Zu viel Druck?

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Verschlafen blinzelte Tsuki. Es war eindeutig schon morgen da die Sonne ihm ins Gesicht schien.
Etwas verwirrt drehte er sich zur Seite.
Sie waren wohl eingeschlafen.
Das letzte das er wusste war das er Kuro in den Arm genommen hatte und irgendwie hatte er es nicht geschafft ihn wieder loszulassen.
Das erklärte zumindest warum sein Arm wie wild kribbelte, er war nämlich so gut wie taub da Kuro darauf geschlafen hatte.
Vorsichtig bewegte er seine Finger ohne den schwarzhaarigen der noch schlief zu wecken.
Es bitzelte und kribbelte bis zu seiner Schulter und er konnte nicht anders er musste ihn unter seinem Kopf hervorziehen, dabei wachte sein gegenüber unweigerlich auf.
Grummelnd schlug er die Augen auf.
"Morgen".
"Morgen, hast du ne Ahnung wieviel Uhr es ist", meinte Tsuki und versuchte mit seinem immer noch tauben Arm nach seiner Brille zu tasten die er immer hin noch zur Seite gelegt zu haben schien.
"Keine Ahnung, is mir auch egal, ist eh unser letzter Tag, den können wir auch im Bett bleiben, was meinst du", sagte der ältere mit tiefer Stimme und zog ihn wieder an sich.
"Ja genau, jetzt sei nicht albern".
Irgendwie hatte er es geschafft seine Brille schief auf die Nase zu setzen und sein Handy zu erreichen.
Die grellen Zahlen 9:56 strahlten ihm entgegen und genervt stöhnte er auf.
Schon wieder so spät es gab wohl schon längst Frühstück.
Er wollte das Handy schon wieder genervt weglegen um sich und seinen Freund irgendwie aus dem Bett zu hiefen als eine Nachricht reinkam.
"Wir müssen reden wenn du zurück bist. "
Tsuki war zunächst verwirrt doch dann erkannte er den Namen des Absenders. Es brauchte etwas bis die Info durch sein vom morgen vernebeltes Gehirn kam. Das Handy das er in Händen hielt gehörte Kuro und die Nachricht war von seiner Tante und sie klang nicht gerade erfreut.
Tsuki schloss seufzend die Augen. Das konnte nur heißen das es um seine neuste Entscheidung ging.
Er wollte es schon weglegen und sich mit einem vollgefüllten Kopf und unzähligen neuen Gedanken unter der Decke verkriechen als sich Kuro zu ihm beugte.
"Du hast sie gelesen".
Der blondhaarige zuckte zusammen.
Er hatte nicht bemerkt das Kuro sich aufgesetzt hatte und wohl gesehen hatte das er an seinem Handy war.
Ohne ihn anzusehen legte er es weg.

Die Körpersprache seines Freundes verriet wie sehr ihn die Nachricht beschäftigte.
Was er sich wohl alles dachte.
Klar war seine Tante nicht sonderlich begeistert gewesen als er ihr erklärte das er vorhatte in ein paar Monaten mehrere Zugstunden weit weg zu ziehen.
Er würde sie ja auch vermissen und sein Leben und seine Freunde dort.
Doch vor ihm lag eine Zukunft die er so nah wie möglich mit der Person zusammen verbringen konnte die ihm im Moment am wichtigsten war.
Noch bevor er sich die richtigen deeskalierenden Worte zurecht gelegt hatte, stand Tsuki ruckartig auf und begann hecktisch Sachen aus dem Schrank zu zerren.
"Was"?
"Ich werde laufen gehen".
"Tsuki, jetzt warte doch mal, du kannst doch nicht einfach weg laufen, ich muss mit dir reden du verstehst das alles falsch. Jetzt komm schon".
In drei Atemzügen war Tsuki mit ein paar neuen Klamotten unter dem Arm bei der Tür angekommen.
"Da gibts nichts falsch zu verstehen. Ich werde nicht zukucken wie du dein Leben das du dort hattest für mich wegschmeißt. Das kann und werde ich nicht verlangen. "
Als sich der Mittelblocker nochmal zu ihm umdrehte sah er seine verschlossene Miene und den Schmerz in seinen Augen.
Aber dann öffnete der andere die Tür und stapfte in den Flur davon.

Kuro wusste das er ihn gehen lassen sollte, denn es würde nur zu einer Scene führen die er ungern vor den anderen austragen wollte.
Wie konnte von einer Sekunde auf die andere wieder alles so kompliziert zwischen ihnen sein.
Gestern abend hatte er sich so gut in seinen Armen gefühlt, so beschützt, stark und unbesiegbar, so dass niemals jemand zwischen sie bringen konnte.
Doch jetzt war er es der sie erneut entzweit hatte.
In dem er sein Leben für ihn ändern wollte. Ein anderer hätte sich einfach gefreut doch nein, Tsuki schien es geradezu zu entzürnen.
Egal was er machte sie redeten gefühlt immer aneinander vorbei. Was sollte er blos tun?
Die Uni war fix, der Platz auch, eine Wohnung war auch schon in Aussicht, eigentlich alles perfekt und jetzt trieb genau das einen Keil zwischen ihnen?
Er verstand den anderen einfach nicht?
Wollte er das nicht genauso?
Wollte er denn nicht eine Zukunft mit ihm?
War ihm das alles wohl doch nicht so wichtig wie ihm?
Stöhnend und irgendwie wütend schlug er gegen die Wand und drückte dann seine erhitzte Stirn gegen den rauen Putz.

"Du hast ihn ganz schön unter Druck gesetzt damit".
Wie vom Donner gerührt fuhr Kuro herum. Er hatte nicht mitbekommen das Tsuki die Tür offen gelassen hatte.
Im Türrahmen stand Sugawara locker gelehnt.
Der gleichaltrige sah ihn mit einem Blick an der allwissend zu sein schien.
Aber auch freundlich, aufgeschlossen und ja fast schon mütterlich.
Spätestens nach diesem Blick wusste er warum viele seiner Teamkameraden ihn des öfteren Sugamama nannten.
Er war so geflasht von diesem Blick das er zunächst auf seine Worte erwiderte sondern nur einen Schirtt von der Wand wegwich.
"Tsukishima ist gerade völlig aufgewühlt ins Bad gestürmt und hat mich dabei fast umgerannt. Ich wusste sofort das etwas nicht stimmt, normalerweise hat er sich sehr gut unter Kontrolle. "
"Ja das er so aufgebracht ist, ist wohl meine Schuld".
Im gleichen Moment in dem ihm die Worte über die Lippen kamen fragte er sich bereits warum er das vor dem grauhaarigen zu gab.
Erneut sah er den Capitän an und da fielen ihm die Worte die er zuerst gesagt hatte wieder ein.
"Wie hast du das gemeint, das ich ihn unter Druck gesetzt habe", fragte er verwirrt.
"Ist dir das denn nicht aufgefallen? Du hast verkündet das du nach Sendai ziehst und das davon nicht mal deine besten Freunde wussten. Ich weiß nicht ob dieser Plan schon vorher stand doch für Tsukishima ist das eine Riesen Last".
"Was meinst du damit, ich hab es doch für ihn gemacht, wieso sollte ich ihn damit so... "
Kuro wurde ungewollt immer lauter und Sugawara sah sich mit großen Augen um.
"Du verstehst es wirklich nicht oder?
Kuro für deinen Freund ist der Druck wahnsinnig groß. Für ihn heißt das das du dein Leben für ihn änderst und er muss nun damit leben das er falls das zwischen euch doch nicht klappt dein Leben in eine Richtung gelenkt hat die du vielleicht ohne ihn nicht eingeschlagen hättest. Damit bürgst du ihm die Last auf immer perfekt zu sein, er wird versuchen das alles funktioniert damit er dich zufrieden sieht, damit du deine Entscheidung nicht bereust."
Als Suga seinen kleinen Monolog beendet hatte war Kuro baff.
So hatte er das noch nie betrachtet.
Er hatte nur daran gedacht was für ihn und sie beide am einfachsten wäre, er hatte dabei nicht daran gedacht das Tsuki womöglich anders darüber dachte.
Die Erkenntnis das die Nachricht die sein Freund da auch noch gelesen hatte sein Bild vermutlich noch verschlechtert hatte, brach über ihn hinein wie eine Lawine.
"Scheiße, verdammt", fluchte er und boxte erneut gegen die Wand was ihn jedoch gleich mit einem schmerzenslaut zurückzucken lies.
"Hör auf mit dem Blödsinn, du tust dir ja noch ernsthaft weh", meinte Suga schnell und kam näher um sich seine Hand anzusehen.
Seine Knöchel waren rot und an einigen Stellen war die Haut abgeschürft.
"Er hat auch noch diese Nachricht gelesen", murmelte er als sie beide auf seine ramponierte Hand hinunter sahen.
"Welche Nachricht"?
"Das meine Familie meine Entscheidung auch nicht gerade toll findet".
Als Suga vorsichtig über die geschundene Haut strich zog Kuro hörbar die Luft ein und entriss sie seinem Gegenüber.
"Tya das macht die Sache nicht gerade einfacher. Nun weiß er das du es wirklich nur für ihn machst, aber das ist nicht gerade förderlich", erklärte Sugawara und trat einen Schritt zurück.
"Aber was soll ich denn machen", fuhr Kuro ihn wütend und verzweifelt an.
"Fahr einen Gang runter, ihr seit noch nicht lange zusammen, und du triffst eine Entscheidung die die nächsten Jahre betrifft. Hast du ihn überhaupt nach seinen Zukunftsplänen gefragt?"
Kuro schüttelte erschüttert den Kopf. Das hatte er vollkommen ausgeblendet. Tsuki war doch erst ein Jahr auf der Oberschule. Ihm würden noch zwei Jahre bis zum Abschluss bleiben. Für ihn war das so weit weg das er nicht mal darüber nachgedacht hatte.
"Ihr müsst dringend mehr reden miteinander und zwar über wirklich wichtige Dinge, das macht eine Beziehung aus. Das man auch über Dinge redet die schwierig sind und die Entscheidungen fordern. "
Sugas Augen glänzden bei diesen Worten sonderbar auf doch sein Lächeln lies seinen nachdenklichen Eindruck verschwinden.
"Also wenn ich dir da einen Rat geben darf"?
Mit einem schüchternen Grinsen wich der andere zurück und lies ihn etwas überrumpelt stehen.

Kurotsuki Gemeinsam statt einsamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt