Kapitel 30

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Es ist so lange her, als ich zum ersten Mal nach Green Gables gekommen bin. Ich bin gewachsen, ich habe gelernt, und in der ersten Nacht, als ich dort war, habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nie so einsam gefühlt. Ich hätte nie in meinem Leben gedacht, dass ich so viel Liebe verspüren und so eine wundervolle Familie haben würde. Ich hatte vor, genug Geld zu verdienen, um dann nach Europa oder anderswo zu reisen.

Ich wollte ein Leben irgendwo weit weg von der Trauer und dem Verlust führen, den ich nach dem Tod meiner Familie gespürt habe. Ich hatte keine Freunde, nur ein offenes und freundliches Herz. Ich glaube immer noch fest daran, dass mein Leben völlig anders wäre, wenn ich John und Gilbert an diesem Tag nicht getroffen hätte.

"Du bist unglaublich still", sagt Jerry.

"Ich habe keine Lust zu reden", murmle ich und sehe auf. Ich bemerke die wunderschönen Kirschbäume um uns herum. Es gibt noch keine Blüten und die Bäume sind von Schnee bedeckt.

"Stört dich etwas?" Fragt Anne.

"Nein, nichts", sage ich.

"Wir werden bald da sein", informiert uns Jerry. Vor uns kann man bereits die Stadt sehen. Man sieht die Häuser und man riecht den Rauch von den Kaminen. Ich kann Leute reden hören und je näher wir kommen, desto lauter werden sie.

"Lasst uns zuerst in den Kleiderladen gehen", sage ich und beide sehen mich an.

"Klingt nach einer guten Idee", sagt Anne nickend.

"Wisst ihr, wo der Laden ist?" Fragt Jerry und ich nicke.

Man riecht das frisch gebackene Brot und man hört Menschen auf der Strasse lachen und reden. Ich lächle, es ist schön zu sehen, dass die Leute glücklich sind.

"Es ist nur drei Häuser entfernt", sage ich und zeige vor uns.

"Ich muss das Pferd hier anhalten", informiert uns Jerry und zeigt auf einen Holzpflock in der Mitte der Strasse. Ich nicke und Jerry bringt die Kutsche zum stehen.

Ich weiss nicht, was heute mit mir los ist. Das widerliche Gefühl der Angst kriecht in mir auf und ich versuche ruhig zu atmen, mich zu entspannen. Ich reibe mir meine Schläfen mit meinen Fingern und sehe mich nach dem Laden um.

Das einzige Mal, dass ich ihn jemals gesehen habe, war, als Anne und ich mit Marilla in die Bank gingen. Es ist der einzige Kleiderladen hier und ich weiss aus den Kleidern im Schaufenster, dass Matthew unsere Kleider von diesem Laden gekauft hat.

Ein Mann rempelt mich plötzlich an und gibt ein genervtes Geräusch von sich.

"Pass doch auf, Kind", murmelt er und ich kann den Geruch von Alkohol aus seinem Mund riechen, als er an mir vorbeigeht. Ich möchte ihm etwas nachrufen, aber seufze stattdessen und suche nach den zwei Kleidern in der Kutsche.

Anne hat sie bereits gefunden und hält sie mir ins Gesicht. Die Schachtel ist so gross, dass sie im Vergleich zur Schachtel unglaublich klein aussieht. Der Anblick bringt mich zum Lachen.

"Komm schon Aurora, diese Schachtel ist nicht leicht", sagt sie und ich helfe ihr. Ich nehme die Schachtel mit meinem Kleid und sie hat recht, es ist wirklich nicht leicht.

"Der Laden ist gleich da drüben, drei oder zwei Häuser weiter", murmle ich, als ich mit der Schachtel in den Armen vorwärtsgehe.

"Ich werde mich um das Pferd kümmern", sagt Jerry, als Anne und ich weggehen.

Der Schlamm unter mir ist rutschig und ich habe Angst, dass ich ausrutsche und fallen werde. Zum Glück ist der Laden nicht weit entfernt. Die Menschen um uns herum sehen uns verwirrt an, als wir unseren Weg zum Geschäft stolpern, da wir den Boden unter uns wegen der grossen Schachtel nicht sehen.

Possibility (Gilbert Blythe Fanfic) German TranlationWhere stories live. Discover now