8. Die Offenbarung

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Ich hatte es ja persönlich gehofft, dass ich an einem miesen Wetter vorbeikommen könnte, aber als ich am Dienstag die Vorhänge meines Schlafzimmer öffnete, strahlte mir schon der graue Himmel entgegen. Entnervt zog ich die Vorhänge wieder zu.

Seit dem Tag, wo Alice mich so unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte, hatte ich kein richtiges Auge mehr zubekommen und war deswegen auch noch mieser drauf. Eigentlich war ein Vampir nicht dazu in der Lage schlafen zu können. Dieses Privileg konnte ich allerdings in Anspruch nehmen, was mich unweigerlich freute. Und zusätzlich gab es mir zu verstehen, dass ich doch noch immer mehr Mensch war, als ich eigentlich dachte. Schon alleine deswegen, weil ich auch Menschennahrung zu mir nehmen konnte.

Mit schweren Schritten lief ich aus meinem Schlafzimmer heraus und blieb dann, mal wieder, vor meinem Spiegel stehen.

Dafür, dass ich seit vier Tagen kein Auge mehr zubekommen hatte, und eigentlich ein Vampir war, der nicht schlafen konnte, sah ich wirklich fix und fertig aus. So fühlte ich mich auch. Ich lief weiter über den mit Teppich belegten Boden und griff dann nach dem Hörer des Telefons. Die Nummer, die ich auswendig in meinem Kopf hatte, gab ich ein und wartete dann, bis jemand ab nahm. „Hallo?"

Es war Esme, die an das Telefon gegangen ist. „Esme? Sag Rose sie soll ihre Tasche packen. Wir gehen jetzt shoppen", sagte ich knapp.

• • •

Knappe drei Stunden später, hatten Rose und ich jeweils vier Taschen an unseren Armen hängen und liefen die Stufen hinauf in das Haus der Cullens. Emmett kam uns, mit einem V-Neck Shirt entgegen. Offenbar hatte er gerade trainiert.

Erschrocken starrte er auf die Taschen mit den ganzen Klamotten.

Carlisle kam direkt hinterher und schaute mindestens genauso erschrocken drein. „Wie viel Geld habt ihr...? Wobei nein. Sagt's mir nicht", meinte er und verschwand dann direkt wieder. Kopfschüttelnd. Kichernd brachten Rose und ich unsere Taschen hinauf in ihr, wie auch mein Zimmer. Es hatte sich wirklich kein bisschen verändert. Noch immer hatte es dieses gemütliche Aussehen mit ganz vielen Kissen und einem riesigen Bett. Seufzend ließ ich meine Taschen auf den Boden stellen und setzte mich dann auf die überaus weiche Matratze. Vielleicht sollte ich doch wieder hier einziehen.
Dann wäre ich noch näher bei meiner Familie. Ja, ich glaube das würde ich ansprechen.

Plötzlich klingelte mein Handy in einer meiner Taschen. Hatte ich es vorhin wirklich in der Eile einfach so da rein geschmissen? Entnervt kramte ich in den Taschen und fand es schließlich.

Es war Bella. Ich drückte auf den grünen Knopf und hielt mir das Handy ans Ohr.

„Hey, Bella. Was kann ich für dich tun?", fragte ich das Mädchen. „Hallo... ich hatte eine Frage an dich", fing sie an. Interessiert hörte ich zu und begann dann langsam die Taschen auszuräumen und in den riesigen dunklen Kleiderschrank zu hängen, der farblich zu meiner Einrichtung passte. „Würdest du helfen morgen mein Auto zu putzen?" Damit hatte ich nicht gerechnet. „Ich wollte gerne mal mit dir reden." Oh je, wenn ein Gespräch damit schon anfing. „Klar, gerne. Wann soll ich denn vorbei kommen?", fragte ich das Mädchen. Sie nannte mir eine Uhrzeit und es stand fest. Ich warf mein Handy auf mein Bett und blieb unschlüssig im Raum stehen. Warum hatte ich schon wieder so ein schlechtes Gefühl im Bauch?

Fertig ausgeräumt ging ich in das Wohnzimmer, wo Carlisle, Esme und die anderen auf der Couch saßen und sich etwas im Fernseher anschauten. „Ich würde... gerne wieder einziehen. Wenn das für alle anwesenden in Ord-..." „Klar ist das in Ordnung! Was für eine Frage!", sagte Alice quietschend und drückte mich fest in eine Umarmung. Ich lachte und tätschelte ihr den Rücken.

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