↬ 6. Freude & Leid

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VALERIE

Riley redete mir seit einer Stunde am Telefon die Ohren voll von ihren Problemen. Sie war meine beste Freundin und mich störte ihre Redelust normal nicht aber mir war heute nicht danach. Zumal wir alle bei Eleanor und Louis zum Grillen eingeladen waren. Das widerrum bedeutete, dass es sich zumindest bei Eleanor und Riley hauptsächlich um deren Kinder drehen würde.

Für mich war es ein blödes Gesprächsthema, weil ich eben nicht mitreden konnte. Da Harry mich auffordend ansah den Anruf zu beenden, verabschiedete ich mich von Riley.

„Was ist?!", runzelte ich die Stirn, da Harry irgendwie nervös und aufgeregt wirkte. „Ziehe dich um. Wir gehen in den Zoo", verkündete er, weshalb ich lachen musste. „Wir sind nachher zum Grillen verabredet. Schon vergessen?!" „Nein, das habe ich nicht vergessen. Trotzdem haben wir noch Zeit, um in den Zoo zu fahren. Ich habe mal gelesen, dass Tiere Glückshormone beim Menschen auslösen können. Und die hast du bitter nötig." „Das ist eine glatte Lüge", schüttelte ich lachend den Kopf aber begab mich dann in unser Schlafzimmer, um mich umzuziehen. Danach machten wir uns auf den Weg zum Zoo, der etwas außerhalb der Stadt lag.

„Ich habe meinen Geldbeutel vergessen", stellte Harry fest als wir am Ticketschalter standen. Augenrollend kramte ich meinen Geldbeutel aus der Handtasche und bezahlte die Eintrittskarten. Da es Samstag war, war die Anzahl der Besucher besonders hoch und es waren hauptsächlich Familien unterwegs, um sich die verschiedensten Tierarten anzuschauen.

Eigentlich waren sowohl Harry wie auch ich keine Fans von solchen Zoos, umso mehr es mich wunderte, warum Harry unbedingt hierher wollte.

Uns gefiel einfach nicht, dass viele dieser Tiere nicht in ihrer natürlichen Wildbahn leben konnten sondern in Käfige eingesperrt waren, nur damit die Menschen etwas zu schauen hatten. Hier waren auch einige Tierarten, die in der Wildnis vom Aussterben bedroht waren aber statt sie einzusperren, sollte man mal versuchen zu verhindern, dass die Menschen ihren Lebensraum zerstörten und die Wilderer aufhörten die Tiere aus Profitgier zu töten.

„Ich finde das grausam. Wie kann man sich an eingesperrten Löwen erfreuen, die sich in der freien Wildnis unendlich weit bewegen und dort das Leben verbringen könnten, das ihnen zusteht?!", teilte Harry kopfschüttelnd meine Gedanken während wir an einem Löwengehege vorbeiliefen, an dem einige Besucher standen und die Tiere beobachteten.

„Na toll", murmelte ich leicht genervt als Harry mich in die Terrariumanlage zerrte, wo wir prompt auf eine Horde Kinder trafen, die hier wohl einen Geburtstag feierten. Zu meiner Verwirrtheit sprach Harry einen der Mitarbeiter an, der etwas weiter weg von uns stand. „Komme mit", forderte Harry mich auf, was ich mit Skepsis tat. „Was ist da für ein Tier drin?", fragte ich, da ich durch die Glasscheibe des Terrariums kein Tier sehen konnte.

„Eine Vogelspinne", erwiderte der Tierpfleger und öffnete die Schiebetür des Terrarium. Dabei hörte ich Harry hinter mir panisch atmen. „Schatz, alles okay?!", hakte ich besorgt nach, da Harry die Angst in die Augen geschrieben war, „Gott, du zitterst richtig." „Ich habe gesagt, dass ich mir eine Spinne auf die Hand setzen lassen, wenn du diese Operation machen lässt. Aber da du das immer noch nicht willst, dachte ich, dass es vielleicht hilft, wenn ich zuerst meine Angst überwinde", erzählte Harry mir aufgewühlt, „Doch gerade habe ich etwas Panik."

„Das ist lieb aber du musst das nicht machen, wenn dir das so angst macht", meinte ich mit einem zarten Lächeln. „Nein, ich halte meine Versprechen", widersprach Harry mir, der bereits vor angst anfing zu schwitzen, „Ich mach das jetzt." Er schloss seine Augenlider als der Tierpfleger ihm die Vogelspinne auf seine ausstreckte Hand setzte.

In My Blood II  ↬ h.s.Where stories live. Discover now