↬ 36. Erkenntnisse

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HARRY

„Das war so klar", spottete Niall genervt als Louis bei ihm nach Geld schnorrte, weil er seins zuhause vergessen hatte. Louis war schon immer jemand gewesen, der wusste wie man Geld sparte. Nämlich in dem man es sich ständig bei anderen auslieh und selten zurückzahlte. „Jetzt gib ihm halt was", forderte ich Niall auf, der mich empört ansah.

„Wieso ich?" „Er zahlt es dir zurück. Versprochen", erwiderte ich etwas ungeduldig, woraufhin Niall einknickte und Louis das Geld gab. Mit diesem verabschiedete Louis sich in das Spielcasino, wobei Niall und ich wieder im Auto Platz nahmen.

„Dein Plan ist also das Louis mein Geld im Casino verpulvert, damit er für einen Kredit angesprochen wird?!", brach Niall die Stille zwischen uns während ich durch die verschiedenen Radiosender schaltete. „Das ist dasselbe Casino, in dem Valerie's Vater gespielt hat und Gregory ist der Eigentümer. Das wir nichts mehr von ihm gehört haben, bedeutet nicht, dass er keine Geschäfte mehr betreibt."

„Ich gehe mir Chips kaufen. Willst du auch welche?", wechselte er das Thema und deutete auf die Tankstelle, die direkt an das Casino grenzte. „Nein, danke", lehnte ich augenrollend ab, wonach Niall aus dem Wagen stieg und zur Tankestelle lief.

„Das ertrage ich nicht", schaltete ich das Radio ab, da Waterloo von Abba durch die Lautsprecher schallte. Valerie hörte diesen Song ständig, wenn wir gemeinsam in ihrem Auto fuhren und trotz ihres furchtbaren Gesangs konnte sie es nicht sein lassen.

„Hast du die Tankstelle leergekauft?", runzelte ich amüsiert die Stirn als Niall sich vollbeladen auf den Beifahrersitz quetschte. „Ich konnte mich nicht entscheiden", zuckte er mit den Schultern und legte mir die Packungen Erdnussflips und Chips auf den Schoß, um seine Dose Cola zu öffnen. Dazu hatte er noch Erdnüsse und Gummibärchen gekauft.

Als ich meinen Blick wieder auf die Eingangstür des Casinos richtete, fielen mir beinahe die Augen heraus. Denn ich entdeckte einen alten Bekannten mit dem ich hier eigentlich nicht gerechnet hatte.

„Alter, pass doch auf!", fluchte Niall nachdem ich ihm die Packungen zurück auf seinen Schoß geworfen hatte. Dadurch war seine Dose übergeschwappt und die Cola nun auf seiner beigen Jeans verteilt. „Erkennst du ihn nicht?", fragte ich ungläubig, weshalb Niall meinem Blick folgte.

„Oh mein Gott. Ist das" „Hudson", beendete ich seinen Satz während dieser seine Zigarette rauchte und nebenbei etwas auf seinem Handy tippte. „Was hat der denn hier verloren?!" „Fragen wir ihn doch", zuckte ich mit den Schultern und stieg aus dem Wagen aus, bevor Niall mich daran hindern konnte.

„Hallo, Hudson", räusperte ich mich und verschränkte locker die Arme vor der Brust. Er schien überrascht uns zu sehen aber nervös wurde er nicht. „Was macht ihr hier?", kam er ohne Begrüßung sofort zum Punkt. „Tanken?!", kam Niall mir etwas panisch zuvor und formulierte es eher als Frage. „Gehe zurück ins Auto", flüsterte ich ihm leicht genervt zu, woraufhin er von Dannen zog.

„Weißt du, was ich mich damals gefragt habe?!", ergriff ich erneut das Wort und stellte mich direkt vor ihn. „Keine Ahnung aber ich schätze, dass du es mir gleich sagst", gab er desinteressiert zurück. „Warum hast du dich ausgerechnet an Valerie rangemacht?!", stellte ich ihm eine Frage, die mich seit Jahren beschäftigte. Doch die Verbindung zu Gregory wäre ein möglicher Grund dafür.

„Ich wollte nie etwas von ihr sondern ich wusste, dass ich dich damit triggern kann", antwortete Hudson schulterzuckend. „Dann hast du Valerie nur ausgenutzt?!", presste ich zwischen meinen Zähnen hindurch, wobei er bestätigend nickte. „Du hast sie vor einem Trickbetrüger beschützt. Valerie war naiv und deshalb leicht zu manipulieren", meinte Hudson und anhand seines Gesichtsausdrucks ahnte ich, dass er diese Aussage nicht bewusst gesagt hatte

„Vorher sollte sie auch wissen, dass der Kerl ein" „Xander? Du sollst reinkommen", unterbrach mich eine raue Männerstimme, die einem der gutgebautem Bodyguards gehörte.

Im ersten Moment war ich wie in einem Tunnel gefangen und versuchte die Zusammengehörigkeit der neuen Informationen zu finden. Doch in der Sekunde als Hudson oder eher Xander sich umdrehte, entdeckte ich ein Tattoo am Unterarm.

„XCS", murmelte ich während mein Griff fest um sein rechtes Handgelenk lag. An diesen Moment würde ich mich immer erinnern. So etwas wie der Anfang unserer Geschichte. An diesem Tag hatte ich Valerie das Leben gerettet wie sie selbst sagte.

Der Mann, der mich abgestochen hatte- Auf seiner Maske waren genau diese Intialen zu sehen gewesen. Das X stand sicher für Xander. Er musste dieser maskierte Mann gewesen sein. Woher sollte er sonst wissen, dass Valerie beinahe einem Trickbetrüger zum Opfer gefallen wäre?!

„Nicht meine Mutter wollte mich töten sondern du", wisperte ich ungläubig und blickte in seine Augen, die durch die Dunkelheit des Abends und seiner Kappe schwer zu erkennen waren, „Sie hat dich damit beauftragt aber du hast es nicht geschafft."

„Ich hätte es schon geschafft aber eigentlich wollte ich es nicht. Und glücklicherweise lebt ihr alle beide noch", entgegnete Xander nach kurzer Stille und drückte am Mülleimer seine Zigratte aus, ehe er im Casino verschwand. Was war hier gerade passiert?

Zuerst wollte er mich töten aber hatte sich dann nicht getraut und jetzt war er glücklich, dass ich noch lebte?! Das machte alles keinen Sinn für mich.

~~~

„Du sagst mir auf der Stelle, wer Xander ist!", schrie ich förmlich in das Telefon während meine Mutter mir gegenüber saß, „Du hast ihn beauftragt mich zu töten. Wie gestört kann ein Mensch eigentlich sein?!" „Wäre dein Vater hier könntest du ihn fragen", konterte sie mit einem provozierenden Grinsen, „Ich dachte, dass seine Wut groß genug war um an dir Rache zu nehmen aber er war eine Enttäuschung. Xander ist dir ähnlicher wie du denkst. Harte Schale aber weicher Kern."

„Wss hat Xander denn mit Dad", meine Stimme verstummte mitten im Satz als mir die Geschichte mit Brian und Becky in den Kopf kam. Wir hatten die gleiche Mutter aber unterschiedliche Väter wie wir nun wussten. Ich war deswegen immer noch wütend auf meine Mutter aber vorallem auf den unbekannten Vater meiner jüngeren Geschwister.

Er hatte sich quasi heimlich in unsere Familie geschlichen und es dann nicht mal für nötig gehalten sich um seine Kinder zu kümmern. Ich konnte mir eigentlich kaum vorstellen, dass ich ihn nicht kannte. Und auch warum mein Vater es so hingenommen hatte. Ja, er hatte diese Tatsache offenbar ignoriert, weil es ihm egal gewesen war.

Es war ihm egal gewesen, weil er meine Mutter ebenfalls betrogen hatte. Er war nur wegen Gemma und mir geblieben. Wir waren schließlich seine leiblichen Kinder gewesen. Auch wenn er Brian und Becky nicht anders behandelt hatte.

Man hegte immer auf den Menschen einen Hass, der einem im Leben etwas genommen oder es irgendwie verändert hatte. So wie mit Brian und Becky.

Doch in dem Fall war ausnahmsweise nicht ich derjenige, dem etwas genommen wurde sondern Xander. Meinetwegen fehlte ihm etwas oder besser gesagt jemand in seinem Leben.

Die Verbindung zwischen uns bestand nicht in erster Linie über Gregory oder meine Mutter.

Xander wollte Rache. Dafür das er nicht der Sohn war für den unser Vater sich entschieden hatte.

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Wie gefällt euch das Kapitel?🌿

Dieses Kapitel ist ein bisschen kürzer wie sonst aber das Nächste ist bereits in Bearbeitung und wird wieder ein wenig länger sein.

Tut mir leid, dass es wieder so schleppend voran geht aber momentan ist bei mir privat viel los und da fehlt dann manchmal auch die Motivation.

Ich hoffe, dass ihr trotzdem nicht die Lust daran verliert diese Geschichte bis zum Ende zu begleiten.

- sari🌸

In My Blood II  ↬ h.s.Where stories live. Discover now