Dean Thomas

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Plötzlich zerzauste ein kalter Windstoß mein Haar und Hannah entfuhr ein Schrei. Zitternd zeigte sie auf etwas hinter mir und ich wirbelte erschrocken herum. Eine humpelnde Gestalt hatte den Gemeinschaftsraum betreten. "Dean!", stieß Harry hervor. "Sie sind... hier", keuchte der Verletzte und streckte seine Hand aus, worauf ich erkennen musste, dass er nur noch vier Finger hatte. Sein Zeigefinger fehlte. Dunkles Blut tropfte in Strömen auf den Boden. "Wir müssen einen Lehrer rufen", schrie ich durch die aufgeregte Menge. Im nächsten Moment kippte Dean um und die Schüler umkreisten ihn entsetzt. "Hey, werde nicht ohnmächtig", fuhr ihn Ron wütend an und schüttelte ihn leicht, "wo sind sie?" "Überall", keuchte er als Antwort, "aber mein Finger ist am Astronomieturm." Sofort wollte ich Draco schnappen, doch dieser verließ gerade den Raum flink durch das Portraitloch. Entgeistert hetzte ich ihm hinterher und bemerkte, dass Harry mir folgte. "Du solltest nicht mitgehen", krächzte ich und hielt ihn an den Schultern fest. "Hermine, er hat meine Eltern, meinen Patenonkel, Hedwig, Cho, Cedric und noch so viele Leute umgebracht und ihnen schlimme Dinge angetan. Ich muss einfach handeln", stellte er klar und ich nickte langsam. "Dann solltest du etwas wissen...", meinte ich und musste schlucken. In der Ferne hörte ich Dracos Schuhe immer wieder auf den Boden schlagen. Langsam zog ich den Stoff an meinem Arm hinauf und entbößte somit das dunkle Mal. "Nein, nein...", murmelte Harry und zückte schnell seinen Zauberstab, "deswegen sind du und Malfoy ein Paar, oder etwa nicht?" "Expelliarmus", piepste ich und schlug ihm das Stück Holz so aus der Hand, "du musst mir zuhören. Ich wollte das nie! Ich-ich... Draco ist daran Schuld und dieses Geheimnis hat uns zusammengeschweißt. Nur so durfte ich überleben. Voldemort hätte mich sonst umgebracht. Aber jetzt müssen wir zusammenhalten. Draco hat seine Familie dafür verlassen." Mit ernster Miene starrte mich Harry an und dann das dunkle Mal. "In Ordnung", wisperte er und hob seinen Zauberstab auf. "Zum Astronomieturm", gab ich die Richtung an und wir rannten los. Jetzt, da mein bester Freund von meiner Last wusste, schien es, als wäre sie nur noch halb so schwer. Trotzdem - der Kampf hatte nun begonnen. Mit rasselndem Atem eilte ich die Treppe hinauf so schnell ich nur konnte. Reinstes Chaos herrschte in meinen Gedankengängen. Was oder wer würde uns dort oben erwarten? Mein Griff legte sich enger um meinen Zauberstab.

Dracos Sicht:

"Du wirst es schon bereuen, dass du uns den Rücken zugewendet hast, Draco, du dummer Junge", zischte Jugson und Goyle lachte kurz auf. "Ihr werdet es bereuen, nicht früher verstanden zu haben, dass man nicht knierutschend vor dem dunklen Lord herumstammeln soll, sondern sich gegen ihn erheben muss!", rügte ich sie, worauf Jugson auf den Boden gleich neben Thomas' blutenden Finger spuckte. "Du willst es also auf die harte Tour?", forderte mich Goyle zähnebleckend heraus und hob seinen Zauberstab. "Stupor", bellte eine Stimme und ich realisierte, dass es die von Narbengesicht war. "Danke", meinte ich knapp, um einen Augenaufschlag später Jugson zu entwaffnen. "Impedimenta", feuerte Granger den Lähmungszauber auf den Mann ab, damit Potter ihn mit einem geschickten Spruch fesseln konnte.

"Sofort rein mit euch!", schrie eine Stimme und neben uns tauchte ein Auror auf.

"Haben Sie etwas mehr Respekt." Granger legte ihre Stirn in Falten und verschränkte erbost ihre Arme.

"Ja, ja, danke, Kinder. Gut gemacht, aber jetzt rein mit euch, das ist viel zu gefährlich." Der Auror sah mehr als besorgt aus. Keine klägliche Spur von Dankbarkeit zeichnete seine Mimik.

"Kommt", brummte ich und wir rannten die Treppen hinunter. Unten angekommen, begann Narbengesicht aufgeregt zu sprechen:"Das Ministerium wurde bereits informiert. Das heißt, dass wir eine kleine Chance haben. Sie ist klein, aber existenz!" Keiner von uns würde jetzt in den Gemeinschaftsraum zurückkehren.

"Draco...", hauchte eine weinerliche Stimme und ich drehte mich überrascht um. Überrumpelt bemerkte ich meine Mutter im zugigen Korridor. "Draco", wiederholte sie. Im schwachen Licht glitzerten ihre Augen verdächtig und in ihrer Hand war ein zusammengeknülltes Taschentuch. "Komm doch nachhause", bettelte sie mit zitternder Stimme und mein Herz verkrampfte sich. "Nein, Mutter", erwiderte ich standhaft und ballte meine Hände zu Fäusten.

"Was ist los mit euch?" Weasley trat verwirrt ins Licht und sah abwechselnd ziwschen uns allen hin und her. "Auf sie!", brüllte er unverschämt und wollte einen Zauber auf meine Mutter schleudern, doch Granger war im rechten Moment da, um gegen seinen Arm zu schlagen. Dadurch verfehlte der Spruch sein Ziel. "Hast du nicht alle Tassen im Schrank?", knurrte Weasley und schüttelte den Kopf. "Ach ja... hast du nicht", fügte er mit gesenkter Stimme hinzu. "Sie hat uns nie etwas getan", seufzte Potter und zuckte die Achseln. Eindeutig mochte er meine Mutter. "Oh, Draco", stöhnte diese und stürzte zu mir und fiel mir um den Hals. Unbewusst drückte ich sie näher an mich. Wie hatte ich diese Frau vermisst... "Ihr müsst euch ergeben, Draco", meinte sie und musterte mich, als wir uns wieder gelöst hatten. "Ihr werdet alle vernichtet." Plötzlich brach sie in lautes Schluchzen aus. "Alles wird gut, Mutter, doch wir haben keinesfalls vor, uns zu ergeben. Wir werden nie und nimmer dem dunklen Lord dienen. Nie wieder", erwiderte ich und spürte eine warme Hand auf meiner Schulter. "Er hat Recht. Wir lassen uns nicht unterdrücken und behandeln, wie Dreck", stimmte mir Granger zu und Mutter schüttelte den Kopf. "Wie bist du hierhergekommen?", fragte ich sie und zog eine Augenbraue misstrauisch hoch. "Nun, viele Todesser sind schon hier. Ich sollte wieder gehen...", antwortete sie in Eile und machte kehrt. "Mutter", schrie ich ihr hinterher. "Eure einzige Chance ist Robin.", raunte sie uns noch zu, doch dann war sie schon weg. Verwirrt fuhr ich mir durch das Haar und spielte die seltsame Begegnung nochmal in Gedanken ab. Wer war Robin? "Wer ist das?", schnauzte mich Weasley an und rümpfte die Nase. "Ich habe keine Ahnung", zischte ich und stieß ihn zur Seite. "Was sollen wir jetzt tun?", fragte Narbengesicht. "Du bist doch der, der Voldemort schon tausend Mal umgebracht hat, Potter", neckte ich ihn zornig und lies meine Gedanken kreisen. "Ich und Harry gehen zu Hagrid, würde ich sagen. Vielleicht weiß der was. Hermine kann mitkommen. Jedenfalls würde ich nicht bei ihm bleiben, an deiner Stelle", beschwerte sich der Rotschopf und schnappte sich Grangers Hand. Mit großen Augen starrte ich die beiden an. Das Bild war so ungewohnt und doch so vertraut. "Nein, danke", meinte sie und schälte sich aus seinem Griff. "Wie du meinst", nuschelte Weasley und die beiden liefen davon. "Gut, wir sollten etwas über Robin und Pandora herausfinden. Wir müssen den Fluch um jeden Preis aufhalten...", stellte sie klar und wir hetzten zur Bibliothek. Ein lautes Kreischen drang an unsere Ohren und wir betraten unsicher den Raum. "Was ist hier los?", hauchte Granger und sah sich um. Bücher lagen zerfetzt am Boden und ein Tintenfass lag zerbrochen da, sodass die dunkle Flüssigkeit sich langsam verteilte.

Hermines Sicht:

"Was ist das?", quiekte ich, als ich etwas Warmes an meiner Stirn spürte. Verwirrt betrachtete mich Malfoy und ich griff mir an meinen Kopf. Zögernd betrachtete ich meine verbundene Hand. An meinem Zeigefinger klebte frisches Blut. "Das ist-ist", doch weiter kam ich nicht, da Draco mich plötzlich wegschubste und zu mir eilte. "Geh da lieber weg", entschuldigte er sich sozusagen und deutete auf die Decke. Mir stockte der Atem. Kopfüber hang dort Madam Pince. Ihr blutverschmiertes Gesicht zu einem Schrei verzogen. "Nicht kreischen", flüsterte Draco hastig und nahm mich tröstend in den Arm. Die Bibliothekarin war mir nie besonders sympathisch gewesen und meiner Meinung nach, hätte es jemand Geeigneteres gegeben, aber jetzt taten mir all diese Wunschvorstellungen unsäglich leid. "Es könnte noch immer jemand hier sein", teilte er mir mit gedämpfter Stimme mit und zog mich hastig aus dem Raum. "Was wollten sie von ihr?", krächzte ich und verschränkte seine Finger mit meinen. "Kapitulation", gab Malfoy tonlos von sich und drückte leicht meine Hand. "Steht irgendetwas in deinem tollen Buch?", durchbrach er die kurze Stille und räusperte sich. "Nein, ich habe es schon so gut, wie studiert", jammerte ich und holte Der Tod und sein Zauber aus meiner magischen Tasche hervor. Der raue Einband fühlte sich vertraut an. Wir waren im Innenhof von Hogwarts angekommen. "Draco, mein Junge", rief eine Stimme und Lucius Malfoy kam auf uns zugerannt. "Bleib dort, wo du bist", zischte mein Ein und Alles und zückte seinen Zauberstab, "wir werden euch schon irgendwie das Handwerk legen."

"Das wage ich zu bezweifeln." Tom Riddles rabenschwarzes Haar wehte im stürmischen Wind, welcher von Lestranges schrillen Lachen zerschnitten wurde. Das war unser sicherer Tod.

"Keine Angst. Ich bleibe bei dir. Bis zum Schluss."

Hermines SchicksalWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu