»30« Mitternachtstraining

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Seufzend reibe ich mir die Arme und sehe in den dunklen Nachthimmel, während ich auf Danny warte. Ich kann nicht fassen, dass ich noch um Mitternacht trainieren soll, wo ich doch so unendlich müde bin, doch mit ihm diskutieren wollte ich nun auch nicht, da es sich eh nicht lohnt. Wenn er was will, dann bekommt er es auch und wenn er jetzt trainieren will, dann werden wir das auch tun. Auch wenn es mich ärgert, dass er das Sagen hat, kann ich nichts dagegen unternehmen.

Denn wenn ich tatsächlich verneine, dann zerrt er mich einfach raus und treibt mich wieder Nahe des Abgrunds, bis ich heule.

Er ist wirklich kein Gentleman.

„Da bist du ja endlich! Ich habe mir den Arsch abgefroren", klage ich, sobald er endlich raus kommt. Danny entgegnet nichts und greift stumm nach meinem Handgelenk.

„Wohin gehen wir?", hake ich verblüfft nach, als er mich hinter sich herzieht.

„Hoch."

Oh, Gott sei Dank! Hier unten will ich wirklich nicht stehen und da oben...

... fällst du tiefer.

„E-Eh... wieso denn?", keuche ich leise. Die kleine Stimme in meinem Kopf lacht gehässig auf, dass ich ihr am liebsten einen Tritt verpassen würde. Wenn ich könnte, würde ich den anderen Lara's in meinem Kopf befehlen diese Verräterin einzusperren. Sie kann zu mir doch nicht böse sein!

Verdammt Lara, reiß dich zusammen, du Idiotin!

Danny antwortet mir nicht, weswegen ich die Schultern sacken lassen.

„Bitte. Nicht wieder diese Spielchen", flehe ich und heule gespielt auf, weswegen er mir einen schiefen Blick zuwirft.

„Das wieder morgen früh. Jetzt werden wir die beibringen zu kämpfen."

„Kämpfen?" Verwundert hebe ich den Kopf.

„Genau. Dort oben ist einfach mehr Platz." Danny seufzt sobald wir oben ankommen und lässt mein Handgelenk los, ehe er einige Schritte zurückgeht. Erst jetzt sehe ich das Kissen in seiner Hand.

„Bekämpfe mich."

Ich halte den Atem an. Natürlich habe ich in seinem Unterricht gelernt, wie ich mein Bein zu heben habe, wie ich den perfekten Tritt verpasse und wie meine Faust geformt sein muss, wohin ich am besten treffen soll und alles, aber bisher habe ich noch nicht gegen jemanden gekämpft. Nun, genau genommen kämpfen wir zwar auch nicht, sondern wechseln so gesehen nur die Rollen, in dem er nun meine Schläge abwehrt, aber dennoch verunsichert es mich. Die letzten Stunden habe ich auch noch geschwänzt...

„Ich kann noch nicht so kämpfen wie die anderen", lasse ich ihn wissen.

„Ich weiß."

Ich puste langsam die Luft aus meinen Wangen und nicke.

Ich kann das. Ganz sicher.

„Okay. Aber sei nicht zu hart zu mir", bitte ich ihn, weiß jedoch sogleich, dass es auf taube Ohren schlägt, denn in Danny's Augen blitzt der Schalk auf.

„Aber natürlich, Liebling."

Ich habe wenige Sekunden zu reagieren, da nimmt er bereits Anlauf und rennt auf mich zu. Ich schnappe laut nach Luft und spanne mich zum zerbersten an. Okay Lara, einfach deinen Fuß heben! Ein Tritt und er dürfte zurück gehen müssen... oder ich falle hin.

Rechtzeitig weiche ich aus und renne nach rechts, sodass Danny ins Leere läuft. Entschuldigend erwidere ich seinen angepissten Blick.

„Ich wurde halt nervös", erkläre ich verunsichert. Er entgegnet nichts und rennt bloß wieder auf mich zu, doch gerade als ich mir denke ›Eine Faust wird es tun‹ weiche ich wieder aus, sodass er wütend knurrt.

Agonía SilenciosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt