Einfach so passiert

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Was zum Teufel machte der so lange?
Kuro war schon vor 20 Minuten in Michis Zimmer verschwunden und auch wenn es ihn herzlich wenig interessierte was genau er da mit ihr besprach machte es ihn doch auf irgendeine Art nervös. Hatte er Grund dazu? War es verwerflich das die beiden dort allein waren?
Oh man wieso machte er sich blos Gedanken über sowas. Das war doch total abwegig oder?
Das gefühlt hunderste Mal sah er möglichst unauffällig Richtung Flur nur um wieder enttäuscht und leicht verärgert wegzusehen.
"Vermisst du irgendjemanden", fragte plötzlich Daichi und ruckartig drehte er sich zu ihm um.
Seine Wangen waren leicht gerötet und man sah ihm deutlich an das der Alkohol seine Spuren hinterlies.
"Oh sorry das war vielleicht etwas zu direkt", sprudelte es aus dem angetruckenen Capitän und er wischte sich über den Mund.
Tsuki verdrehte nur die Augen und dachte gar nicht daran ihm eine Antwort zu geben.
Auch wenn er vor Daichi wohl am meisten Respekt hatte, in dem Zustand konnte er ihn unmöglich für voll nehmen.
Er wollte sich schon abwenden als der andere ihn am Arm aufhielt.
"Hey, tut mir leid war nicht so gemeint. Sollte ähm nicht falsch rüber kommen. Ist bei dir alles oke, also zwischen...". Daichi warf nur einen vielsagenden Blick in die Richtung in die er vorher gesehen hatte.
War er schon so weit es vor ihm zuzugeben? Andererseits wusste er es bestimmt schon, wieso also leugnen. Er musste einfach mal darauf vertrauen das der Drittklässler es keinem weitersagte und für so vertrauenswürdig hielt er ihn.
"Bei uns schon. Michi ist das Problem", entgegnete er kühl und verschränkte die Arme.
"Wieso das denn, ich fand sie bisher eigentlich ganz nett"?
"Sie hat sich vorhin ziemlich eindeutig darüber geäußert was sie über Jungs denkt die mit anderen Jungs zusammen sind". Absichtlich fügte er nicht hinzu um welche Art des zusammen seins es ging, das war wohl eindeutig.
"Oh, darum ging es also, ich hab vorhin nur die Hälfte mitbekommen von eurem Gespräch".
"Eigentlich ein Wunder so deutlich wie sie ihre Meinung gesagt hat".
"Ja, nicht alle sind da so offen und tolerant. Es gibt immer noch traditionelle und altmodische Familien die ein Problem mit sowas haben". Daichis Stimme rutschte eine Etage tiefer und die Worte bekamen so mehr Gewicht und schienen für ihn wohl mehr Bedeutung zu haben.
"Ich denke da steckt mehr dahinter"!
"Und was"?
"Sie hat wohl eindeutig klar gemacht was sie davon hält aber ehrlich gesagt hat sie etwas zu emotional reagiert, dafür das es sie nicht direkt betraf", erklärte Tsuki langsam und überlegte angestrengt was der Grund dafür sein konnte.
"Vielleicht hat sie schon einmal damit zu tun gehabt", führte Daichi seine Gedankengänge weiter.
"Auf jeden Fall hat es irgendwas mit ihrer Vergangenheit zu tun, über die spricht sie nämlich fast gar nicht".
"Habt ihr sie mal gefragt"?
"Kuro hat es versucht aber ist nicht sonderlich weit gekommen", meinte Tsuki ehrlich und sah sich etwas im Zimmer um.
Drüben bei den Couchen saßen immer noch ein Großteil der Karasuno sowie Kenma und Kindaichi. Sie spielten Karten oder erzählten lustige Geschichten und wirkten ausgelassen und vielleicht etwas angeheitert.
Am Tisch saßen Yachi, Yamaguchi und Kiyoko und tranken etwas gepflegter ein Glas Wein und unterhielten sich. Tadashi und die blonde Managerin saßen auf der einen Seite des Tisches, die Drittklässlerin auf der anderen.
Während er die drei so beobachtete merkte er das sein bester Freund immer wieder Blicke zu der anderen Erstklässlerin schweifen lies. Man musste zugeben sie sah in ihrem altrosanen Kimono auch  ziemlich niedlich aus. Wenn man auf sowas stand? Tsuki kannte ihn schon lange genug um zu erkennen das diese Blicke mehr als freundschaftlich waren.
Wann war das passiert? Noch nie zuvor hatte er Tadashi so ein Mädchen ansehen sehen. Er wollte doch was von ihr, da war er sich fast sicher.
Zugegeben sie wären ein hübsches Paar, zwar waren sie beide etwas unsicher und schüchtern doch vielleicht war das gerade ihre größte Gemeinsamkeit.
Er verzog zufrieden die Lippen zu einem Lächeln und nahm sich vor den anderen mal darauf anzusprechen. Natürlich freute er sich für ihn und wünschte ihm das er auch bald jemanden an seiner Seite hatte den er liebte.
Man seit wann war er so sentimental? Das musste der Alkohol sein. Angewidert von der Wirkung die dieses Teufelszeug auf ihn hatte stellte er sein Gals weg und nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank.
Gerade als er die Kühlschranktür schloss sah er das Kuro aus dem Gang stolperte. Er massierte sich mit einer Hand den Nacken und seine Haare wirkten etwas verstrubbelt. Am liebsten wäre er hingerannt und hätte ihn sofort zur Rede gestellt doch stattdessen unterdrückte er diesen Zwang und warf ihm blos einen vielsagenden Blick zu.
Den verstand er wohl auch denn er kam auf ihn zu.
"Du siehst geschafft aus Kuro", ergriff Daichi neben ihm das Wort und er zuckte etwas zusammen, hatte er doch fast vergessen das er noch neben ihm stand.
"Ja naja das Gespräch ist wohl etwas anders gelaufen als ich dachte", meinte der schwarzhaarige und schenke sich erstmal ein Glas Sake ein das er im Zuge dessen komplett leerte.
"Du hast mit Michi geredet, über das was sie vorhin gesagt hat oder", fragte Daichi nochmal zum Verständnis und Kuro nickte.
"Und hast du herausbekommen warum sie so ausgerastet ist", fragte Tsuki mit gezügelter Neugier.
"Kann ich nicht sagen, sie hat nur klar gemacht das sie wohl ein ganz anderes Bild von der Liebe hat und das sieht ziemlich einseitig aus. Und ziemlich traurig ehrlich gesagt. "
" Hat eben jeder eine eigene Meinung zu so etwas", sagte Daichi und klang nun wieder mehr wie ein ernstzunehmender Capitän. Trotzdem nickte er ihnen zu und ging dann wieder zurück zu den anderen.
"Dann hast du ja nicht sonderlich viel erreicht, hast du sie wenigstens etwas beruhigt oder geht sie jetzt gleich auf einen von uns los".
"Wenn dann wohl auf mich ehrlich gesagt".
"Wieso das denn ich dachte du hast mit ihr geredet oder hast du wieder irgendeinen Schwachsinn von dir gegeben? " Er wusste das der Humor seines Freundes manchmal ein Limit überstieg und das er das von Zeit zu Zeit nicht mal wahrnahm.
"Nein, hey ich war voll einfühlsam, voll Softy glaub mir, ich hab mich echt zusammen gerissen doch vielleicht war das ein Fehler".
"Wie meinst du das, wie kann man denn zu einfühlsam sein", fragte Tsuki verwirrt?
"Naja, ich glaube ich habe mit meiner charmanten, einfühsamen Art wohl falsche Signale gesendet", sagte Kuro und er sah das sich seine Wangen leicht röteten.
"Was soll das denn heißen", wollte Tsuki nun ungeduldig wissen, was verschwieg er vor ihm? Und wieso wurde er rot? War irgendetwas passiert das ihm peinlich war?
"Also flip jetzt bitte nicht aus und ich sag dir gleich schon mal das ich das definitiv nicht wollte, es ist einfach so passiert und es hat wirktlich rein gar nichts zu bedeuten und... "
"Jetzt spuks schon aus, was ist einfach so passiert", entgegnete Tsukishima ernst und versuchte angestrengt die Lautstärke zu zügeln.
"Sie ähm, hat mich geküsst, aber da war nichts, ich hab den Kuss abgebrochen und ihr gesagt das ich das nicht will und... "
Tsuki hörte schon gar nicht mehr zu, in seinem Kopf war plötzich ein eigenartiger Nebel aufgezogen und darin entstanden Bilder von Kuro und Michi wie sie auf der Schlafmatte saßen, eng nebeneinander ihre Lippen auf den seinen, die er selbst nur zu gut kannte.
In Tsuki keimte ein Gefühl auf das er nicht beschreiben konnte das sich aber mit Sicherheit nicht gut anfühlte. Es war als würde jemand auf seiner Brust stehen und ihm die Luft zum Atmen nehmen. Außerdem war ihm augenblicklich schlecht und obwohl in seinem Kopf ein Karusell an unerwünschten Bildern sich immer wehrend drehte gab er nach außen hin kein Anzeichen darauf wie es ihm ging. Doch er musste ganz dringend hier weg. Er musste für sich sein, das mit sich selbst ausmachen. Irgendwie fühlte er sich verraten und ja vielleicht auch betrogen, obwohl es das ja nicht war. Kuro hatte schon gesagt das er ihn abgebrochen hatte und das er das nicht gewollt hatte und doch gab es einen Teil in ihm der an seinen Worten zweifelte. Schließlich hatte der schwarzhaarige zugegeben das er auch schon etwas mit Mädchen gehabt hatte, also war die Vorstellung von Kuro mit einem Mädchen nicht so abwegig wie beispielsweise er und ein Mädchen.
"Tsuki, Tsuki, hallo, jetzt sag doch was", hörte er plötzlich Kuro wieder der nun seinen Arm ergriffen hatte und ihn leicht schüttelte.
"Ist schon ok, keine große Sache", sagte er auch wenn er es überhaupt nicht so meinte, doch er hatte keine Lust auf eine große Scene. Auch wenn er innerlich brodelte, schluckte er den Schmerz den er definitiv empfand runter und doch konnte er seine Mimik nicht verstellen.
Kuro schien an seinen Worten zu zweifeln, doch das war ihm egal.
Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging zur Haustür. Er brauchte jetzt wirklich frische Luft.

Kurotsuki Gemeinsam statt einsamDonde viven las historias. Descúbrelo ahora