Oben in den Boonies (5)

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Das Gebäude der Pension war einfach gehalten, hatte mit seinen ausladenden blumenbehangenen Fensterbänken und dem Obergeschoss mit Holzfassade etwas romantisches und schloss nahe an das Wasser an. Sie näherten sich über eine Terrasse, auf der sämtliche Möbel von schützenden Plastikplanen bedeckt wurden, und kurz nachdem Katherine das erste Mal geklingelt hatte, wurden sie von lautem Gebell begrüßt. Wenig später folgte eine rundliche Frau mit freundlichen Augen, die trockene Handtücher verteilte und die Jugendlichen ins Innere bugsierte. Nacheinander wurden sie auf den Ecken des Sofas in einem privaten Wohnzimmer verteilt. Die Wand fing den Blick abwechselnd mit Blumentapete und Landschaftsmalereien, in denen sich man statt Rehen und Wäldern Savanne und Elefanten sah. Das Elefantenmotiv setzte sich an der Seite des Raums fort, die von einer großen Glasvitrine geziert wurde, aus denen sie etliche winzige Glaselefanten anschimmerten. Ace rutschte nervös auf seinem Handtuch herum, während er sein Bestes gab, darauf zu achten, dass er keine Matschflecken auf dem Sofa hinterließ.

Als die Frau zurückkehrte, brachte sie einen gewaltigen Teller belegter Brote mit. Ace hielt sich zurück, aber Katherine und Nero griffen beherzt zu. Weil das Mädchen sehr eingenommen von dem Bernhardiner war, der seine anfängliche Zurückhaltung überwunden hatte und sie nun mit schlabbriger, fellverteilender Liebe überschüttete, erzählte Nero von ihrer Wanderung. Der Teil der Odyssee, den er nicht mitbekommen hatte, wurde fantasievoll ausgeschmückt, während sein eigener Weg kaum angesprochen wurde – abgesehen von der Aufforderung ihrer Gruppenleiterin, mal nachzusehen, wo die Mitschüler bleiben würden. Katherine griff protestierend ein, wenn es zu wild wurde, aber Ace selbst spürte sich nach kurzer Zeit wegdriften. Er war nicht an diesen Erzählungen interessiert. Alles, was er wollte, war zurückkehren, duschen, sich in sein Bett eingraben und den Rest der Welt vergessen. Und dann – er blinzelte, aus seinen Gedanken gerissen, als Katherine sich mit ihrer Gastgeberin erhob.

„Ihr geht weg?"

„Jaja... die Kathie hat mich nach der Mutter von Bella gefragt-" Sie tätschelte bei diesen Worten den Kopf des Bernhardiners. „-und wenn ich schonmal jemanden habe, der sich freiwillig darauf einlässt, die Fotoalben anzusehen, dann sag ich doch nicht nein. Wann bekommt man denn sonst noch die Möglichkeit, sich mit euch jungen Dingern zu unterhalten? Wenn meine Kinder zu Besuch kommen, sitzen sie auch immer nur vor den Bildschirmen." Die Frau zwinkerte ihnen zu, und Katherine, die tatsächlich aussah, als würde sie sich auf ein Sammelalbum und uralte Geschichten fremder Hunde freuen, huschte ihr hinterher. „Ach ja – wenn ihr zwei etwas trinken wollt, zur Küche geht's links. Da habe ich noch Cola stehen!" Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.

Ace, dem langsam dämmerte, dass er eigentlich nicht plante, allein mit Nero zu bleiben, räusperte sich.

„... Ich glaube, ich will mir auch Hundebilder ansehen."

...Warum sagte er das überhaupt?

Ace war klar, warum sein Kopf Zeit schinden wollte. Nachdem er sich stundenlang darüber aufgeregt hatte, dass es Dinge mit Nero allein zu klären galt, wäre es unvernünftig, diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen ... aber gleichzeitig aber war ihm übel, noch mehr als zuvor auf dem Weg, als er überlegt hatte, ob er gleich versehentlich umkippen würde. Er war nicht für Konfrontation geschaffen.

Nero, der gerade noch über sein Handy gebeugt war, hob die Brauen und sah auf. „Und jetzt? Brauchst du meine Erlaubnis dazu?" Nun, da Katherine verschwunden war, schien er keinen Grund mehr zu sehen, sich zu verstellen ... zumindest vermutete das Ace. Die einnehmende, heitere Tonlage war weggefallen und hatte Desinteresse Platz gemacht. Ein Teil von Ace rätselte, ob wenigstens das echt war, aber andererseits würde es ihm auch nicht weiterhelfen, darüber zu grübeln.

The Games We Play (BoyxBoy)Where stories live. Discover now