Kapitel 20

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Ich sitze an meinem Schreibtisch, Ruby an meiner Seite und lese ein Buch, das Mr. Phillips uns gegeben hat. Um ehrlich zu sein, lese ich es nicht wirklich. Ich denke einfach über alles mögliche nach.

Ich denke besonders darüber nach, was passieren würde, wenn Gilberts Vater plötzlich sterben würde. Er ist wirklich krank und ich muss rational darüber nachdenken, dass er es vielleicht nicht schafft. Aber was würde mit Gilbert passieren?

Ich mache mir Sorgen und habe Angst, dass Gilbert zu einer komischen Tante ziehen müsste, von der er nicht einmal etwas weiss. Ich weiss, dass Gilbert möglicherweise andere Familienmitglieder hat und möglicherweise wegziehen müsste. Ich glaube nicht wirklich, dass ich mit einer Fernbeziehung klar kommen würde. Ich sehe keine Zukunft, in der ich Gilbert nicht die ganze Zeit sehe.

Draussen schneit es und der weisse Schnee bedeckt jeden Stock und Stein. Der Winter ist wunderschön. Die Berge sehen aus, als wären sie gezeichnet und ich denke daran, dass wir vielleicht in einer Fantasiewelt leben, in einem wirklich guten Buch. Was ist,wenn wir eigentlich nur Charakter in einem Buch sind? Das frage ich mich oft.

"Wie ich sehe schenkst du dem Unterricht keine Aufmerksamkeit", sagt Mr. Phillips plötzlich, weshalb ich den Blick vom Fenster abwende und den Lehrer ansehe, der direkt vor mir steht. Die anderen Schüler lachen leise, einige flüstern.

"Es tut mir leid, ich habe nur-"

"Nicht. Aufgepasst", sagt er streng und ich nicke, bevor ich auf das Buch niederblicke. Mr. Phillips geht seufzend nach vorne.

"Wie dem auch sei, es ist Zeit zu gehen",entlässt er die Schüler und ich stehe auf.

"Denkt daran, eure Bücher nach Hause zu nehmen! Ich möchte, dass jeder mindestens bis Kapitel 6 liest!" Schreit Mr. Phillips, während die Schüler miteinander reden und ihre Sachen zusammenpacken. Ich sehe Ruby mit Josie und den anderen aus der Tür gehen und ich frage mich, ob Diana und Anne auch bei ihnen sind.

"Aurora!" Schreit Mr. Phillips plötzlich, der an seinem Schreibtisch sitzt. Ich runzle die Stirn, lege meine Bücher wieder auf meinen Tisch und gehe zu ihm nach vorne.

"Ja?" Frage ich.

"Ich habe mich nur gefragt, warum du im Unterricht nicht aufpasst?" Fragt er.

"Ich habe nur... ich habe im Moment viel im Kopf", sage ich ihm 

"Du bist nähmlich eine meiner besten Schülerinnen, wenn man bedenkt, dass der Rest um einiges langsamer arbeitet als du", erzählt er.

"Vielen Dank, Sir", antworte ich höflich.

"Verschwende deine Intelligenz nicht ans Tagträumen", sagt er mir und ich nicke.

"Ich wünsche dir ein schönes Wochenende", sagt er und ich lächle.

"Ich Ihnen auch", sage ich, bevor ich das Schulhaus verlasse.

Ich hätte nie gedacht, dass Mr. Phillips, von dem ich dachte, dass er mich hasst wie die Pest, mich für schlau hält. Ich lächle und gehe zu meiner Jacke, die in der Garderobe hängt.

"Ich dachte, ihr wärt mit Josie gegangen", sage ich und ziehe meine Jacke an, als ich Diana und Anne sehe.

"Gott nein", sagt Diana und ich lache.

"Mr. Phillips hat mir gerade gesagt, ich soll dem Unterricht mehr Aufmerksamkeit schenken. Er glaubt, dass ich intelligent bin", sage ich ihnen und Diana schnappt nach Luft.

"Das ist wunderbar", sagt sie lächelnd.

"So etwas sagt er niemandem", erzählt Diana.

"Ausser vielleicht Prissy Andrews", ergänzt Anne, die ihre Hände gegen den Bauch drückt. Armes Mädchen.

Possibility (Gilbert Blythe Fanfic) German TranlationWhere stories live. Discover now