90. Kapitel

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Sirius erzählte Remus am nächsten Tag von den Vorkommnissen des letzten Nachmittags.
Remus machte sich ebenfalls ziemliche Sorgen um Sirius kleinen Bruder.

„Er kann sie hören, aber das macht keinen Sinn..." Brabbelte er immer wieder vor sich hin.
„Er bildet es sich ein und genau das ist ja das Besorgniserregende." Sagte Sirius mit ernster Miene.

Remus wusste nicht, was er noch sagen sollte und so schwieg er.

Er hatte Angst, dass Regulus alles zu viel werden würde, denn dann würde sich bestimmt Sirius die Schuld dafür geben und Regulus würde nicht der einzige bleiben, der daran kaputt ging.

„Ich habe Angst, dass er sich etwas antut." Flüsterte Sirius und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken, welches jedoch kurz darauf folgte.

Remus nahm ihn tröstend in den Arm.

„Hey, es wird alles gut." Sagte er sanft und strich beruhigend über Sirius Rücken.

Sirius klammerte sich an ihm fest und vergrub das Gesicht in Remus Halsbeuge.

„Das ist so kindisch..." Schniefte er und löste sich von Remus, während er sich die Tränen wegwischte.
„Das ist doch nicht kindisch!" Beschwichtigte Remus ihn.
„Doch ist es! Ich sollte nicht weinen. Es gibt keinen Grund dazu."
„Sirius hör auf so eine Scheisse zu labern! Es herrscht Krieg, jeden Tag sterben Menschen und diejenigen, die wir lieben könnten die Nächsten sein. Du und jeder hat in einer solchen Situation das Recht zu weinen oder Angst zu haben!" Entgegnete Remus eindringlich.
„Ich...-" Er konnte nichts erwidern.

In diesem Moment überkam ihn eine zunamiartige Welle an Dankbarkeit.
Er konnte nicht verstehen, mit was er diesen unglaublichen Menschen nur verdient hatte.
Dieser Mensch, der ihm immer zuhörte, ihn verstand und ihn aufbaute.

Wie so oft konnte er nicht in Worte fassen, was er empfand.
Er brach erneut in Tränen aus und warf sich in Remus Arme, der ihn festhielt.

„Es ist in Ordnung." Flüsterte Remus nur.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Sirius endlich beruhigt hatte.
Er schniefte, lächelte aber.
Remus strich ihm behutsam die letzten Tränen weg und gab ihm dann einen zärtlichen Kuss auf die Stirn.

„Wir müssen los, die Stunde fängt gleich an." Meinte er schliesslich und zog Sirius an der Hand aus der Besenkammer, welche sie für ihr Gespräch in Anspruch genommen hatten.
„Och nö! Wir haben jetzt Geschichte. Können wir nicht einfach...-„ Jammerte Sirius, doch bevor er zu Ende sprechen konnte, hatte Remus ihn schon unterbrochen.
„Nein können wir nicht!"
„Spassbremse..." Knurrte Sirius und warf ihm einen bösen Blick zu.

Sie betraten das Klassenzimmer, in welchem schon die meisten Schüler auf ihren Plätzen sassen und sich noch mit ihren Freunden unterhielten.
Professor Binns war noch nicht da.

Sirius liess sich neben Remus auf einen Stuhl sinken und Remus lehnte sogleich seinen Kopf an Sirius Schulter.

Dieser lächelte, gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange und drückte ihn an sich.
Remus wandte sich ihm zu und legte nun seine Lippen auf seine.

Sie konnten ein paar Slytherin's hören, welche Geräusche machten, als würden sie sich übergeben.

Sirius verdrehte die Augen und wandte sich ihnen zu.

„Wenn ihr ein Problem damit habt, dass wir zusammen sind, dann sagt es ruhig!" Schnauzte er.
„Das ist ekelhaft!" Sagte einer der Slytherin's mit einem angewiderten Gesichtsausdruck.
„Das einzig ekelhafte ist deine Einstellung!" Keifte Sirius zurück und wollte schon aufspringen, doch Remus hielt ihn am Handgelenk fest.
„Sie sind es nicht Wert." Sagte er beruhigend.
„Ach wie süss, das Narbengesicht versucht den Blutsverräter zurückzuhalten. Das muss wahre Liebe sein."
Kommentierte ein weiterer Slytherin mit einer unerträglichen Babystimme.

Sirius sprang auf und zückte seinen Zauberstab.

„Wag es nicht, Remus zu beleidigen!" Knurrte er gefährlich leise, doch sie konnten alle jedes Wort verstehen.

Remus war bei den Worten des Slytherin's zusammengezuckt.

Narbengesicht

Diese Bezeichnung passte einfach viel zu gut, als dass sie ihn nicht hätte verletzen können.

Er wollte nicht, dass sich Sirius wegen ihm in Schwierigkeiten brachte, denn das war er nicht wert.

Zum ersten Mal seit Monaten spürte er einen übermächtigen Hass auf sich selbst.

Weshalb bin ich nur so egoistisch und dumm gewesen?! Ich hätte niemals mit Sirius zusammenkommen dürfen! Ich darf mit niemanden zusammen sein! Ich bin gefährlich! Die Narbe an Sirius Bauch stammt von mir. Sie ist der Beweis dafür, was passiert, wenn man mir zu nahe kommt! Ich bin ein Monster!

Er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Was habe ich nur angerichtet?

Er stand auf und legte zögerlich eine Hand auf Sirius Schulter.

„Ich bin es nicht wert, dass du Ärger bekommst." Krächzte er und Sirius wandte sich erschrocken zu ihm um.
„Remus was... was ist los?" Fragte er besorgt und strich ihm zärtlich über die Wange.

Remus zuckte zusammen.

„Nicht..." Keuchte er.

Er nahm Sirius Hand von seiner Wange und wich zurück.

Remus wusste, dass die Slytherin's über sie lachten, doch ihm war das in diesem Moment so ziemlich egal.

Er bekam kaum Luft, während heisse Tränen über seine Wangen strömten und Sirius ihn verletzt und verwirrt anstarrte.

James, Lily und Peter, die das Klassenzimmer betreten hatten, sahen sie erschrocken an.

„Remus was ist los?" Fragte Lily sofort und kam auf sie zu.
„Ich...Es ist alles in Ordnung...Ich brauche nur kurz frische Luft." Keuchte er und wollte schon den Raum verlassen, doch Sirius hielt ihn am Handgelenk zurück.
„Remus was...-"
„LASS MICH LOS!" Schrie er und er konnte sehen, wie Sirius die Tränen in die Augen stiegen.
„Remus rede mit mir." Flehte er verzweifelt.
„Bitte lass mich los Sirius." Sagte er schwach.

Er hielt es nicht aus, Sirius verletzt zu sehen.

Er wollte ihm nicht wehtun, denn das hatte er nicht verdient.
Doch er musste.
Er wollte nicht, dass Sirius jemanden, wie ihn liebte.
Er wollte nicht, dass er seine Zeit damit verschwendete, sich mit ihm abzugeben.

Er hätte diesen Schritt schon vor Monaten gehen sollen.
Er hätte gar nicht erst mit ihm zusammenkommen dürfen.

Sirius hatte ihn losgelassen, doch der verletzte Ausdruck in seinem Gesicht blieb.

„Sag mir doch bitte was los ist." Flehte er.
„Das mit uns war ein Fehler...Es hätte nie soweit kommen dürfen." Erklärte Remus unter Tränen, drehte sich um und rannte.
Er versuchte verzweifelt vor etwas wegzurennen, vor dem man nicht weglaufen konnte.

Er versuchte vor seinen Gefühlen wegzulaufen.
Er versuchte vor dem Schmerz wegzulaufen, der nun tief in seiner Brust sass.

To the Moon and back {Wolfstar Fan-Fiction}Where stories live. Discover now