Kapitel 28

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"Glaubst du, dass er wahr ist, dass jede Schneeflocke anders ist?" Fragt Anne, als sie aus Papier eine Schneeflocke ausschneidet.

Ich habe heute nach allem, was passiert war, die Schule besucht. Meine Bildung ist genauso wichtig wie alles andere. Obwohl ich fest entschlossen bin, dass ich Gilbert finden werde, habe ich hier immer noch meine Pflichten zu erfüllen. Ich denke, wenn sich die Gelegenheit bietet, nach Charlottetown zu gehen, werde ich sie nutzen.

"Ich hoffe es", sage ich.

"Es ist irgendwie beruhigend, nicht wahr?" Fragt Anne und ich nicke.

Die Mädchen sitzen am andere Ende des Klassenzimmers und alle reden über etwas. Zwischendurch höre ich Annes Namen und ich frage mich, ob sie wieder etwas böses über sie sagen.

"Ich habe gehört, dass Schnee ein Zeichen für Gottes Vergebung ist", erklärt Anne.

"Schhh!" Ich sehe zu der Frau auf, die den Chor unterrichtet. Ich habe sie noch nie gesehen und ich weiss nicht, ob sie überhaupt Lehrerin ist.

"Schnee bedeutet, dass Weihnachten kommt, und ich liebe Weihnachten, du nicht auch?" Frage ich und ignoriere die Mädchen, die meinen Namen flüstern.

"Ich weiss noch nicht. Aber ich schätze, ich werde es erfahren", sagt sie und ich sehe sie an.

"Habt ihr im Waisenhaus nie Weihnachten gefeiert?" Frage ich. Ich habe Weihnachten immer zu Hause gefeiert, und als ich im Waisenhaus aufgenommen wurde, haben sie es gefeiert aber ich wollte nie dabei sein."

"Nicht wirklich. Ich weiss nicht, wieso der Weihnachtsmann da nie halt gemacht hat. Vielleicht aus angst vor der Hausmutter", erzählt Anne.

"Die Cuthberts mussten ihre Farm beleihen. Ist das nicht traurig?"

Anne steht plötzlich nach Josies Kommentar auf und rennt auf sie zu. Ich folge ihr verwirrt und halte sie zurück.

"Josie Pye, das nimmst du zurück", sagt Anne wütend.

"Wieso regst du dich denn so auf? Es ist doch wahr", erwidert Josie. Ich runzle die Stirn und trete vor.

"Was ist wahr?" Frage ich.

"Ihr seid arm", sagt Josie, woraufhin ich die Augen aufreisse und Anne ansehe.

"Was, habt ihr das etwa nicht gewusst?" Fragt Josie und Anne sieht mich verängstigt an.

"Werden sie uns behalten?"

"Als nächstes, kommt her! Kinder, kommt! Stellt euch auf, bitte", befiehlt die Frau und wir alle gehen nach vorne. Ich stelle mich zwischen Ruby und Diana. Beide sehen mich besorgt an   und Ruby drückt zuversichtlich meine Hand, während Anne ihre Hände zu Fäusten ballt.

Wir fangen alle an zu singen.

Plötzlich entspannen sich Annes Hände und sie rennt aus dem Schulhaus. In Schock und Verwirrung hören alle auf zu singen und ich schnappe nach Luft.

"Anne?" Ruft Diana ihr nach und wir beide rennen hinter ihr her. Ich schnappe mir meine Jacke und unsere Sachen, weil ich weiss, wohin sie rennt.

Wir rennen nach draussen und holen sie im Wald ein. Ich keuche, als ich neben Anne stehen bleibe, während Diana beruhigend ihre Hand auf Annes Schulter legt.

"Bist du sicher, dass es dir gut geht?" Frage ich sie.

"Bitte renn doch nicht so", sagt Diana.

"Ich muss nach Hause", sagt Anne hektisch.

"Oh Diana, das kann nicht wahr sein!" Ruft Anne.

"Ist es auch nicht. Diese Josy Pye ist nur ein gemeines Biest", verteidigt uns Diana.

Possibility (Gilbert Blythe Fanfic) German TranlationWhere stories live. Discover now