Unser Leben

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Kuro sah etwas benommen hinterher wie Tsuki das Haus verlies. Das, war doch keine normale Reaktion oder? Er hatte sich auf Streit, Ärger, Eifersucht oder vielleicht sogar auf Tränen eingestellt, aber das hier, diese Gleichgültigkeit, die tat fast noch ein wenig mehr weh als alles was er sich ausgemalt hatte.
Sollte er ihm nachgehen? Aber was wenn er alleine sein wollte? Sollte er ihm einfach etwas Zeit geben? Naja, vermutlich war es keine gute Idee er wusste aus der Vergangenheit das der blonde Junge sich die verrücktesten Ideen spinnen konnte, wenn er zu viel Zeit hatte über eine Sache nachzudenken.
Also vielleicht doch lieber hinterher.
Er wollte sich gerade aufraffen und seinem Freund unauffällig folgen als er plötzlich in zwei leicht gerötete Augen sah.
Michi.
Mist, sie war gerade aus ihrem Zimmer gekommen, in dem er sie zurückgelassen hatte und man sah eindeutig das sie geweint hatte. Obwohl sie es gut unter einer neu aufgelegten Schicht Make-up zu verstecken versuchte. Ihre Augen waren jedoch noch glasig. Sie sahen einander an und beiden schien es etwas peinlich zu sein, stand der Vorfall doch noch präsent zwischen ihnen.

Rückblick

Kuro spürte die warmen Lippen die sich auf seinem Mund bewegten doch das war auch schon alles was er spürte.
Für einen Moment wie erstarrt hatte er tief in sich hineingehört und war fast ein bisschen erfreut gewesen.
Klar hatte es eine Zeit in seinem Leben gegeben in der er Mädchen durchaus anziehend fand, doch das hatte sich seit ein paar Jahren radikal geändert. Jetzt reizten sie ihn einfach nicht mehr. Für Kuro war es wie eine zusätzliche Bestätigung das der unfreiwillige Kuss dieses Mädchens absolut nichts in ihm auslöste.
Gang im Gegenteil zu den anfänglich schüchternen Küssen seiner Prinzessin.
Irgendwann Sekunden später, kam er von seiner kleinen Melancholischen Reise zurück und beschloss diesen vergeblichen Versuch so schnell wie möglich abzubrechen.
Er drückte sie an der Schulter zurück und sie trennten sich.
Sie sah ein wenig verwirrt aus, in ihrem Blick lag auch ein bisschen Scham wegen der Zurückweisung doch vorallem Unverständnis.
"Michi, hör mir zu. Ich weiß wen ich liebe und von wem ich geküsst werden möchte und sosehr du dir auch vielleicht einbildest das du Menschen ändern kannst, sie werden in ihrem Herzen immer ehrlich sein."
Zwar wusste er nicht was die genauen Umstände waren, die sie dazu bewogen hatten diesen Schritt zu gehen doch er wollte das sie eines klar wusste.
"Ich bin mit Tsukishima zusammen, und auch wenn wir unsere Beziehung noch geheim halten, heißt das nicht das ich ihn verleugnen werde. "
"Aber was werden die anderen sagen, deine Freunde, deine Familie, sie könnten total ausrasten und sich gegen dich wenden und dann... "
"... dann wird sich nichts ändern, ich werde Kei immer noch lieben. Auch wenn das manche Leute scheiße finden. "
"Du hast ja keine Ahnung was das für Folgen haben kann", murmelte Michi und zog erneut die Füße an.
"Lass mich einfach allein, ich möchte noch ein bisschen nachdenken. Ich werde mich aber nicht entschuldigen für den Versuch, das wäre deine Chance gewesen du wirst deine Entscheidung vielleicht bereuen".
Kuro zog die Augenbrauen hoch, akzeptierte aber der Wunsch der Managerin und lies sie allein.
Noch im Zimmer dachte er darüber nach was da passiert war. Ihm war sofort klar das er es Tsuki sagen musste, auch wenn es eigentlich nichts zu bedeuten hatte, weil er ja nichts dabei gespürt hatte, hatte er das Recht es zu erfahren.
Das könnte schwierig werden, Tsuki interpretierte schnell in solche Situationen hinein. Er musste einfach von vornerein klar stellen das er das nicht gewollte hatte, das musste er doch verstehen oder? Na dann mal los.

Rückblick Ende

Michi sah ihn mit einem sonderbaren Blick an, nickte ihm dann aber kurz zu und ging in Richtung der Gruppe die Karten spielte.
Kuro ging inzwischen zur Haustür und zog seine Schuhe an. Er wollte sich gerade noch ein letzten Mal umsehen, um zu sehen wo Kenma sich aufhielt, schließlich war er sein bester Freund als er fast seinen Augen nicht traute.
Akimichi hatte sich direkt neben den Zuspieler gesetzt und dem nicht genug. Kenma sah gerade auf, was eh schon eine Sensation war, schließlich befand er sich mitten in einem spannenden Kartenspiel, sah sie mit schiefgelegten Kopf an und flüsterte ihr dann etwas zu.
Sie antwortete ebenfalls im Flüsterton und dann geschah etwas was er noch nie gesehen hatte. Kenma legte einen Arm um Michis Schultern zog sie an sich und lies sie in seine Karten sehen. Kuro fielen fast die Augen raus.
Ach du heilige Scheiße, er hatte ja mitbekommen das sich die beiden recht gut verstanden doch er war davon ausgegangen das das an ihren ähnlichen Interessen lag und ihrer lockeren Umgangsweise. Doch das die gleich auf Kuschelkurs gingen, wow, das war ihm neu.
Mit einem zum bärsten vollen Kopf öffnete er schließlich die Tür und verschwand in der Dunkelheit.

Es dauerte eine Weile bevor er die dunkle Gestalt auf den Treppen Richtung Straße entdeckte, doch er war froh das er sich nicht zu weit vom Haus entfernt hatte.
"Hey da bist du ja", sagte er erleichtert und setzte sich neben seinen Freund der jedoch nicht sonderlich erfreut aussah.
"Ich wollte allein sein, was willst du also hier", meinte Tsuki schroff und zeigte ihm die kalte Schulter.
"Ich glaube aber nicht das das eine gute Idee ist".
"Und du weiß was eine gute Idee ist". Tsuki Tonfall klang verletzt und provozierend und einmal mehr fühlte er sich in seiner Überzeugung gestärkt, das er jetzt nicht allein sein sollte.
"Hör mir zu, das was da geschehen ist, das wollte ich nicht das musst du mir glauben. Es hat absolut nichts zu bedeuten gehabt, ich habe rein garnichts dabei empfunden. Außerdem hab ich ihr gesagt das ich nur dich liebe und das du und ich... "
"Was? Du hast ihr gesagt das wir zusammen sind? "
Kei klang verärgert und bestürzt zugleich und sah ihn aus großen Augen an.
"Sie wusste es bereits. Sie hat eins und eins zusammengezählt", beeilte sich Kuro zu ergänzen obwohl er nicht wusste ob es das besser machte.
Sein Gegenüber nickte leicht und das Licht des Mondes spiegelte sich in seinen Brillengläsern.
Es war zu dunkel um seine Augen zu erkennen auch wenn er sie jetzt gern gesehen hätte. Tsuki konnte noch so sehr versuchen seine Gefühle zu verstecken, in seinen Augen konnte er immer die Wahrheit ausmachen.
"Wieso hat sie es dann gemacht", fragte der andere plötzlich und seine Stimme klang nun nicht mehr so aufgewühlt wie zuvor.
"Sie dachte sie kann mich umdrehen, sodass ich wenigstens in der Öffentlichkeit den Schein einer hetero Beziehung waren kann", erklärte Kuro auch wenn er es immer noch für eine Schwachsinnsidee hielt.
"Wieso ist ihr das nur so wichtig", stellte Tsuki die allesentscheidende Frage.
"Ich denke sie wurde in irgendeiner Weise von ihren Freunden abgelehnt und dabei ging es irgendwie um Schwule. Aber den Zusammenhang verstehe ich immer noch nicht".
"Glaubst du sie steht auf Mädchen, also glaubst du sie ist lesbisch"?
"Nein, das glaub ich nicht."
"Was macht dich da so sicher"?
"Du hast nicht gesehen was ich gerade gesehen habe"?
"Und das wäre? "'
"Sie hat sich zu Kenma gesetzt und die beiden haben irgendwas geflüstert und dann hat er sie in den Arm genommen und hat sie in seine Karten sehen lassen. Nicht mal ich darf in seine Karten sehen".
"Kennen sich die beiden denn näher"?
"Keine Ahnung, also ich meine sie haben gemeinsame Interessen, spielen beide gern Viedeospiele, reden über Konsolen und Controller. Ich glaube er war schonmal bei ihr zuhause um zu spielen, aber... "
Kuro brach ab. Hatte er hier etwas verpasst?
"Klingt ziemlich vertraut? "
"Ja, also scheinbar schon".
"Dann ist sie auf jeden Fall nicht lesbisch, aber warum schiebt sie dann so einen Hass gegen Schwule? "
"Ich weiß es nicht, vielleicht hatte sie mal einen Freund der schwul war oder einen Bruder? "
"Hat sie denn einen Bruder"?
"Ja sie hat zwei erwähnt, aber die sind älter als sie und schon auf der Uni".
"Mir gehen langsam die Ideen aus. Wenn sie sich nicht so dreist in unser Leben einmischen würde, würde ich sie einfach ignorieren, aber so ist sie wie eine lästige Zecke", meinte Tsuki zähneknirschend und kickte einen Stein die Treppenstufen hinunter.
Kuro schmunzelte über seine Worte, doch nicht weil er es lustig fand das er sie als lästige Zecke bezeichnete sondern aus einem anderen Grund.
"Warum grinst du so doof", fragte Kei draufhin und sah ihn verwundert an.
"Du hast unser Leben gesagt", wies ihn Kuro auf seine Worte hin und ergriff leicht erwärmten Herzens seine Hand.
Tsukishima stockte, überlegte und lächelte dann schüchtern.
"Das hab ich wohl".
"Ist es verkehrt das ich gerade etwas rührselig werde"?
"Ach jetzt mach keinen Wirbel darum,  das wird nur peinlich. "
Auch wenn er es wegen der Dunkelheit nicht sehen konnte, wusste er das Tsukis Wangen gerade kirschrot anliefen. Er fand ihn unheimlich süß und manchmal konnte er es nicht fassen das er wirklich zu ihm gehörte.
Von der romantischen Situation gepackt, zog er seinen Freund zu sich und küsste ihn.
Die vertrauten Lippen fühlten sich warm und weich an. Und vorallem richtig.

Kurotsuki Gemeinsam statt einsamWhere stories live. Discover now