»11« Das feindliche Territorium

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𝕃 𝔸 ℝ 𝔸

„Guten Morgen."

Ich reiße die Augen auf, als ich eine Stimme ganz nah an meinem Ohr vernehme.

Große blaue Augen sehen in meine. Ich muss mich gar nicht genauer umsehen, die pinke Haarsträhne, die ihr in die Stirn fällt, lässt mich wissen um wen es sich handelt.

„Susi, ich gebe dir zwei Sekunden. Wenn du bis dahin keinen Abstand nimmst, reibe ich dir meine stinkende Socke ins Gesicht", seufze ich und drehe ihr den Rücken zu. Doch statt dass sie auf Abstand geht, schlingt sie ihr Bein um meine Hüfte.

„Ich kuschle aber gerne", erwidert sie. Ich höre ihr Grinsen bereits heraus und seufze wieder nur. Bald. Bald werde ich so trainiert sein, dass ich ihr in den nicht vorhandenen Hintern treten kann. Ich schließe müde die Augen und verziehe etwas das Gesicht.

Der Tag war nervenaufreibend. Das Training war hart, der Unterricht langweilig und die Menschen um mich herum anstrengend. Doch vor allem habe ich kaum schlafen können. Ich bin total auf Schlafentzug, dass mein Kopf schon brummte.

Und ich bin noch nicht bereit aufzustehen.

„Steh' auf, Lara. Wir gehen auf ein Abenteuer!", flüstert Susi's verheißungsvoll. Ich vergrabe mein Gesicht tiefer in mein Kissen. Oh, nein, ich werde jetzt bestimmt nicht aufstehen! Hat sie den Verstand verloren?

Besitzt sie überhaupt irgendwas außer Zucker da drin?

„Au!", fauche ich, als sie mir in die Seite pickst. Murrend hebe ich den Kopf und sehe über meine Schulter. Augenbraunwackelnd grinst sie mich an.

Oh, Gott...

„Los, die anderen warten schon!", seufzt sie, als ich mein Gesicht wieder auf mein Kissen drücke. Was? Die anderen?

„Was redest du für einen Unsinn?", knurre ich. Ich spüre bereits, wie ich langsam wach werde und das nervt mich gewaltig! Wieviel Uhr haben wir überhaupt? Ich will weiter schlafen, denn um 5am habe ich wieder auf den Beinen zu stehen!

„Steh endlich auf. Es ist wichtig, dass du dabei bist", sagt sie. Nun bin ich hellwach. Warum ist es wichtig, dass ich irgendwo dabei bin?

„Hey! Ich mein das ernst. Steh endlich auf", motzt sie nun. Ich öffne die Augen nur widerwillig und setze mich auf.

„Ich weiß ja nicht welches Einhorn dir diesmal ins Hirn geschissen hat, aber Susi...", beginne ich, reibe mir die Augen und seufze laut.

„Es ist 1am. Willst du mich verarschen?", jaule ich. Das kann doch nicht wahr sein! Da sehnt sich man sich nach etwas Schlaf und nicht einmal diesen bekommt man hier. In vier Stunden muss ich bereits bei Shifu sein und das mit Power in meinen knochigen Armen!

„Ich sage es dir nochmal: Es ist wichtig, dass du dabei bist", erwidert sie, positioniert die Hände an meinen Schultern und sieht mir ernst in die Augen.

Ich runzle die Stirn, als mir etwas auffällt.

Sie ist mir so nah.

Das heißt sie ist auf meinem Bett.

„Runter von meinem Bett oder die Einhorn-Kacke in deinem Kopf wird aus deinem Mund hinausbefördert und du willst nicht wissen, wie ich das anstellen werde", drohe ich ihr und schließe die Augen, um mich selbst zur Ruhe zu rufen. Schlimm genug, dass sie immer irgendwie in mein Zimmer kommt, jetzt schläft sie auch noch in meinem Bett!

Agonía SilenciosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt