↬ 15. Wut

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HARRY

„Ich bin es", sagte ich mit erhobenen Händen, da Valerie verängstigt aufgeschrien hatte als ich das Badezimmer betrat. „Alles okay bei dir?! Seit ich wieder zuhause bin, verhälst du dich komisch", schob ich hinterher und in meiner Stimme schwang ein Hauch Besorgnis mit. „Ja, es ist alles in Ordnung", versicherte Valerie mir und begann sich die Zähne zu putzen, was ich ihr gleich tat.

Durch den Spiegel sah ich wie Valerie stets versuchte meinen Blicken auszuweichen. Irgendwas stimmte hier nicht und ich wollte wissen was. Denn ich ahnte Böses, wenn Valerie sich so merkwürdig verhielt.

„Valerie?!", hörte ich Louis' Stimme, die durch die Haustür schallte als ich die Treppen nach unten lief. „Nein, ich", Valerie stoppte, da ich Tür bereits geöffnet hatte. „Du bist schon zuhause?!", sah Louis mich erschrocken an. „Ja, seit vorgestern. Und was machst du hier?" „Dich besuchen", gab er unsicher zurück. „Warum hast du dann Valerie's Namen gerufen?", runzelte ich misstrauisch die Stirn, wodurch ich Louis ins Straucheln brachte.

„Also eigentlich ist was vorgefallen und" „Es ist nichts passiert", mischte Valerie sich mit einem energischen Ton in der Stimme ein. „Rede weiter", forderte ich Louis auf, der unsicher zu Valerie schielte. „Valerie wollte herausfinden wer der Typ hinter der Maske ist. Sie hat Niall und mich überredet mit ihr zu einem der illegalen Autorennen zu gehen, um zu schauen ob noch jemand eine offene Rechnung mit dir hat. Dann hat sie irgendeinem Kerl getroffen und sie ist trotz meiner Versuche zu ihm ins Auto gestiegen. Danach habe ich nichts mehr von ihr gehört und ich wollte nachsehen, ob alles gut ist", sprudelte es schuldbewusst aus Louis heraus.

„Bist du komplett irre?!", schrie ich Valerie aufgebracht an, „Du kannst doch nicht einfach zu einem fremden Kerl ins Auto steigen?!" „Er war mir nicht fremd", widersprach sie mir sofort, „Ich kenne Hudson noch von früher. Er hat so komische Andeutungen gemacht und ich dachte" „Nein, Valerie. Du hast überhaupt nicht nachgedacht", schnitt ich ihr wutschnaubend das Wort ab.

„Jetzt lass mich doch ausreden", erwiderte sie in einem ebenfalls lauteren Ton, „Ich dachte, dass er vielleicht irgendwas darüber weiß und deshalb bin ich in sein Auto eingestiegen. Es tut mir leid, Harry. Ich habe mich einfach so hilflos gefühlt. Wenn jemand den Menschen wehtut, die ich liebe, dann will ich das derjenige dafür büßt. Verstehst du?"

„Mach sowas nie wieder", verlangte ich von ihr, woraufhin sie bloß stumm nickte. Als ich sah wie Tränen aus ihren Augen strömten, zog ich sie wortlos in eine Umarmung. „Kann- Kann ich dann wieder gehen?!", warf Louis zögernd ein. „Ja, dich knöpfe ich mir zusammen mit Niall vor", entgegnete ich und drängte Louis nach draußen, bevor ich die Haustür schloss und Valerie ins Wohnzimmer zerrte.

„Jetzt erzählst du mir, was passiert ist nachdem du in den Wagen gestiegen bist", sprach ich mit angespannten Kiefer als wir uns auf der Couch niederließen. „Wir haben uns ganz normal unterhalten. Als ich dann das Thema auf dich gelenkt habe, ist er aufeinmal total laut und aggressiv geworden. Auf einer Landstraße hat er dann Halt gemacht und ich habe ihn gefragt, ob er es war. Daraufhin hat er mich gewürgt und gesagt, dass wir uns in Acht nehmen sollen. Ich bin danach geflüchtet und habe mir ein Taxi gerufen."

„Man, Valerie. Warum musst du dich immer in alles einmischen?!", seufzte ich aufgelöst, „Der Kerl hätte dir sonst was antun können. Wenn jemand ein Problem mit mir hat, dann würde ich das gerne selbst regeln." „Aber ich weiß, dass du schnell über das Ziel hinausschießen kannst. Das du dich leicht provozieren lässt. Ich will dich nicht im Knast besuchen", regte Valerie ihre Zweifel an.

„Das jemand dir wehtut, weil er ein Problem mit mir hat, ist auch nicht die Lösung", konterte ich, weshalb  Valerie die Schultern hängen ließ. „Ich weiß. Du hilfst mir nur immer wenn ich in Schwierigkeiten stecke und ich habe den Drang dir dadurch etwas zurückzugeben, in dem ich dir auch helfe", erläuterte sie ihre Beweggründe, woraufhin ich sie dicht an mich zog.

„Du hast mir damals geholfen und ich bin derjenige, der dir etwas zurückgeben muss. Du bist mir gar nichts schuldig", meinte ich in einem ernsten Ton und hauchte Valerie einen Kuss auf die Wange. „Ich habe angst, Harry", wisperte Valerie und ihre Augen strahlten diese Angst auch aus.

„Brauchst du nicht. Ich bin wieder zuhause und ich werde alles tun um dich zu beschützen."

~~~

„Warum diese Einladung?", fragte Ben misstrauisch während wir im Diner saßen, wo unsere Freundschaft vor einigen Jahren begonnen hatte. „Einfach so", zuckte ich mit den Schultern und trank einen Schluck von meiner Cola. „Du willst was von mir", mutmaßte er dennoch und schielte von der Speisekarte in seiner Hand zu mir.

„Ich brauche eine Adresse", kam ich dann doch sofort zum Punkt. „Ich arbeite nicht beim Meldeamt", bemerkte er gespielt ahnungslos, weshalb ich die Augen verdrehte. „Da habe ich schon angerufen aber die wollen mir keine Auskunft geben", atmete ich genervt aus, „Es ist nur eine Adresse, Ben." „Wessen Adresse?"

Ich wartete mit einer Antwort, da die Kellnerin unser Essen servierte und Ben noch eine Cola bestellte. Ich war gespannt, ob er diese Person noch in Erinnerung hatte. Hoffentlich nicht.

„Die von meiner Ex-Freundin Nicky", antwortete ich zögernd, wonach Ben kurz nachdachte. „Die Ex, die behauptet hat, dass du der Vater ihrer Tochter bist?!", hakte er stirnrunzelnd nach, wobei ich nur bestätigend nickte, „Warum brauchst du ihre Adresse?" „Ich muss mal mit ihr reden", behielt ich mich bedeckt aber das reichte Ben nicht.

„Valerie war auf einem der illegalen Autorennen und hat einen früheren Bekannten getroffen, der handgreiflich geworden ist und sie bedroht hat. Nicky kennt den Kerl und weiß vielleicht, wo er lebt", erklärte ich ihm letzlich. „Ich verstehe den Zusammenhang gerade nicht", gab Ben leicht verwirrt zurück. „Valerie ist zu dem Typen ins Auto gestiegen, um herauszufinden, ob er was mit dem Angriff zu tun hat. Er hat wohl komische Anmerkungen über mich gemacht. Ist laut und aggressiv geworden als Valerie ihn gefragt hat, ob er was damit zu tun hat. Der Kerl war mir damals schon suspekt", erzählte ich ihm ausführlicher.

„Dann sollte Valerie ihn anzeigen und die Polizei kümmert sich darum." „Nein, Ben. Die Polizei kümmert sich um sowas eben nicht. Du vielleicht, weil du ein guter Mensch bist. Ich will ihn fragen, was er für ein Problem mit mir hat und ich verspreche, dass ich ihn nicht umbringen werde", redete ich auf ihn ein aber Ben schien sich immer noch nicht sicher.

„Du kannst genauso explodieren, wenn man einen empfindlichen Nerv bei dir trifft. Deswegen bestehe ich darauf, dass du keinen Alleingang machst sondern das wir das gemeinsam angehen", forderte Ben und ich nahm sein Angebot mit ein wenig Widerwillen an. Auf der anderen Seite war ich Ben dankbar, dass er mir helfen wollte.

Dieser Hudson würde sein blaues Wunder erleben, wenn ich ihn in zwischen die Finger bekam. Niemand wurde gegenüber meiner Frau handgreiflich nur weil er ein Problem mit mir hatte. Der Kerl war eine feige Sau, die sich nur an meiner Frau vergriff, weil er keinen Mumm hatte sich mit mir persönlich anzulegen.

Das würde er sowas von bereuen.

Ich hatte im Gefühl, dass es ihm nicht um das Auto ging, dass er damals beim Rennen an mich verloren hatte. So wie Valerie es beschrieben hatte, musste mehr dahinter stecken. Ein anderer Grund warum er solch einen Hass auf mich hegte.

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In My Blood II  ↬ h.s.Where stories live. Discover now