Evelyns Independence Day

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   Wie eine dreißig Jährige Mutter mit zwei Kindern und einem Mann der mich vielleicht betrügt saß ich da, den Rucksack zwischen meinen Beinen, auf dem Hocker und schlürfte an einem Cocktail. Schon deprimierend, dass jemand Anfang zwanzig wie ich alleine in einer Bar hockte und einen Cocktail trank als sei es ein Glas Wasser. Vielleicht sollte ich mir etwas Härteres bestellen, einfach weil es ein Jubiläum war. Ich feierte immerhin meine Unabhängigkeit und der Independence Day wird in Amerika auch groß gefeiert. Ich saugte die letzten Tropfen des Cocktails aus und sah auf die dunkle Holzplatte vor mir.

   Wieso sollte ich dann meinen eigenen Independence Day so armselig verbringen? Noch bevor ich den Mund auf machen konnte um mir zwei Kurze zu bestellen ließ sich jemand auf den freien Hocker neben mir nieder und rief dem Barkeeper etwas zu.

   »Was suchst du hier?«, fragte ich ihn.

   »Du vergisst, dass das hier mein Lieblingsort ist.«, erwiderte Fynn. Ich stützte meinen Kopf mit meiner Hand und zerbrach mir den Kopf darüber, was ich jetzt tun sollte. »Du siehst aus wie eine depressive Mutter.« Der Mann brachte Fynn zwei Gin Tonics.

   »Du scheinst dich auszukennen.«, gab ich von mir und sah ihm in die Augen. Sein Gesicht schien für einen Moment wie versteinert zu sein, doch dann grinste er und hielt mir einen der beiden Getränke hin. »Tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe.« Seine Gesichtszüge entspannten sich wieder und ich griff nach dem kalten Glas mit der durchsichtigen Flüssigkeit darin.

   »Worauf stoßen wir an?«, fragte er und hob sein Glas an.

   »Auf den Evelyns Independence Day - Bin noch auf der Suche nach einem besseren Namen.« antwortete ich und hob mein Glas ebenfalls an.

   Er lachte in sich hinein und nahm einen Schluck. Ich tat es ihm gleich und verschluckte mich beinahe. Mein einem unterdrücktem Huster stellte ich das Glas wieder vor mich an die Bar. Fynn sah mich amüsiert an.

   »Erspar dir ein Kommentar.«, bemerkte ich kühl und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.

   »Wollen wir nicht lieber zu den Bänken?«

   Ich sah zu den Sitznischen und betrachtete nacheinander die knutschenden Pärchen. »Dir ist klar dass ich mit Dean gehe?«, fragte ich ihn. Ging ich wirklich mit Dean?

   »Dass ihr euch oft trefft ist mir bekannt, ja.«, beantwortete er meine Frage und stand auf, griff nach meinem Rucksack und stolzierte mit seinem Glas in der Hand und meinem Rucksack um die Schulter zu einem freien Platz. Ich knirschte mit den Zähnen und nahm mein Glas ebenfalls in die Hand um ihm zu folgen.

   »Wieso feiern wir einen Evelyns Independent Day

   »Weil diese Evelyn es zur Unabhängigkeit geschafft hat.« grinste ich und ließ mich ihm Gegenüber auf den die Bank fallen.

   »Wovor floh denn diese Evelyn?«

   Fynn lehnte sich etwas vor und ich grinste schelmisch. Bevor diese Situation in irgendeiner Weise eskalieren konnte oder ich noch über meine Eltern und Brüder sprach, weswegen ich schlussendlich verheult in seinen Armen liegen würde, stellte ich ihm eine Gegenfrage: »Was führte denn die arme Mutter eines jungen Mannes zu Depressionen?«

   Er beobachtete mich neugierig, ein Grinsen lag ihm im Gesicht und er leckte sich kurz über die Lippen ehe er einen weiteren Schluck seines Getränkes nahm. »Das wissen leider nur meine besten Freunde.«

   »Du meinst diesen einen der schon beinahe an mich vergeben ist?« Ich fühlte mich sicherer, wenn ich meine Beziehung mit Dean etwas hoch pushte. Wenn Fynn dachte, Dean und ich seien ein Paar, würden die Chancen auf eine Eskalation drastisch sinken.

   »Ihr seid kein Paar.«, stellte er fest und meine Pläne gingen zu Bruch. Als hätte jemand ein Streichholz in einen Papierstapel gelegt -  Sie fackelten einfach alle ab.

   »Woher willst du das wissen?«

   »Ersten würdest du kaum hier sitzen, alleine. Zweitens wäre er nicht bei Sina.« Fynn musterte mich voller Neugierde. Der Name kam mir bekannt vor.

   »Gut, du hast gewonnen.«, erwiderte ich.

   »Ist das da etwa Trauer in deinem Gesicht?«, er lachte und ich unterdrückte den Drang ihm an die Gurgel zu gehen.

   Mit einem Lächeln nahm ich einen Schluck von dem Gin Tonic und stellte es wieder auf den Holztisch zwischen uns. »Ich bin kein Typ für Beziehungen.«

   »Das sagen sie alle.«, grinste Fynn und schien zu überlegen was er als nächstes sagen wollte. »Wenn du damit einverstanden wärst, dass du meine Freundin bist, würde ich vielleicht bisschen erzählen über die depressive Mutter mit zwei Kindern.«

   »Du hast Geschwister?«, fragte ich. Fynn schüttelte jedoch nur den Kopf.

   »Friede?«, fragte er.

   »Ich dachte du willst Freundschaft.«, bemerkte ich mit einem Grinsen auf den Lippen. Eigentlich wollte ich ja bis zu meinem Lebensende wütend auf ihn sein.

   »Du machst es einem unheimlich schwer dich nicht umzulegen.« erwiderte ich und hielt mir die Hand. Ich zögerte bevor ich einschlug.

   »Du weißt, dass Freundschaft zwischen zwei Geschlechtern unmöglich ist?«, fragte ich ihn und nahm einen großen Schluck des kühlen Getränkes. Fynn trank sein Glas mit einem Zug aus und schüttelte mit zusammen gekniffenen Augen den Kopf. Ich lachte, dann reichte er mir wieder die Hand.

   »Wir beweisen der Menschheit, dass es anders geht.«

   »Es geht aber nicht anders!« Ich lachte laut auf und winkte eine Kellnerin herbei. Sie nahm unsere Bestellung auf und verschwand wieder.

   »Doch, du bist nämlich so überhaupt nicht mein Typ.« Er verzog das Gesicht und grinste dann.

   »Autsch.«, lachte ich, schlug allerdings in seine noch immer ausgestreckte Hand ein. Wer hätte gedacht das Freunde finden so einfach war?

Friends in a roundabout wayDove le storie prendono vita. Scoprilo ora