»25« Der platte Reifen

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Am Abend steht Danny vor meiner Tür. Ich habe ihn ungefähr zwei Tage nicht mehr gesehen, doch viel an ihm verändert hat sich nicht. Die waldgrünen Haare sehen frisch gewaschen aus und sind mal wieder zurück gekämmt worden, sodass sich die Enden zu Locken kringeln. Die tiefschattigen Augenringe sind so tief wie der Marianengraben - ebenso nicht neu. Nur ist er anders angezogen. Er trägt nicht die typischen - und verdammt heißen - Trainingsklamotten, sondern eine Jeans, die sich ganz leicht, jedoch perfekt an seinen Oberschenkeln schmiegt und einen Kaschmirpullover.

Verdammt lecker.

Aber Erbsen sehen auch lecker aus, nur schmecken tun sie nicht.

„Was willst du?", blaffe ich. Danny hebt eine Braue in die Höhe, wobei ich wieder das Verlangen habe ihm eine überbraten zu wollen.

„Ich bin hier, um dich abzuholen. Ich denke, du weißt es schon."

Ich habe ein wenig verstehen können, was er mir sagen will, doch das Ende dann wieder nicht, weswegen ich seufzend auf meine Uhr sehe.

„Ja, ich weiß es bereits." Mit diesen Worten drehe ich mich um und greife nach dem Griff meines bereits fertig gepacktem Koffer. Erwartungsvoll drehe ich mich zu ihm um. Verwirrung blitzt in seinen Augen auf, die jedoch augenblicklich wieder verschwindet, als ich nun eine Augenbraue in die Höhe hebe.

Ich werde Shifu's Rat befolgen und ihm verzeihen, ohne dass er sich überhaupt erst entschuldigt hat, seine Worte jedoch sicher nicht so schnell vergessen.

Gerade weil er sich nicht entschuldigt.

„Dann wollen wir mal", seufze ich und drücke mich an ihm vorbei. Ich verkneife es mir Fragen zu stellen und tue jetzt einfach mal so, als würde es mich nicht brennend interessieren, wohin es überhaupt geht. Meine Schulter streift seine Brust und sein Duft steigt mir in die Nase, so nah bin ich ihm, doch auch nur, weil er keinen Platz macht. Was benutzt er bloß für ein Parfum? Es riecht immer so verdammt gut und lässt meine Hormone verrückt spielen. Kaum zu glauben, dass ich bereits mit ihm geschlafen habe... es ging so schnell, dass ich mich kaum an ihn erinnere. Nun, vielleicht liegt es daran, dass ich ihn weder sehen noch wirklich anfassen konnte.

Doch ich bereue es nicht. Alles was ich bereue ist, es getan zu haben.

Kopfschüttelnd verlasse ich das Gebäude. Von Aurela, Susan und auch Shifu habe ich mich bereits verabschiedet. Susan hatte sich die ganze Zeit gefragt, wohin es nur gehen könnte, da sie sich nichts darunter vorstellen konnte, doch ich versprach ihr alles zu erzählen, sobald ich wieder da bin.

Vor mir steht ein geparktes Auto und als Danny auf dieses zuläuft und mir dabei den Koffer aus der Hand nimmt wird mir klar, dass dies dann wohl sein Auto sein muss. Ich staune. Irgendwie habe ich bei Danny eher mit einem Porsche und sonst ein teures Luxusauto gerechnet, doch mit einem VW Touareg nicht. Dennoch lässt die Tatsache mich schmunzeln. Das Auto ist schön und die dunkelblaue Farbe passt zu Danny irgendwie.

Mein Blick fällt auf eine Gestalt links von mir, den ich sofort als jemanden identifiziere, den ich kenne.

„Hey Abishek!", rufe ich erfreut und hebe hastig die Hand, um ihm wie verrückt zuzuwinken. Der koreanische Inder, der mich am ersten Tag abgeholt und hergefahren hat, sieht stirnrunzelnd zu mir und hebt erst die Hand, als er mich scheinbar wiedererkennt. Ich laufe derweil auf ihn zu.

„Lange habe ich dich nicht gesehen!", rufe ich und schüttle seine Hand.

„Wie deine Name nochmal, Mädchen?", fragt er.

„Lara. Du hast mich damals hergefahren, erinnerst du dich?"

„Ja, ich erinnere mich. Du bist diese Mädchen, das so viel geredet."

Agonía SilenciosaDonde viven las historias. Descúbrelo ahora