Sieg oder Niederlage

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"Nein!", rief Azrael und trat aus den Schatten. Sein plötzliches Auftauchen brachte Samael aus der Bahn und er stoppte um den Neuankömmling anzusehen. Als er Azrael erkannte, grinste er bloß. "Na, kommst du um dir die Show anzusehen?", fragte er schadenfroh. Azrael trat noch einen weiteren Schritt nach vorne. "Hör auf damit Samael, das bringt doch alles nichts. Du gewinnst rein gar nichts davon, wenn du Raphael tötest.", redete Azrael auf seinen gefallenen Bruder ein, doch dieser lächelte nur höhnisch. "Oh, ich gewinne jede Menge. Und du kannst nichts dagegen machen, schließlich hast du einen Schwur abgelegt, vor deiner so geliebten kosmischen Ordnung. Also verabschiede dich Azrael!", rief dieser bloß und holte erneut zum Schlag aus. Das Schwert sauste auf Raphael herab, doch kurz bevor es ihn durchbohren konnte, fing eine andere Klinge die seine ab. Erleichterung überkam Azrael, als er Michael sah, der ebenfalls über Raphael stand. Samael sah überrascht über Michaels Auftauchen aus, fast so, als habe er erwartet dieser wäre tot, das erkannte Azrael an dessen Miene. Diese Überraschung ließ ihn zögern, und somit verschaffte er Michael die Gelegenheit, Samael das Schwert aus der Hand zu schlagen und ihm die Schulter gegen die Brust zu rammen, sodass dieser zurück taumelte, zu den anderen Gefallenen, die Michael ebenfalls ungläubig ansahen. Michael half Raphael auf die Beine und warf ihm sein Schwert zu. "Brauchst du Hilfe kleiner Bruder?", fragte dieser mit einem leichten Lächeln. Raphael erwiderte das Lächeln schwach, ehe sein Blick zu Azrael wanderte. "Ich nehme nicht an du willst uns hier helfen?", rief er ihm zu, doch Azrael konnte nur hilflos mit den Schultern zucken. "Wollen schon, doch ich kann nicht.", flüsterte er resigniert. Raphael lächelte verständnisvoll. "Das habe ich mir schon gedacht, das heißt also zwei gegen sechs, nicht unbedingt fair.", meinte er an Michael gewandt, der bloß leicht lächelte. "Du bist verwundet, das gleicht die Chancen etwas aus.", gab er zurück. Samael und die Gefallenen hatten sich wohl erholt von dem Schock den ihnen Michaels Auftauchen gebracht hatte und hoben nun wieder ihre Waffen. Auch Michael und Raphael machten sich bereit zum Kampf. "Haltet noch etwas durch, Hilfe ist unterwegs.", flüsterte Azrael seinen beiden Brüdern zu, die ihn kurz überrascht ansahen, doch ehe sie nachfragen konnten was er meinte, stürmten Samael und seine Brüder auch schon auf sie zu, und ein heftiger Kampf entbrannte zwischen ihnen. Azrael, der hierbei keine sonderlich große Hilfe war, trat zurück und sah erneut gen Himmel. "Wo bleibt ihr nur.", flüsterte er und erneut übermannte ihn ein Gefühl der Hilflosigkeit. Er sah sich um. Michael und Raphael hielten sich trotz Raphaels geschwächten Zustand gut, doch ewig konnten sie das nicht durchhalten, und auch am Schlachtfeld sah es ganz so aus, als gäbe es keine Hoffnung mehr auf Sieg. Die himmlischen Legionen waren so stark dezimiert das sie all ihre Kraft brauchten, um die Dämonen zurück zu drängen, die Erzengel und Archai waren mit den Fürsten der Hölle beschäftigt, und auch die erste und zweite Triade konnte ihnen nicht helfen, denn sie wurden von den Königen und Prinzen eingenommen, die ihre geballte Macht auf sie hernieder fahren ließen. Selbst die Mächte der Seraphim, die nun eingriffen, konnten das Blatt nicht mehr wenden. Und zu allem Überfluss spürte Azrael auch noch diese erbarmungslose Kälte in sich, die langsam anfing, ihn zu lähmen. Die Erde bebte und jegliche Sonnenstrahlen wurden verdeckt von einem gewaltigen Gewitter. Die vier Elemente spielten verrückt, das Gleichgewicht ist vollkommen außer Kontrolle geraten, die kosmische Ordnung kollidierte, und Azrael konnte nichts dagegen unternehmen. Gerade als Azrael schon die Hoffnung aufgegeben hatte, sah er in weiter Ferne einen goldenen Schimmer, der inmitten des düsteren Sturms wie ein Hoffnungsschimmer am Horizont erstrahlte. Zu diesem einen goldenen Schimmer kam noch ein weiterer dazu, und dann noch einer. Für einen Moment dachte Azrael, sein Verstand spiele ihm einen Streich, doch dann zeichneten sich deutlich Gestalten am Himmel ab. Elf Gestalten, mit gewaltigen Flügel, umhüllte von goldenen und silbernen Strahlen. Die Eden. Auch Michael, Raphael und Samael hatten die Neuankömmlinge entdeckt und erstarrten mitten im Kampf, um mit großen Augen den mächtigen, sagenumwobenen Eden entgegen zu sehen, die nun vor ihnen landeten. Achamoth stand an der Spitze, rechts von ihr Babel, Naas Karkamenos, Kauithan und ein weiterer Eden mit dunklen Haaren und strahlenden goldenen Augen. Dies musste Adonaios sein. Links von ihr standen Belias, Bel, Sael, Pharaoth und eine Frau, die Adonaios weibliches Ebenbild sein könnte. Lathen. Sie hatten es geschafft, sie hatten alle versammeln können. Die Eden waren wieder vereint. Ihre vereinte Macht war spürbar, und Azrael sah aus dem Augenwinkel, wie sowohl Michael und Raphael, als auch Samael und die Gefallenen auf die Knie sanken. Azrael musste unwillkürlich lächeln, als Achamoth auf ihn zukam. "Wir sind spät.", sagte sie nur. "Besser spät als nie.", gab Azrael zurück, ehe er den Kopf von den Eden neigte. "Danke.", flüsterte er, und Achamoth legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Die kosmische Ordnung ist ebenso unsere Verantwortung wie die deine, wir haben es nur vergessen.", meinte sie leise ehe sie sich Richtung Schlachtfeld wandte. "Dann beenden wir mal diesen Krieg und statten unserem verlogenen Bruder gleich einen Besuch ab.", befahl Achamoth und erhob sich in die Lüfte. Babel, Naas, Karkamenos und Kauithan folgten ihr sogleich doch die Anderen blieben wo sie waren. "Kann mir mal einer verraten wann beschlossen wurde das sie wieder das Sagen hat?", knurrte Pharaoth und sah in die Runde. Sael grinste bloß süffisant. "Das Vorrecht der Ältesten.", säuselte er mit einem provokanten Funkeln in den Augen, ehe er sich ebenfalls erhob um Achamoth zu folgen. Auch Adonaios, Belias und Bel folgten ihm. "Einiges ändert sich wohl nie.", murmelte Lathen ehe sie sich ebenfalls erhob. Pharaoth sah ihr noch kurz hinterher, ehe er sich an Azrael wandte. "Sieh zu und lerne, kleiner Todesengel, vielleicht kannst du die Misere das nächste Mal dann ohne uns verhindern.", meinte er selbstgefällig ehe er seinen Geschwistern folgte. Kaum war er abgehoben, erhoben sich Michael und die Anderen und sahen Azrael ungläubig an. "Du hast die Eden gefunden und dazu gebracht den Krieg zu beenden?", murmelte Michael fassungslos, Respekt lag in seiner Stimme. Azrael lächelte leicht. "Ich sagte ja, ich würde alles tun um diesen Krieg zu beenden."

Heaven against HellWhere stories live. Discover now