Kapitel 6

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Nachdem ich das Schuhgeschäft verlassen habe, laufe ich die Strasse hinunter. Die Häuser und Läden sind kompakt und haben alle verschiedene Farben. Grün, Braun, Hellbraun, Gelb und jedes Haus sieht anders aus. Es erinnert mich an Menschen. Wir sehen zwar alle unterschiedlich aus, aber wir sind trotzdem irgendwie alle gleich. 

Wie poetisch. Denke ich und lächle, während ich einen Lebensmittelladen suche. Ich schliesse meine Augen, als ich den Geruch von frisch gebackenem Brot rieche, dass mich sofort an die Vergangenheit erinnert. Die Erinnerung an meine Mutter, die in unserer Küche backt, kommt mir in den Sinn, weshalb ich mich etwas einsam und traurig fühle.

Warum denke ich nur so viel? denke ich. Vielleicht ist es manchmal einfach besser, nicht zu denken. Man sollte nicht immer so tief in Gedanken versinken, obwohl ich weiss, dass ich ziemlich gut darin bin. Mittlerweile könnte ich es schon fast als eine Art Hobby bezeichnen.

Ich schüttle den Gedanken ab, als ich endlich den Lebensmittelladen erreiche. Ein Schild über der Tür zeigt ein kleines Gemälde eines Gebäcks. Vor dem dunkelbraunen Haus stehen mehrere Körbe, in denen sich Früchte und Gemüse befinden. Hinter dem Korb mit den Karotten steht eine Frau, die sich mit einem Kunden über den Preis unterhaltet. Ich lächle ihr zu und gehe zur Tür des kleinen Ladens.

Als ich die Tür öffne, klingelt eine kleine Glocke, genau wie ihm Schuhgeschäft. Während ich weiter in das Geschäft gehe, drehe ich mich um und beobachte die kleine Glocke beim läuten. Ich finde es faszinierend, wie so ein kleines Ding so ein lautes Geräusch machen kann.

Meine poetischen Gedanken werden unterbrochen, als ich plötzlich mit jemandem zusammenstosse. Ich drehe mich schnell um, um einen riesigen Mann zu sehen, der auf mich hinabblickt. Seine runzliges Gesicht sieht mich verwirrt an,  bevor er einen kleinen Schritt zurücktritt.

"Verzeihung", sage ich leise, während auf den Boden blicke. Der Mann kratzt sich am Kopf und als er einen Schritt vorwärts geht, macht die braune Tasche unter seinem Arm ein knirschendes Geräusch. Ich gehe etwas zur Seite, sodass der Mann problemlos durchgehen kann.

"Ist schon in Ordnung... Aurora", sagt er und verlässt das Geschäft. Ich brauche ein paar Minuten, bis ich endlich verstehe, dass dieser fremde Mann meinen Namen gesagt hat. Ich habe noch nie mit diesem Typen gesprochen. Woher kannte er meinen Namen? Ich runzle die Stirn und sehe mich im Laden um, um mir eine Erklärung zu überlegen.

Ich schüttle den Kopf und renne zur Tür. Die kleine Glocke läutet, als ich die Tür öffne und auf die Strasse renne. Ich sehe mich um und suche nach dem Mann, aber er scheint bereits verschwunden zu sein. Zu viele Gefühle sprudeln in mir und das Atmen wird schwer. Wer war dieser Kerl? Kenne ich ihn? Vielleicht ist er ein Überlebender aus meinem alten Dorf, wie ich. All diese Fragen scheinen mein Gehirn zu überfluten, wie Wellen einen Stein, und ich drehe mich erneut um. Ich muss unbedingt wissen, wer das ist.

Da ich keine Ahnung habe, wo dieser Mann ist, nehme ich an, dass er am Hafen ist. Ich renne in Richtung des wunderschönen Ozeans. Die Sonne scheint mir ins Gesicht und selbst wenn ich von diesem Mann gestresst und von allem müde bin, macht es den Tag viel besser. Ich sehe zum Himmel auf, während ich stehen bleibe. Die Sonne wird bald untergehen und ich weiss, dass ich nicht mehr lange hier bleiben kann.

Ich muss die Suche aufgeben, obwohl ich nicht will. Was ich tun möchte, ist, diesen verdammten Mann zu finden. Ich möchte Antworten, die ich nur von ihm bekommen kann. Ich beuge mich etwas vor, um besser Luft zu bekommen. Ich atme langsam ein und aus und versuche alles, um nicht ohnmächtig zu werden. Ich bin hungrig und erschöpft und die Sonne scheint mich bei lebendigem Leibe zu braten. 

"Suchst du nach mir?" Werde ich gefragt, weshalb ich mich schnell umdrehe und dem Mann gegenüberstehe, den ich so verzweifelt gesucht habe.

"Ja... wie... wie... woher wissen Sie... wie ich heisse?"  Stottere ich, während der Mann lächelt.

Possibility (Gilbert Blythe Fanfic) German TranlationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt