↬ 21. Adieu

33 4 0
                                    

VALERIE

„Deine Mutter wird nicht kommen. Es gab einen Unfall. Dana ist tot", schallten Harry's Worte immer wieder durch meine Ohren während wir auf dem Heimweg waren. Für mich waren sie unreal. Wie ein schlechter Alptraum.

„Wo ist Tessa?", fragte ich zusammenhangslos, da ich die Stille im Auto nicht mehr aushielt. „Bei Riley und Niall", erwiderte Harry und schielte zu mir als ich die Fensterscheibe runterfuhr. So gelangte frische Luft hinein, die im stickigen Auto gut tat.

„Alles okay?", traute Harry sich nachzufragen als er an einer roten Ampel stehen blieb. „Ja, ich muss Ceddie anrufen und" „Ich mach das, wenn wir zuhause sind", unterbrach er mich und nahm mir mein Handy ab, das er im Seitenfach seiner Tür verstaute, sodass ich nicht mehr drankam.

„Wir sind da", bemerkte Harry kurz darauf als er das Auto in der Einfahrt geparkt hatte. Resigniert nickte ich und folgte ihm ins Haus. „Soll ich uns" „Ich möchte allein sein", schnitt ich ihm diesmal das Wort ab und lief nach oben ins Badezimmer.

Die Tür sperrte ich ab und gleitete mit dem Rücken an der Wand auf die weißen Fliesen. Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen bildeten, die über meine Wangen rollte und letzlich auf der Jeans landeten. Ich war wie in einer Schockstarre und realisierte kaum, was in den vergangenen Minuten geschehen war. Ich verdrängte Harry's Worte, weil ich es nicht glauben konnte.

Mein Körper wurde sekündlich schwerer, weshalb ich mich eingekauert auf den weichen Teppich sinken ließ und meinen Tränen freien Lauf ließ. Verzweifelte Worte verließen meinen Mund und ich erinnerte mich daran, was meine Mutter mir nach dem Verschwinden unsereres Vaters gesagt hatte.

„Du brauchst keine angst zu haben, Valerie. So schnell werde ich diese Welt nicht verlassen und ich würde meine Kinder niemals in meinem Leben missen wollen. Dafür liebe ich euch viel zu sehr."

Sie hatte es mir versprochen. Sie hatte uns versprochen, dass sie uns niemals allein ließ. Ich wollte nicht glauben, dass meine Mutter tot sein sollte. Ich hatte noch heute morgen mit ihr telefoniert, um zu besprechen, wann wir uns am Bahnhof trafen. Es ging ihr doch gut.

„Valerie? Ist alles in Ordnung?", nahm ich Harry's besorgte Stimme war aber ich konnte ihm keine Antwort geben. „Ich habe Cedric angerufen. Er müsste gleich da sein. Ich verstehe, wenn du nicht reden willst. Ich möchte nur wissen, ob du okay bist", fuhr er fort und ich hörte wie er versuchte die Tür zu öffnen. „Gehe weg!", schrie ich schluchzend.

Eine Zeit lang starrte ich die Wand an und fühlte mich komplett leer. Nach Harry hatte auch Ceddie vergebens versucht mich aus dem Bad zu bekommen. Ich wollte einfach allein sein. Dennoch blieb Ceddie vor der Tür sitzen und führte ein Selbstgespräch, da er keine Antwort erhielt.

Genauso tat es Riley, die ihn kurze Zeit später ablöste. Irgendwann jedoch konnten meine Augen keine Tränen mehr bilden und meine Lider fielen zu. Aufeinmal sah ich meine Mutter vor mir, die mich mit einem warmen Lächeln ansah und auf mich zugelaufen kam. Sie streckte ihre Hand nach mir aus aber als ich diese greifen wollte, verblasste sie und ich kam zurück in die Realität.

Etwas verwirrt richtete ich mich auf und begab mich nach unten, wo die Anderen sich im Wohnzimmer versammelt hatten. Zuvor hatte ich mir im Flur Jacke und Schuhe angezogen, weshalb Harry mich mit einem irretierten Blick musterte.

„Wo willst du hin, Val?", erkundigte Harry sich und stemmte die Hände in die Hüfte. „Zum Bahnhof. Ich fahre doch mit meiner Mutter weg", gab ich zurück, wonach Harry mehrfach zum sprechen ansetzte. „Nein, werdet ihr nicht, weil deine Mom nicht mehr lebt", sprach er schließlich, worüber ich jedoch empört war. „Das ist ein geschmackloser Witz, Harry. Wenn du mich nicht fahren willst, dann fahre ich halt selbst", meinte ich überzeugt von meinem Vorhaben aber Harry hinderte mich zu gehen.

In My Blood II  ↬ h.s.Where stories live. Discover now