Ordnung und Chaos

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Azrael betrachtete das rote Glühen in seiner Hand. Ein Glühen das er für seinen Geschmack heute schon viel zu oft gesehen hatte. Seufzend verstaute er die Seele in der schwarzen Schatulle und wollte gerade seine Flügel ausbreiten um seines Weges zu ziehen, als er eine bekannte Präsenz hinter sich verspürte. Er versuchte nicht allzu genervt zu wirken als er sich zu seinen Brüdern umwandte, die gerade dabei waren, hinter ihm zu landen, ihre strahlend weißen Flügel glänzten im Sonnenlicht. "Gabriel, Uriel, Castiel, was sucht ihr hier?", begrüßte er seine Brüder. "Auch schön dich zu sehen Azrael.", erwiderte Castiel trocken, doch Uriel lächelte ihm zu. Azrael erwiderte kurz sein Lächeln, ehe seine Miene wieder ernst wurde. "Sind die anderen auch hier, oder nur ihr?", fragte er. "Zurzeit nur wir, die Anderen gehen ihren Arbeiten nach.", antwortete Gabriel und runzelte die Stirn als er die schwarze Schatulle in Azraels Händen sah. Dieser verstaute die Schatulle schnell, ehe er sich wieder an die drei Neuankömmlinge wandte. "Und warum geht ihr nicht eurer Arbeit nach?", hackte er neugierig nach, was Gabriel ein leichtes Lächeln entlockte. "Genau das tun wir doch. Wir sind hier um unseren Angeloi beim Kampf gegen die Sünden zu helfen." Azrael nickte leicht. "Verstehe. Ja, die sieben Fürsten leisten in letzter Zeit gute Arbeit.", flüsterte er abwesend, wodurch sich die Mienen seiner Brüder schlagartig verdüsterten. "Die Korruption Unschuldiger als gute Arbeit zu bezeichnen ist ein Frevel, Bruder.", knurrte Castiel und wollte einen Schritt auf Azrael zu machen, wurde aber von Uriel aufgehalten. "Unser Bruder meinte das sicherlich nicht so.", beruhigte er ihn, doch Castiel schien nicht sonderlich überzeugt davon zu sein. Doch das war Azrael recht egal, er hatte eine Auftrag um den er sich kümmern musste, und das war alles was für ihn zählte. Also breitete er seine schwarzen Schwingen aus. "Wenn ihr mich nun entschuldigt, die Pflicht ruft. Viel Glück bei eurem Kampf." Mit diesen Worten wollte er sich in die Lüfte schwingen, doch Gabriel hielt ihn zurück, ehe er abheben konnte. "Eine Frage noch, Bruder. Du kannst uns doch bestimmt sagen, in welchen Bereichen der Erde die Sünde im Moment die Oberhand hat." Azrael sah zu Gabriel der ihn auffordernd ansah. "Wäre diese Information nicht eine Verletzung meiner Neutralität?", fragte er Gabriel, der bloß unschuldig den Kopf neigte. "Nicht doch, dies wäre bloß eine Schilderung der Tatsachen, und hätte keinen Einfluss auf die kosmische Ordnung.", widersprach Gabriel, woraufhin Azrael ihn zweifelnd ansah. Er machte sich los und erhob sich in die Lüfte, doch kurz bevor er am Firmament entschwand, wandte er sich noch ein letztes Mal an seine Brüder. "Überall. Die Sünde ist zur Zeit allgegenwärtig."

"Erzengel auf der Erde, unsere gefiederten Rivalen scheinen verzweifelt zu sein.", frohlockte Beelzebub, was ihm bloß einen abwertenden Blick Luzifers einbrachte. "Wer weiß, vielleicht ist ihnen auch einfach nur langweilig geworden immer nur in ihren Kammern zu hocken und zu koordinieren und wollen nun auch persönlich mit mischen.", knurrte er arrogant, was Beelzebub dazu brachte, die Augen zu verdrehen. Da meldete sich Leviathan zu Wort. "Warum auch immer sie auf die Erde gekommen sind, sie werden uns Probleme bereiten. Die Fürsten verrichten in letzter Zeit hervorragende Arbeit, jedenfalls jene unter uns, die nicht zu beschäftigt damit waren, König zu spielen, oder sich als Prinz der Hölle auf zu schwingen." Dabei warf sie Luzifer und Beelzebub einen vielsagenden Blick zu. "Ich bin ebenso der Fürst der Sünde Hochmut, als auch Stellvertreter des oberster Herrscher der Hölle und König des Ostreiches.", erinnerte Luzifer sie eingeschnappt, woraufhin Leviathan bloß eine Augenbraue hob. "Und ich bin Königin des Westreiches, Großadmiralin der teuflischen Armeen und zeitweise als Chaosdrachin in den Meeren der Erde unterwegs, vernachlässige trotzdem nicht meine Aufgabe als Fürstin der Todsünde Neid. Wenn du dich den weitreichenden Aufgaben nicht gewachsen siehst, welche deine Ränge mit sich bringen, gib doch das ein oder andere ab. Ich bin mir sicher, Samael würde dir sofort die ein oder andere Last abnehmen, schließlich ist er ebenso ein gefallener Engel wie du einer bist.", zischte sie ärgerlich. Lucifer schnaubte verächtlich. "Samael? Bitte, der könnte doch nicht ansatzweise auch nur eine einzige meiner Aufgaben übernehmen.", widersprach Luzifer. "Wenn du den Menschen auch nur die Hälfte deines eigenen Hochmutes einpflanzen würdest, würden unsere Einnahmen rasend in die Höhe schnellen.", wisperte Belial schadenfroh, woraufhin Luzifer ihn mit einem tödlichen Blick strafte. Satan hob die Hände um die anderen zur Ordnung zu rufen. "Das ist jetzt genug. Wir müssen uns um die Erzengel kümmern. Beelzebub, beruf den Rat der Fürsten ein, wir sollten uns einen Plan überlegen, wie wir diese nervigen Archangeloi umgehen können, ohne allzu viel unserer bereits verrichteten Arbeit zunichte zu machen.", befahl dieser und sofort sprang Beelzebub auf und eilte hinaus. "Damit wäre der Rat der Könige beendet." Satanas warf Belial einen vielsagenden Blick zu, der jedoch keine Anstalten machte aufzustehen. Satanas räusperte sich ungeduldig und sofort lag Belials Blick auf ihm. "Sollte ich als König nicht vielleicht hören, was die Fürsten zu sagen haben?", warf er ein als er Satans auffordernden Blick sah. "Wofür? Du bist kein Fürst, es liegt nicht in deinem Zuständigkeitsbereich dich mit den Todsünden auseinander zu setzen. Kehre zurück zum Höllentor und bewache es, dies liegt in deiner Zuständigkeit.", meinte Luzifer mit einem bösartigen Lächeln. Belial funkelte ihn wütend an, erhob sich jedoch widerstandslos und verließ den Raum, die Hände zu Fäusten geballt. Er war ein König der Hölle, und doch schien es so, als würden die Anderen auf ihn herab sehen, und weshalb? Weil er zwar ein König war, doch seine Hauptaufgabe lag im Bewachen des Höllentors. Er war nicht der oberste Herrscher der Hölle, auch nicht sein Stellvertreter, oder der Großadmiral der Dämonenlegion. Genauso wenig war er ein Fürst der Todsünde. Natürlich saß er auch im Rat der Prinzen der Hölle, doch dieser Rat war mehr repräsentativ, als wirklich entscheidungskräftig. Und trotz seines Titels Herr der Lügen, war er nicht zum Fürst gekürt worden. Für einen Moment erwischte er sich, wie er daran dachte, dass die Himmelshierachie hierbei so seine Vorteile hatte. Es gab drei Triaden, neun Chöre, jeder Chor hatte seinen eigenen Aufgabenbereich und jeder Chor wusste genau wer über ihm und wer unter ihm stand. Schnell verdrängte Belial diese Gedanken. Er war hier in der Hölle, hier herrschte das Chaos. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden tauchte Belial ein in die Dunkelheit, und machte sich auf den Weg zurück in das karge, nördliche Ödland, das er das seine nannte.

Heaven against HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt