Gute und schlechte Geheimnisse

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Die ersten Sonnenstrahlen die durchs Fenster fielen weckten Tsukishima und liesen ihn verschlafen blinzeln. Etwas übernächtigt und im ersten Moment unorientiert tastete er nach seiner Brille.
Ach ja sie waren in diesem Ferienhaus. Ein wenig verspannt stand Tsuki auf und tappte zum Fenster. Draußen waren kleine Nebelschwaden aufgezogen, in der Nacht hatte er vermutlich geregnet, doch nun war es trocken.
Er beschloss erstmal eine Runde spatzieren zu gehen. Kuro schlief noch tief und fest und sah dabei so friedlich aus das er ihn nicht wecken wollte. Leise nahm er sich ein paar neue Klamotten und schlich ins Bad. Das Haus war noch still, alle schliefen vermutlich noch. Zufrieden damit machte er sich fertig, steckte sein Handy und die Kopfhörer in seine Tasche und öffnete so leise wie möglich die Haustür.
Draußen war die Luft kühl aber frisch. Gut das er seine Jacke mitgenommen hatte und auch den Schal trug den seine Mutter ihm noch halb hinterhergeworfen hatte.
Um sie herum schien alles friedlich, nur leises Vogelgezwitscher war zu hören. Für ein paar Minuten stand er nur auf der Veranda und sah durch die Nebelschwaden hinunter ins Tal. Dort fuhren schon deutlich mehr Autos und die ersten Fußgänger waren auch zu sehen.
Gähnend setzte er sich die Kopfhörer auf und machte sich auf den Weg zur Hauptstraße. Gerade als er die Treppen hinunter ging fiel ihm ein kleiner Trampelpfad auf der in den Waldweg führte. Neugierig verlielß er also die Treppe und folgte ihm. Wenn er sich hier gut genug auskannte könnte er ja morgen ein bisschen joggen gehen. Das morgendliche war zur Routine geworden seit er die Oberschule besuchte und wenn er es einmal ausfallen lies fühlte er sich irgendwie nicht bereit für den Tag.
Tsuki lief also den kleinen Weg entlang der am Haus vorbei den Berg weiter hoch führte. Mal wurde er schmaler mal war es wieder ein bekiester Weg. Er hatte die Hände tief in den Taschen vergraben und genoss einfach nur die frische Luft und die Musik auf seinen Ohren. Morgen würde er Kuro fragen ob er mit wollte, es war echt schön hier. Schmunzelnd dachte er an seinen Freund der jetzt gerade wohl über die gesamte Breite ihrer beider Schlafmatten ausstreckte und leise schnarchte.
Hatte er sich aber auch verdient, er hatte gestern sein Versprechen noch eingelöst und hatte sich für ihr kleines Techtelmechtel im Bad noch gebürend revangiert.
Schon komisch eigentlich war er massiv sauer auf ihn gewesen. Der Kerl musste echt lernen seine Reize in Griff zu bekommen. Dieses Gefühl das ihn gepackt hatte als er ihn mit Michi gesehen hatte war so ätzend und luftabschnürend gewesen das er es im ersten Moment gar nicht richtig einordnen konnte. Womöglich hatte er deshalb so unwissend reagiert als ihn Kuro damit konfrontiert hatte. Eifersüchtig. Er und eifersüchtig, nie hätte er es für möglich gehalten das er mal auf so eine unsinnige Gefühlsregung aufspringen würde. Wenn er das bei anderen aus seiner Klasse mitbekommen hatte, hatte er nur den Kopf geschüttelt. Zeitverschwendung hatte er sich gedacht. Für was so viel Zeit und Energie in eine Beziehung stecken wenn man sich letztendlich doch nie sicher sein kann das der Partner einem auch treu ist, wieso also soviel rein investieren. Doch dank Kuro wusste er nun das es das Wert war. Es war ein geben und nehmen, nicht immer leicht aber es gab nichts schöneres als neben jemanden aufzuwachen den man liebte und mit dem man gerne seine Zeit verbrachte.
Ungeachtet seiner Umgebung war er immer weiter gelaufen und konnte in der Ferne plötzlich einen Schrein ausmachen. Tief im Wald schien er ziemlich alt zu sein, war aber noch gut in Schuss.
Die Stufen waren gefegt und es schien das jemand den Wald daran hinderte die Stätte völlig zu verschlucken.
Anerkennend wollte er sich schon näher umsehen als ihm jemand auffiel der auf den Stufen zwischen den Pfeilern saß.
Es war Michi. Ihre grau-schwarzen Haare steckten unter einer roten Mütze, sie trug eine schwarze Leggins, weiße Turnschuhe und eine graue Parkajacke.
Als er genauer hinsah erkannte er das sie ein Telefon gegens Ohr drückte.
Sie schien zu telefonieren.
Doch ihr Gesicht schien deutlich angespannt zu sein und sie griff sich immer wieder angestrengt an die Stirn. Ihr Mund bewegte sich von Zeit zu Zeit, aber Tsuki verstand nicht was sie sagte. Er war noch zu tief im Wald als das sie ihn entdecken könnte und der leichte Nebel tat auch noch dazu bei ihn zu verstecken.
Etwas neugierig schaltete er die Musik aus und zog die Kopfhörer runter.
Der Wald mit all seinen Geräuschen kehrte zurück doch sie wurden unterbrochen von den aufgebrachten Worten des Mädchens das dort auf den Stufen saß.
"Nein ich werde ihm das nicht verzeihen, das kannst du dir sowas von abschminken, weiß du was er mir angetan hat? Nur weil er so egoistisch war?
Du hast ja keine Ahnung was an meiner Schule abging, die Mädchen und die Jungs haben mich ausgelacht, weißt du wie ich mich gefühlt habe?"
Sie klang wirklich verzweifelt und obwohl er Michi immer noch nicht sonderlich gut leiden konnte entwickelte er irgendwie Mitgefühl für sie. Zwar hatte er keine Ahnung um was es ging doch ihm kamen wieder die Worte von Kuro gestern in Erinnerung. Es gab etwas in ihrer Vergangenheit das sie verschwieg und offensichtlich ging es darum jemandem zu verzeihen oder eben nicht.
"Nein, ich werde ihm keine Karte zu Neujahr schicken, der kann mir sowas von gestohlen bleiben, soll er doch rumturteln wo und mit wem er will, mir egal. Hier kennt mich keiner, hier weiß niemand davon, ich will einfach von vorne anfangen, das musst du doch verstehen".
Wieder eine Pause, wahrscheinlich antwortete der Anrufer darauf.
Tsuki kam sich etwas fehl am Platz vor. Sollte er dieses Gespräch überhaupt hören? War das nicht Privatsache? Anderseits wieso suchte sie sich dann so einen öffentlichen Ort dafür aus? Selbst schuld entschied er.
"Ja ich weiß das das schwer ist, aber glaub mir es war die richtige Entscheidung umzuziehen. Ich bin hier glücklich und habe auch schon Freunde gefunden. Die Leute hier sind alle voll in Ordnung. Ich bin endlich wieder Teil von etwas auch wenn ich nicht mehr Volleyball spiele."
Es folgte eine längere Stille und Tsuki wollte schon gehen als er doch noch einen letzten Satz vernahm.
"Ist gut, wir sehen uns bald. Ich wünsche dir aufjeden Fall schonmal ein schönes neues Jahr und mach dir einen schönen Abend. Bis bald, wir hören uns. "
Damit beendete sie das Gespräch und steckte ihr Telefon wieder ein.
Plötzlich panisch entschied Tsuki zu verschwinden bevor Michi ihn sah und es womöglich peinlich werden könnte, deshalb schlug er schnell den Weg zurück ein.
Auch wenn er die Zusammenhänge nicht verstand und jetzt immer noch nicht schlauer als diesem Mädchen war, hatte er kapiert das sie wohl wirklich etwas belastete das sie aber versuchte vor allen geheim zu halten.
Wieso sonst sollte sie so weit vom Haus entfernt telefonieren? Nur das es niemand mitbekam?
Aber was konnte es sein das sie niemanden verriet? Natürlich kannte sie keiner so gut, aber trotzdem was verheimlichte sie?

Kurotsuki Gemeinsam statt einsamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt