Rin Matsuoka ~ Free

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Mein Name ist Akira Takahashi, ich bin die Cousine von Haruka Nanase und lebe seit der Grundschule bei ihm, da meine Eltern bei einem Unfall verstorben sind. Nach dem Tod meiner Eltern zog ich mich aus der Gesellschaft zurück. Redete nur selten ein Wort, lachte nie und meine Augen hatten einen trüben, ausdruckslosen Blick. Harus Eltern und auch die Lehrer versuchten mit Gesprächen zu mir durchzudringen, doch ich blockte alles ab. Nur im Wasser konnte ich alles vergessen. Dort ließ ich mich treiben, das Wasser meinen Körper umspielen, mich geborgen fühlen. Und doch schwamm ich nicht, da die anderen, Haru, Makoto, Nagisa und Rin nicht meine Narben und Wunden sehen sollten, die ich mir selbst an den Armen zugefügt habe. Und schließlich ging Rin auch noch nach Australien. Ich habe noch jemanden verloren, der für mich die Welt bedeutet hat. Mittlerweile sind wir in der Oberschule und ich habe gelernt, zu lächeln, wenn es angemessen war, doch meine Augen zeigten bei dieser Geste keine Emotionen. Haru, Makoto und Nagisa sind an der Iwatobi High und ich bin an die Samezuka Akademie gegangen. Diese ist berühmt für ihren Schwimmclub. Da ich für mich keine Zukunft sah, wollte ich mich nach meinem Abschluss umbringen und da ich nicht wollte, dass meine Freunde um mich trauern, ging ich an diese Schule, damit sie lernen, ohne mich zu leben. Nun war ich in der 11. Klasse und entschied mich dazu, dem Schwimmclub beizutreten, damit ich nach den Trainings mal wieder das Wasser spüren konnte. Ich hatte mir auch einen Badeanzug gekauft, der meine Arme verdeckt. "Ich möchte euch ein neues Mitglied vorstellen. Das ist Akira Takahashi", stellte mich der Capitain Seijuro den anderen Mitgliedern vor. Ich zwang mir ein leichtes Lächeln auf, verbeugte mich leicht und sprach leise: "Es freut mich, eure Bekanntschaft zu machen." Noch bevor ich meinen Kopf heben konnte, wurde ich in eine stürmische Umarmung gezogen. Ich versteifte mich komplett in den Armen der Person. "Akira", hauchte der Junge. Nun drückte ich mich etwas weg, damit ich ihn ansehen konnte. "Rin...", hauchte ich fassungslos und Tränen traten mir in die Augen. Der maroonhaarige lächelte mich leicht an und schloss mich wieder in seine Arme. "Seit wann bist du wieder in Japan?", fragte ich ihn, als wir uns lösten. "Erst seit kurzem. Wie geht es dir, Aki-chan?", zog Rin mich mit meinem alten Spitznamen auf, weshalb ich rot wurde. Rin war, neben Nagisa, der einzige der mir einen Spitznamen gegeben hatte. Zumindest war Aki-chan nicht so peinlich wie Akilein. "Es hat sich nicht viel geändert. Ich habe nur gelernt damit umzugehen", erklärte ich ihm, dabei nahm sein Gesicht einen besorgten und traurigen Ausdruck an. Ich war schon immer eine ehrliche Person und sagte alles so, wie es war, nur das von meiner Selbstverletzung und von meinen Suizidgedanken behielt ich für mich. "Schwimmst du eine Runde Freistil gegen mich?", fragte Rin und hielt mir seine Hand hin. "Natürlich", meinte ich monoton und nahm seine Hand entgegen. Ich gewann sogar gegen ihn. "Du bist schnell geworden, Akira", meinte Rin verblüfft. "Ich glaube eher, du bist langsamer geworden. Ich habe in der Mittelstufe mit dem Schwimmen aufgehört", erklärte ich ihm. Natürlich fing er an zu schmollen. "Du wirst Haru immer ähnlicher. Muss wohl in der Familie liegen", nuschelte er. "Du hast echt spitzen Zeiten, Akira-chan", lächelte mich Seijuro an, nachdem ich aus dem Wasser stieg. Bei dem Anhängsel versteifte sich Rin neben mir. Anscheinend gefiel es ihm nicht, wenn er mich mit chan ansprach. "Ich werde nicht an Turnieren teilnehmen. Ich schwimme nur als Hobby", zischte ich den Capitain an und ließ mich rücklings ins Wasser fallen. Ich ließ mich treiben und hing meinen Gedanken nach. Das Wasser, es umschließt mich, es lebt, es hält uns am leben, es kann aber auch töten. Es tötet, indem es uns unseren Sauerstoff raubt, uns langsam, aber sicher erstickt. Es lebt, es breitet seine Fängen nach einem aus und zieht dich in die Tiefe. Trotz dieser schrecklichen Erkenntnis fühlt es sich für mich wie Freiheit an.

Wir waren gerade dabei neue Badesachen zu kaufen, als ich die Stimme von Nagisa hörte. Und wenn Nagisa hier war, war auch mein Cousin hier. "Was machst du denn hier, Cousinchen?", fragte plötzlich Haruka hinter mir. Ich zuckte stark zusammen und drehte mich zu ihm um. "Mensch Haru erschreck mich nicht so!", zischte ich ihn an. "Wir waren hier, um neue Badesachen zu kaufen. Ich schwimme wieder, Haru. Jedoch nicht an Turnieren, aber ich muss jetzt wieder los. Wir sehen uns, Haru", verabschiedete ich mich und suchte nach Rin. "Hey Akira, probier doch den mal an. Der würde dir sicher super stehen", sagte Seijuro und hielt mir einen Bikini unter die Nase. "Ich werde das sicher nicht anziehen!", fauchte ich den rothaarigen an und rannte nach draußen. Es hat doch alles keinen Sinn mehr. Ein Abschluss bringt mir doch auch nichts, wieso also nicht in diesem Sommer. Als ich einige Zeit hinter einem Baum gelehnt war und mich geritzt hatte, hörte ich die Stimmen von Haru und Rin. Meine Wunden ließ ich diesmal einfach offen, verdeckte sis jedoch mit meiner Clubjacke. Haru ließ Rin abblitzen, als er ihn bat noch einmal gegen ihn anzutreten, jedoch ernsthaft. Als Rin dann laut wurde und Haruka gegen den Zaun drückte, wurde es mir zu bunt. "Hört auf damit!", fuhr ich die beiden an und ging zwischen die beiden. Ich drückte Rin an der Brust zurück um etwas Abstand zwischen die Beiden zu bringen. "Wieso muss es euch beiden so wichtig sein, wer der bessere von euch ist. Wieso müsst ihr eure Freundschaft aufs Spiel setzen indem ihr gegeneinander schwimmt und nicht mehr miteinander, so wie früher!", steigerte ich mich hinein und wurde zum Schluss hin immer lauter. Als ich nach Luft schnappte, verschwamm meine Umgebung vor meinen Augen und ich verlor mein Gleichgewicht. Rin reagierte rechtzeitig und fing mich auf, bevor ich auf dem Boden aufschlug. Ihre Stimmen, die nach mir riefen hörte ich nur ganz dumpf und meinen Körper konnte ich nicht mal bewegen. Als Haru meinen linken Arm anhob, sah man Blut, weshalb mein Cousin den Ärmel ohne zu zögern hochschob und somit meine unzähligen Wunden und Narben preisgab. Tränen bildeten sich in meinen Augen. "Ich wollte doch nur, dass diese Schmerzen endlich aufhören, doch das taten sie nicht. Das war die einzige Möglichkeit die Schmerzen zumindest vorübergehend zu vergessen. Ich will nicht mehr mit diesen ständigen Schmerzen leben, die versuchen mir meinen Verstand zu rauben", hauchte ich. Beide sahen mich besorgt an. Rin band ein Taschentuch um meine Wunden, während Haru einen Krankenwagen rief.

Ich blieb einige Zeit im Krankenhaus. Nicht meiner Wunden wegen, sondern aufgrund meines psychischen Zustandes. Doch schließlich wurde ich einen Tag vor der Präfekturmeisterschaft entlassen. Nun, da es mein Cousin und Rin wissen, trug ich ein kurzärmliges Shirt. Meine Arme waren immer noch verbunden, da ich mich auch im Krankenhaus mehrfach geritzt hatte. Spät am Abend ging ich noch mal zu den Automaten um mir etwas zu Trinken zu holen. Schon bevor ich um die Ecke bog, hörte ich Rins Stimme. Er erzählte von seinem Vater und von seinem Traum. "Es kommt selten vor, dass du jemanden von dir erzählst", zog ich die Aufmerksamkeit auf mich. Rin und sein Zimmerkollege Aijirou sahen überrascht zu mir und vorallem auf meine verbundenen Arme. "Akira. Du wurdest also wieder aus dem Krankenhaus entlassen?", fragte Rin etwas verwirrt, als hätte er noch nicht so ganz begriffen, dass ich wirklich hier bin. Doch schon einen Moment später sprang er auf und umarmte mich stürmisch. "Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht", raunte er in mein Ohr, was mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. "Es tut mir leid. Ich wusste einfach nicht, wie ich es verarbeiten sollte", flüsterte ich. "Ich geh mal zurück", meinte Aijirou und ging, weshalb Rin und ich nun alleine waren. "Weißt du Akira, dass ich dich all die Jahre in Australien nicht einen Tag vergessen konnte? Ich wollte deine Stimme wieder hören, wieder in deiner Nähe sein. Und weißt du warum Akira? Weil ich mich in dich verliebt habe", hauchte er, während er mich noch fester zu sich zog. Ich spürte, wie ich hochrot anlief. Langsam drückte ich mich von ihm weg. "D-du meinst das w-wirklich ernst, Rin?", fragte ich ihn stotternd. Er lächelte leicht und nickte. Flüchtig gab ich ihm einen Kuss auf den Mund. Als er dies realisierte glitzerten seine Augen vor Freude. Dies ließ mich unnwillkürlich lächeln. Richtig lächeln. Zum ersten Mal, seit meine Eltern gestorben waren, konnte ich wieder von Herzen lachen. "Rin, ich liebe dich", schluchzte ich leicht und doch lächelte ich. Rin wischte mir meine Tränen weg und küsste mich. Jedoch nicht flüchtig wie eben, sondern lange und leidenschaftlich. In diesem Kuss lag seine gesamte Liebe. "Ich liebe dich auch, Akira", nuschelte er an meinen Lippen.

"Du bist doch von allen guten Geistern verlassen! Wieso tust du dir sowas an? Weißt du, was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe, Akira?", brauste Haruka, als ich bei der Präfekturmeisterschaft zu ihnen trat. Ich hatte die Verbände abgelegt und trug ein blaues Sommerkleid. Das bedeutet, dass man meine Narben und Wunden sehr deutlich sehen konnte. Ich spürte viele Blicke auf mir. Doch diese waren mir egal. "Es tut mir leid, Haruka", entschuldigte ich mich. Ich wagte es nicht ihn anzusehen. Doch schließlich seufzte er und fragte: "Sag mal, zwischen dir und Rin läuft doch was, stimmt doch oder habe ich Recht?" "W-woher...", stotterte ich, doch mein Cousin unterbrach mich: "Er sieht schon die ganze Zeit zu uns herüber und du zeigst wieder Emotionen, deshalb habe ich das vermutet, aber dass es wirklich stimmt, habe ich nicht gedacht. Naja, ich freue mich für euch. Er tut dir gut."
So verabschiedete ich mich von meinem Cousin, Makoto und Rei und ging wieder zurück zu meiner Schule und zu meinem Freund.

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