kopf: „Das ist mir egal. Es ist mir bloß wichtig, dass du es dir beim nächsten Mal zweimal überlegst, ob du ein Wölfchen schlagen möchtest und vor allem weißt, wie du richtig zu langst. Vor allem wenn du...", ich tippte mir auf die Halsschlagader und zuckte mit den Schultern, als sie mich nervös anschaute. „Aber bis dahin dauert es ja noch ein Weilchen."

Besagte Wölfchen im Gebüsch hörte ich auf meine Worte hin Knurren und lächelte ein wenig. „Also, Bells. Wir wenden die Lektion jetzt direkt mal an. Schlag mich", forderte ich sie auf.

Irritiert starrte sie mich an. Dann ihre erhobenen Fäuste.

„Ich will dir... nicht wehtun."
Ich hob skeptisch eine Augenbraue an und schüttelte dann den Kopf. „Also wirklich, Bella, Bella, Bella. Weißt du, mit wem du redest?"
Ich deutete auf meine Wenigkeit und beobachtete Bella eingehend. Auf ihren blassen Wangen zeichneten sich rote Schlieren der Peinlichkeit ab. Sie strich sie pathetisch eine nicht vorhandene Haarsträhne hinter das Ohr und begann rum zu drucksen.
„Jaaa, tut mir leid. Stimmt ja."
„So, damit du dir aber nicht wehtust, Schätzchen, werde ich meine Haut buttrig menschlich weich manipulieren", erklärte ich und schon entstand die Manipulation meines Körpers. „Ich würde ja jetzt fragen, ob jemand es austesten will, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich sämtliche Wölfe auf mich stürzen, ist mir zu hoch", flüsterte ich Bella in die Ohrmuschel. Sie lächelte und stellte sich wieder mir gegenüber.

The Original Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora