Belias und Bel

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Eine Eiseskälte griff nach Azrael und ließ ihn stoppen. Es schien fast so, als griff sie nach seiner Seele und versuchte sie ihm zu entreißen. Aus dem Augenwinkel sah er, das auch Achamoth und Sael zusammen gezuckt waren. "Was ist das?", fragte Azrael, während er versuchte, trotz der Kälte die sich in ihm ausbreitete, nicht die Kontrolle über seine Flügel zu verlieren, um erneut in diesen seelenfressenden Fluss zu stürzen. "Das kosmische Gleichgewicht, irgendwas ist passiert das es völlig gestört hat, die kosmische Ordnung fällt in sich zusammen.", flüsterte Achamoth entsetzt, und auch Sael war das spöttische Grinsen vergangen. "Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren, ehe die Schäden irreparabel sind.", flüsterte er leise und schoss weiter, diesmal erhöhte er das Tempo sogar noch etwas, sodass Azrael beinahe nicht mitkam. Für Azrael schien eine Ewigkeit zu vergehen, in der die Kälte sich immer mehr in ihm ausbreitete, bis sie endlich ihr Ziel erreicht hatten. Sie landeten vor einem großen Höhleneingang, der in vollkommener Dunkelheit dalag. "Nicht sonderlich einladend.", murmelte Achamoth und sah sich misstrauisch um. "Belias und Bel hatten noch nie sonderlich guten Geschmack.", stimmte Sael seiner Schwester zu ehe er auf den Höhleneingang zuging. "Mal sehen ob unsere lieben Geschwister zuhause sind.", murmelte er, ehe ihn die Dunkelheit verschluckte. Keine Sekunde später flammte auch schon ein helles Licht auf, welches irrlichtgleich vor ihm schwebte und den dunklen Gang erleuchtete, der tiefer hinein in den Fels führte. "Hoffen wir mal, das die beiden dasselbe spüren wie wir. Es wäre bestimmt hilfreich dabei, sie zur Zusammenarbeit zu bewegen.", flüsterte Achamoth, ehe sie Sael in den Tunnel folgte. Azrael zwang sich dazu, die sich ausbreitende Kälte in ihm zu ignorieren und folgte den beiden Eden schweigend. Hoffentlich war es nicht bereits zu spät. Sie mussten nach wie vor Belias und Bel überzeugen und danach noch vier weitere Eden finden und überreden zu helfen, dabei begann die kosmische Ordnung jetzt bereits einzustürzen. Was wenn all seine Mühen umsonst gewesen waren? Was wenn er jetzt doch versagte, weil er es nicht rechtzeitig geschafft hatte, die Eden zu versammeln? Zweifel und Schuldgefühle stiegen in ihm auf, paralysierten ihn, ließen ihn stoppen. Was hatte das alles noch für einen Zweck, es war zu spät, er hatte versagt. Sie würden alle sterben, all seine Brüder und Schwestern, der Himmel würde fallen, die Erde im Chaos versinken, die kosmische Ordnung würde einstürzen, und die Reiche mit sich reißen, und das alles nur, weil er versagt hatte. Azrael ließ sich langsam auf den Boden sinken. Was brachte es ihm, es noch weiter zu versuchen, er hatte doch bereits versagt. In diesem Moment spürte er eine Hand auf seiner Schulter, und im nächsten Moment waren die erdrückenden Zweifel die ihn paralysiert hatten verschwunden. Verwirrt richtete er sich auf und sah Achamoth, die vor ihm stand. "Belias und Bel wussten schon immer wie man jemandes Gefühle manipuliert, sei es jetzt Mensch, Engel oder Dämon. Was auch immer du fühlst, was auch immer du denkst, schieb es beiseite, konzentriere dich auf dein Ziel.", flüsterte sie eindringlich. Azrael nickte ihr dankbar zu, als ein ungeduldiges Schnauben hinter ihnen ertönte. "Herzergreifend, ja wirklich, doch die Zeit drängt, schon vergessen.", knurrte Sael spöttisch, der den beiden bereits weit voraus war. Er stand vor einem gusseisernen Tor, welches er nun mit einer einzigen Handbewegung aus den Angeln riss. Eine große Höhle erschien dahinter, der von Achamoth recht ähnlich, mit dem einzigen Unterschied, das diese hier randvoll gefüllt war, mit Schätzen, von Gold bis hin zu Juwelen. Doch von Belias und Bel war keine Spur zu sehen. "Großartig, scheint so als seien unsere Geschwister ausgeflogen.", murmelte Sael, während er durch den Raum schlenderte und die funkelnden Schätze betrachtete. Azrael betrat hinter Achamoth den Raum und sah sich ebenfalls um, doch nirgendwo war ein Anzeichen zu entdecken, wo die beiden Eden waren, oder ob sie wieder kommen würden. Sael streckte gerade eine Hand nach einem riesigen, glänzenden Rubin aus, als wie aus dem Nichts ein Blitz neben ihm einschlug. Zeitgleich wirbelten die Drei herum. Hinter ihnen im Eingang standen zwei Gestalten, eine Frau und ein Mann, sie waren beide in tiefschwarze Gewänder gehüllt, selbst ihre Haare waren schwarz, und ihre Augen leuchteten silbern. "Du warst schon immer ein diebischer Mistkerl Sael. Finger weg von unseren Schätzen, hol dir deine eigenen.", schnauzte die Frau Sael an, der bloß eine Augenbraue hob. "Ihr wusstet noch nie wie man teilt, Bel.", gab dieser zurück, und musterte seine Geschwister, die nur schweigend dastanden, und die Eindringlinge musterten, als wären sie Ungeziefer. "Was wollt ihr hier?", fragte nun der Mann, Belias, und sah dabei zuerst zu Sael und dann zu Achamoth. Azrael ignorierte er, so als gäbe es ihn überhaupt nicht. "Könnt ihr euch das nicht denken? Ihr müsst es doch auch gespürt haben.", antwortete Achamoth, woraufhin Belias und Bel einen kurzen Blick austauschten. "Das Gleichgewicht.", murmelte Bel. "Es bricht zusammen.", fügte Belias hinzu und die beiden sahen wieder zu ihren Geschwistern. Sael klatschte betont langsam in die Hände. "Bravo, gut kombiniert.", spottete er, nur um einem weiteren Blitz auszuweichen, der wie aus dem Nichts aus Bels Hand schoss. Seine Augen blitzten wütend auf und er hob ebenfalls seine Hand, um den Angriff zu erwidern, doch Achamoth stellte sich zwischen die drei. "Das reicht jetzt. Wir haben keine Zeit für kindische Streitereien. Wir müssen diesen Krieg stoppen, ehe es zu spät ist.", fauchte Achamoth wütend. Belias lächelte schmal, während Bels Gesicht einer Maske der Emotionslosigkeit glich. "Ach Achamoth, immer so rechtschaffend und pflichtgetreu.", spottete Belias und stolzierte an ihr und Sael vorbei um sich auf einem vergoldeten Stuhl niederzulassen, der zwischen all den Schätzen stand. Bel folgte ihm, es war keine Regung in ihrer Miene erkennbar. Man merkte, es fiel Achamoth äußerst schwer, ruhig zu bleiben, doch es gelang ihr, und mit beherrschter Miene wandte sie sich an ihre beiden Geschwister. "Vereint können wir den Krieg beenden und das kosmische Gleichgewicht wieder herstellen, doch wir brauchen euch dafür. Ihr müsst mitkommen, sofort, wir haben keine Zeit mehr.", befahl sie möglichst ruhig und wandte sich zum Gehen, doch Belias und Bel machten keine Anstalten sich zu rühren. Achamoths Miene verdüsterte sich. "Worauf wartet ihr? Die Zeit drängt, das müsst doch auch ihr spüren.", knurrte sie auffordernd, doch Belias und Bel sahen sich nur kurz an, ehe sie sich wieder mit beinahe gelangweilten Blick an ihre Schwester wandten. "Ach Achamoth, begreifst du es denn nicht? Wir haben nicht die geringsten Intentionen euch zu helfen. Wenn es nach uns geht, können sich Himmel und Hölle gerne selber zerstören. Es ist uns egal."

Heaven against HellDonde viven las historias. Descúbrelo ahora