Schadensbegrenzung (1)

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„Oh, das ist so lieb von euch, ich wüsste gar nicht, was ich ohne eure Hilfe machen würde!"

„Awww, für dich doch immer, Süße!" Angel und Olivia knuddelten sich einen Moment, und als Angel den Blick von Quinn auffing, rollte sie überdeutlich die Augen. Quinn hatte die Hände vor den Körper gezogen, um dem kühlen Wind etwas entgegenzusetzen, und schmunzelte hinter ihren Fingern.

„Und das ist alles?" Olivia trottete um den teuren Wagen herum und besah die Kisten, die sich im Inneren stapelten. Noch war es das Freizeitauto ihrer Mutter, das Angel fuhr, aber zum achtzehnten Geburtstag würde sie ihr eigenes bekommen, wie sie nicht müde wurde zu erwähnen. Quinn versuchte sich jetzt schon gegen das Geprotze zu wappnen, dass damit einhergehen würde.

„Ich wollte jetzt nicht unseren gesamten Hausrat entfernen, sonst gibt's noch Stress mit meiner Mum..." Quinn hob die Brauen, wagte aber auch nicht, etwas dagegen zu sagen. Doch die Mutter von Angel war eine quirlige, geistig jugendlich gebliebene Frau, die eigentlich alles daransetzte, ihrer Tochter Freundin statt Erzieherin zu sein... was bei Angels herrischem Wesen viel zu oft dazu führte, dass sie übergangen wurde. „Aber wenn ich so sehe, was ihr bisher habt, wird es mit Sicherheit einen Unterschied machen." Diesmal wirkte Angels Lächeln offener. Quinn schob es darauf, dass das Mädchen sich in beinahe jeder Lebenslage im Konkurrenzkampf zu anderen sah - und wenn es nur darum ging, wessen Familie sich die ausgefallenere Halloween-Deko leisten konnte.

Genauso wie Angel wohnte Olivia unten in Mar-Le Villa, direkt an der Biegung des Flathead River. Es war der kleine Flecken Kalispell, an dem die Immobilienpreise plötzlich in die Höhe schossen und die Ansässigen zeigen wollten, dass sie sich Extravaganz leisten konnten. Gerade zu Feiertagen staunte Quinn jedes Mal, wenn sie hier entlangging und sah, in welche Unkosten die Leute sich stürzten, nur um ein wenig Stimmung zu verbreiten. Bei den Verhältnissen, aus denen Quinn kam, war es unvorstellbar gewesen, dass Leute solche Summen nur für ein wenig Deko ausgaben.

Wenn Olivia die Anspielung verstanden hatte, dann war sie nicht weniger geschickt darin als Angel, das Lächeln auf den Lippen zu behalten.

„Okay, dann - soll ich euch beim Auspacken helfen? Oder schaffen das die zwei da?" ‚Die zwei' waren Devon und Nero, die Angel kurzerhand zwangsrekrutiert hatte. Wie sie dieses Wunder bewerkstelligt hatte, war Quinn unklar, gerade, nachdem die Party nach dem gestrigen Spiel sich sicherlich in die Morgenstunden gestreckt hatte. Nero starrte ein wenig tot an die Decke des Autos, während Devon sich gegen ihn gelehnt hatte und knapp davor schien, im Schlaf seine Schulter zu besabbern.

„Ich glaube, die haben das im Griff. Geh schonmal vor, Schatz, wir kommen gleich nach." Noch einmal Umarmung und Geherze, dann ließ Angel Olivia gehen und wartete, bis sie sich außer Hörweite bewegt hatte. „Wie die mich manchmal aufregt... Und das ist alles? Dasselbe frag ich mich auch, wenn ich mir ihre Fake-Titten anschaue." Quinn, die diese Tiraden bereits kannte, grinste schwach, während sie sich abwandte und die Autotür öffnete.

„Wie siehts bei euch beiden aus? Habt ihr vor, euch heute nochmal ins Freie zu begeben?" Nero gab ihr ein ‚Daumen runter'-Symbol, und sie stützte sich schnaufend auf den Türrahmen. Das schien ein langer Tag zu werden.


Ace hatte sich eine Nacht lang hin- und hergeworfen, war aus unruhigen Sekundenschlafmomenten erwacht und hatte weite Strecken damit verbracht, sein Kissen zu umklammern und an die Decke zu starren, während er trotz Wärme zitterte. Er wünschte, er könnte sich mit jemandem austauschen... aber wem? Mitten in der Nacht Para anrufen fiel ja inzwischen aus...

Ihm war ein wenig übel, jedes Mal, wenn er ihre Gespräche rekapitulierte. Nicht die Art von Übelkeit, bei der sich Mund und Kehle zusammenzogen, sondern die, bei der sich der ganze Körper schwer anfühlte, und falsch, und ihm seine Haut ein klein wenig zu eng schien.

The Games We Play (BoyxBoy)Where stories live. Discover now