72. Kapitel

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Diese nächsten Tage waren für sie ein wahr gewordener Alptraum.
Remus Zustand blieb gleich schlecht und keiner wusste, ob er jemals aufwachen würde.

Am ersten Tag waren Lily, James und Peter bei Sirius im Krankenflügel geblieben, nur damit er nicht mit Remus alleine war.
Sie waren irgendwann spät Abends zu Bett gegangen und nur Sirius war bei Remus geblieben.

Remus Vater hatte ihn ebenfalls besucht, doch schon bald hatte er wieder gehen müssen, denn die Arbeit rief.
Remus Mutter war es nicht möglich gewesen, ihren Sohn zu besuchen, denn sie war ein Muggel.

Sirius hingegen ass nicht, schlief nicht und verliess den Krankenflügel für keine Sekunde.
Er wollte nicht gehen, er konnte nicht gehen.

James, Lily und Peter mussten wieder in den Unterricht, doch er bekam von Dumbledore die Erlaubnis, bei Remus zu bleiben.
Wahrscheinlich wusste der Schulleiter, dass Sirius nicht in der Verfassung dazu war, in den Unterricht zu gehen.

3 Tage sass er nun schon an Remus Bett und liess sich von keinem überreden, etwas zu essen oder zu schlafen.

Sirius hatte sich noch nie im Leben so alleine gefühlt.
Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Remus wieder aufwachen würde.

James konnte sagen was er wollte, doch er selbst war davon überzeugt, dass es seine Schuld gewesen war, dass Moony so wütend gewesen war.
James hatte ihn sechzehn Mal angeschrien und versucht ihm beizubringen, dass er nichts dafür konnte.

Sirius erzählte Remus oft Dinge, die sie gemeinsam erlebt hatten, ohne zu wissen, ob Remus ihn hören konnte oder nicht.
Er hoffte so sehr, dass Remus jedes Wort hörte, das er sagte.

Sirius streichelte Remus Hand, während Tränen über seine Wangen liefen.

Remus war es an diesem Tag noch schlechter gegangen.
Sein Herz hatte noch langsamer geschlagen und er war noch blasser gewesen.

„Bitte lass mich nicht alleine." Flehte Sirius und vergrub das Gesicht in Remus Halsbeuge.
„Ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt. Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Du darfst jetzt nicht gehen."

Er schluchzte laut auf.

„Wir haben noch soviel vor uns. All die Jahre, wenn der Krieg vorbei ist. Ich kann nicht ohne dich leben Remus."

Remus hatte ihn schon am ersten Tag gehört.
Er hatte ihn sprechen gehört und seine Stimme war der einzige Grund gewesen, weshalb er noch weiterleben wollte.

Er wollte nicht sterben, denn dann würde Sirius Stimme verstummen und er würde alleine sein.
Er wollte Sirius sagen können, wie sehr er ihn liebte und dass er keine Sekunde damit aufhören würde, ihn zu lieben.

„Unsere Geschichte hat doch gerade erst angefangen, sie darf nicht enden Remus."
Konnte Remus ihn sagen hören.

Er wollte nicht, dass ihre Geschichte endete.
Er wollte leben, leben für Sirius.
Er wollte, all seine Berührungen erwidern, doch er konnte es nicht.

„Ich kann dich nicht einfach so gehen lassen."

Remus tat es weh, dass Sirius so litt.
Dennoch, irgendwo tief in seinem Herzen gab es ihm Kraft weiterzuleben und weiterzukämpfen.

Weitere zwei Tage vergingen und Remus Zustand verschlechterte sich noch ein wenig mehr.

Sirius würde es sich nie verzeihen, wenn Remus sterben würde.

Was würde aus ihnen werden?
Sie würden nicht mehr die Rumtreiber sein, denn ein grosser Teil würde fehlen.
Der Teil, der sie alle zusammenhielt.

Sirius würde nie mehr glücklich werden.

Die Tatsache, dass Sirius immer noch an Remus Bett sass, bereitete seinen Freunden grosse Sorgen, vor allem da Sirius echt übel aussah.

Er war beinahe so blass wie Remus.
Die Ringe unter seinen Augen waren dunkelviolet und er sah abgemagert aus.

Er hatte seit mehreren Tagen nichts gegessen und James war sich sicher, dass wenn Sirius aufstehen würde, er gleich zusammenbrechen würde.
Neben all dem, war da auch noch die Tatsache, dass Sirius fürchterlich stank, denn er hatte auch seine Körperpflege stark vernachlässigt.

Lily brachte ihm ab und zu den ganzen Schulstoff mit, den er versäumte.
Sirius war ihr sehr dankbar, denn ihn durchzusehen lenkte ihn wenigstens ein wenig ab.

Sirius wusste, dass James die Hoffnung, dass Remus aufwachte, tief in seinem Innern aufgegeben hatte.
Lily hingegen schien die Hoffnung erst aufgeben zu wollen, wenn Remus Herz stehen blieb.

Sie war sehr oft bei ihm und sie unterhielten sich über all die Jahre.
Sie erzählte ihm die ganze Geschichte von Snape und ihr.

Sirius hatte sie zum ersten Mal richtig Leid getan, denn ihm war zuvor nie wirklich bewusst gewesen, was die beiden alles gemeinsam erlebt hatten.

Er hingegen erzählte ihr von seiner Familie, wie schrecklich das alles gewesen war und dass seine einziges Glück damals, sein Bruder gewesen war.

Er hatte nie zuvor viel über seine Familie gesprochen.
Manchmal hatte er James etwas davon erzählt, doch Lily erzählte er alles, was damals geschehen war.

So schmerzhaft die Erinnerungen auch waren, sie befreiten ihn für einen kurzen Moment von der Angst.

Lily hingegen erzählte ihm viele Geschichten über Mary.
Sie lächelte, wenn sie über Mary sprach und dennoch waren dort die Tränen, die ihre Wangen hinunterliefen.

Er fragte sich oft, weshalb Lily die Rumtreiber so sehr gehasst hatte, denn sie und Mary hatten ebenfalls Dinge angestellt, die nicht gerade dem ‚Lily Evans Gesamtbild' entsprachen.

Sie erzählte ihm zum Beispiel, dass sie in der dritten Klasse den Umhang eines Slytherin Siebtklässlers in Brand gesteckt hatte, da er sie zur Seite gestossen hatte und deshalb alle Tintenfässer, die in ihrer Tasche waren, zerbrachen.

An einem anderen Tag hätte sich Sirius wahrscheinlich dumm und dämlich gelacht, doch er brachte kein Lächeln zu Stande.

„Er weiss, dass du da bist." Meinte Lily plötzlich und ganz ohne Zusammenhang.

Sirius schrak aus seinen Gedanken hoch.

„Was meinst du?" Fragte er verwirrt.
„Remus natürlich. Ich glaube, dass er schon lange gestorben wäre, wenn du nicht da gewesen wärst. Die Liebe ist stärker, als der Tod. Sie hält ihn am Leben." Sagte sie und lächelte schwach.

Sirius sah sie traurig an.

„Wenn ich nicht da gewesen wäre, dann wäre das alles nie passiert. WIESO HABE ICH AUCH WISSEN WOLLEN, WAS ER DACHTE UND WIESO HAT MICH DIESE SCHLAMPE GEKÜSST!?" Schrie er verzweifelt.

Lily nahm ihn in den Arm.

„Du bist nicht Schuld. Das warst du nie." Sagte sie ruhig.
„Ich will nicht mehr." Schluchzte er.
„Du musst aber." Erwiderte sie.
„Ich kann nicht ohne ihn leben... Ich will zu ihm gehen, wenn er stirbt." Antwortete er schwach.

To the Moon and back {Wolfstar Fan-Fiction}Where stories live. Discover now