Der Krieg beginnt

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Azrael weichte den zahlreichen Wirbelstürmen und tückischen Winden aus, die in Luzifers Reich vorherrschten und sauste über die windgebeutelte Ebene hinweg zu auf das prunkvolle goldene Schloss, welches geradezu Luzifers gewaltiges Ego widerspiegelte. Ohne auf die niederen Dämonen zu achten, die ihm den Befehl zuriefen, zu landen, flog er direkt auf den geräumigen Balkon, der an Luzifers Thronsaal anschloss, zu und trat ohne auf Etikette und Höflichkeit zu achten, die gläserne Tür ein. Luzifer erwartete ihn auf seinem goldenen Thron, ein breites Grinsen im Gesicht, und winkte ihm provokant zu. "Willkommen in meinem Reich, Azrael, es wurde aber auch langsam Zeit das du zu Besuch kommst. Wie gefällt dir meine Einrichtung? Schick, findest du nicht?", rief er ihm gelassen zu, doch Azrael war nicht für ein nettes Pläuschchen gekommen. "Was hast du getan, Luzifer?", rief er wütend und stürmte auf den König des Osten zu, welcher schnellsten aufsprang und aus seiner Reichweite tänzelte. Er streckte die Arme aus und fragte gespielt unschuldig: "Wovon redest du, teurer Azrael?" Dieser schnaubte verächtlich. "Tu nicht so scheinheilig, ich weiß was du getan hast, Samael hat mir alles gesagt. Du hast Gabriel dazu gebracht einen Krieg los zu treten!", knurrte er und funkelte Luzifer finster an, der bloß grinsend die Hände sinken ließ. "Hab ich das?", flüsterte er provokant ehe er gemächlich an Azrael vorbei zu seinem Thron schritt um sich lässig darauf nieder zu lassen. "Wie interessant, erzähl mir mehr.", forderte er ihn mit einer Handbewegung auf. Azrael musste all seine Willenskraft zusammennehmen, um Luzifer sein perfides Grinsen nicht einfach aus dem Gesicht zu schlagen. "Du weißt ganz genau wovon ich rede.", fauchte er, als er plötzlich von einem hellen Klang eines Gongs unterbrochen wurde, der anschwoll und immer lauter wurde, sodass die gesamte Hölle ihn hören musste. Azrael sah alarmiert auf und Luzifers Grinsen wurde breiter, während ein wahnsinniges und zugleich triumphierendes Funkeln in seine Augen trat. "Er hat es wirklich getan. Er hat es wirklich alles ernstes durchgezogen.", murmelte er wie im Wahn zu sich selbst und begann zu lachen. Azrael blickte mit einem mulmigen Gefühl zu ihm. "Was meinst du, was hat wer getan? Was bedeutet der Gong, Luzifer?", rief er, obwohl er tief in sich bereits eine Ahnung hatte, was die Antwort auf seine Frage war. Luzifer erhob sich und schlenderte zu Azrael. "Der Gong war ein Startbefehl. Eine Mitteilung an jeden König, jeden Prinzen, jeden Fürsten, jedem Mitglied der dämonischen Legionen. Der Himmel rüstet sich. Es ist so weit, Azrael, der Krieg hat begonnen, und diesmal ging es von unseren Moralaposteln persönlich aus. Die Erzengel haben gesprochen, die Seraphim haben entschieden, sie werden kommen. Doch wir sind bereit."

Es herrschte ein geschäftiges Treiben als Gabriel mit einem wutschnaubenden Michael zu Uriel und Castiel zurück kam. Die beiden sahen ihnen entgegen. "Wir haben die Fanfaren gehört, also passiert es wirklich, wir rüsten uns für den Krieg.", flüsterte Uriel leise, als die beiden bei ihnen angekommen waren. "Ja, und das alles haben wir Gabriel zu verdanken.", knurrte Michael. Gabriel sah ausdruckslos zu ihm. "Ich habe getan was getan werden musste, die Seraphim haben sich richtig entschieden." Michael baute sich vor seinem Bruder auf. "Ich weiß ja nicht was du Camael erzählt hast, das er sich bei dieser wahnwitzigen Idee wirklich auf deine Seite geschlagen hat, aber was auch immer es war, wir müssen jetzt die Konsequenzen tragen." Gabriel verschränkte bloß herausfordernd die Arme. "Du bist doch bloß wütend das sie sich für mich entschieden haben.", gab er patzig zurück. "Hier geht es doch nicht darum, für wen sie sich entschieden haben! Gabriel, du hast genau das getan, was Luzifer von dir wollte, du hast die Seraphim dazu gebracht, einen Krieg anzufangen. Jeder Engel der deswegen fällt, jeden Bruder und jede Schwester die wir verlieren werden, gehen auf deine Verantwortung. Ich hoffe du bist zufrieden.", rief Michael zornig, ehe er umdrehte und einigen Archai folgte, die gerade dabei waren, ihre Legionen zu versammeln. Gabriel sah ihm noch einen Moment schweigend hinterher, ehe er sich mit einer starren Maske der Gleichgültigkeit an Uriel und Castiel wandte, welche den Streit der beiden älteren Brüder schweigend verfolgt hatten. "Holt eure Rüstung, bewaffnet euch und sammelt eure Truppen, Brüder, wir ziehen in den Krieg.", fauchte er wütend und stürmte los. Die beiden sahen sich noch einen Moment überfordert an, ehe sie ihm folgten. "Wir sollten Azrael informieren, wenn ein Krieg beginnt, sollte er davon erfahren.", rief Uriel über den Tumult Gabriel zu, der abrupt stehen blieb. Als er sich zu ihm umdrehte lag in dessen Augen ein Ausdruck, den weder Uriel noch Castiel einordnen konnten. "Das dachten die Exusiai auch. Micah wollte Azrael kontaktieren, doch er war unauffindbar.", flüsterte er leise. Castiel fluchte leise und Uriel riss erschrocken die Augen auf. "Das kann doch viele Gründe haben.", stammelte er, doch Castiel unterbrach ihn mit einem spöttischen Lachen. "Nein, das kann nur einen Grund haben. Er ist in der Hölle, außerhalb seiner Lieferzeiten. Was für ein Zufall, so kurz, ehe der Krieg beginnt.", knurrte er wütend. Uriel schüttelte den Kopf, wollte ihm widersprechen, konnte nicht glauben das Azrael sich wirklich gegen sie stellen würde, doch auch Gabriel nickte mit kalter Miene. "Castiel hat Recht. Azrael hat sich entschieden." "Nein, er hat klar gemacht, das er für niemanden Partei ergreifen würde, weder für uns, noch für sie. Ich kann nicht glauben das er uns das wirklich antun würde.", meinte Uriel leise, doch auch in ihm stiegen Zweifel auf. Er musste wieder an sein Gespräch mit Asmodai denken. Hatte der Fürst wirklich Recht gehabt? Hatten sie Azrael wirklich verloren, hat er sich für die Hölle entschieden? Oder war das bloß ein Trick. War das alles vielleicht bloß eine weitreichende Intrige der Könige der Hölle? "Wir haben jetzt keine Zeit über Azrael nachzudenken, Uriel.", riss Gabriel ihn aus seinen Gedanken, umfasste seine Schultern und sah seinem Bruder tief in die Augen. "Du musst dich jetzt konzentrieren, Bruder. Rüsten, bewaffnen, Truppen sammeln. Wir befinden uns im Krieg."

Heaven against HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt