x. MÄDELSABEND

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1. August.1997

"Du gehst nach Hogwarts".
"Waas - ich...".
"Grace". Remus legte seine Hand auf meinen Arm. "Am besten ist es, wenn du so weit weg bist von dem hier, wie es nur geht". Er machte eine ausladende Handbewegung. Die Ringe unter seinen Augen waren Grace vorher noch nicht aufgefallen, aber jetzt waren sie dafür umso deutlicher. Seine feinen, weißen Narben auf seiner Haut wurden hier im Licht stark von dem Hauchrosarot des Rests abgehoben.
Zuerst wollte ich protestieren und argumentieren, ich wollte nicht, dass ich abgeschoben wurde und untätig in Hogwarts abhängen müsste, dabei zuschauend, dass die Welt auseinanderbrach, während im Orden alle täglich ihr Leben riskierten und Harry, Hermine und Ron auf der Mission waren, Horkruxe zu zerstören.
Dann jedoch fiel es mir ein - das fehlende Puzzleteil, das alles zusammensetzte; Snape. Selbst wenn er so vieles getan hat, was ich mir nicht erklären konnte und was dem Orden geschadet hat - ich wusste, dass er auf der guten Seite war. Und ich wusste auch, dass ich die einzige Person war, der er je davon erzählt hatte. Snape würde dort sein. In Hogwarts.
"Also schön", sagte ich, meine Stimme weit entfernt.
"Danke". Remus lächelte traurig.
Wir saßen im Fuchsbau. Keiner von uns hatte sich den Befragungen entziehen können, weil wir damit beschäftigt waren, so viele Menschen wie möglich zu entfernen und zu retten. Einige der Gäste waren Muggelstämmige und es war zu riskant gewesen, sie hierzubehalten.
Molly kam mit einem riesigen Tablett angeschlichen und stellte uns sechs heiße Schokoladen auf den Tisch. Auch sie ließ sich fallen und sie lächelte, aber das Lächeln erreichte ihre Augen nicht. "Schön, dass ihr hier seid", sagte sie. Ich wusste was sie eigentlich meinte - schade, dass die anderen nicht hier sind.
"Molly, wenn sie etwas können, dann ist es auf sich selbst aufzupassen".
Sie nickte. "Du - du hast recht". Arthur nahm ihre Hand und verliebt sahen sie sich an. Tonks kam hergestolpert und Remus streichelte ihr über den Rücken, als sie sich auf den Sessel neben ihn setzte. Sie wich vor ihm zurück, seufzte und nahm einen Schluck Kakao. Ich hatte es kommen sehen, doch mein "TONKS!", war zu spät - die Tasse glitt ihr aus den Händen und zerschellte am Boden. Anstatt dass sie wie sonst auch darüber lachte, sich tausend mal entschuldigte und versuchte es aufzuputzen, es dabei aber nur schlimmer machte - starrte sie auf den Boden, als hätte sie dort gerade jemanden umgebracht.
"Tonks, Liebes, alles in Ordnung? Es war nur eine Tasse, das ist doch nicht schlimm". Molly sprach mit so vorsichtigem Tonfall, als würde sie einer psychisch gestörten langsam die Zwangsjacke ausziehen.
Tonks blondes Haar wurde dünkler; es war brünett. Dann sprang sie auf und stürmte die Treppen nach oben, nicht ohne dabei fast hinzufallen. Remus sah mich hilflos an. Ich nickte. "Ich geh schon".
Unsicher stieg ich die Treppen nach oben. Wie erwartet fand ich sie in Rons Zimmer, da das jetzt leerstand;
"Tonks?".
Sie weinte nicht. Sie saß am Boden, die Arme neben sich hängend. "Ich bin schwanger".
"Wa-WAs?".
Endlich sah sie auf. In ihren Augen lag so viel Schmerz, dass ich am liebsten losgeweint hätte. "Aber das ist doch schön - oder nicht?".
Sie schüttelte den Kopf. "Remus". Sie flüsterte es ohne jegliche Erklärung.
"Oh". Ich verstand. "Ohh".
Sie begann zu schluchzen. Ich setzte mich neben sie und legte meinen Arm über ihre Schulter. Sie lehnte meinen Kopf bei mir an. "Ich - ich - er".
"Ich weiß", flüsterte ich. "Er weiß es noch nicht, oder?".
Sie schüttelte den Kopf. "Du kennst ihn. Ich kenne ihn. Er hat nicht einmal mit mir zusammen sein wollen, weil er dachte, es scha-adet". Ich schlenkerte meinen Zauberstab und eine Taschentücherbox erschien in der Luft.
"Da-danke".
"Tonks, du hast recht. Ich kenne Remus. Er wird- es tut mir leid, er wird es schlecht aufnehmen. Das wissen wir beide. Seine verdammten Schuldgefühle und Gedanken werden es im ersten Moment schwierig machen". Jetzt rutschte ich weg, sodass ich ihr in die Augen schauen konnte. "Aber Tonks. Er ist auch der mitfühlendste Mensch, der mir je begegnet ist. Tief drin weiß er, was richtig ist. Er wird dir beistehen".
Sie lächelte leicht. "Aber ich kann es alleine nicht schaffen. Wenn ich mich mit ihm jetzt auch noch streite".
"Du bist nicht alleine".
Sie schniefte. "Nicht?".
"Weißt du was wir heute machen? Einen Muggelfilm schauen und Eiscreme essen. Ginny ist sicher dabei. Wie klingt das?".
Sie sah mich schief an. "Meinst du das Ernst?". Irgendwie begann sie zu lachen, und dann weinte sie wieder. Es wurde zu einem Tanz zwischen beiden, manchmal führte das eine, manchmal das andere.
"Nur weil Krieg herrscht und die Probleme gerade tonnenschwer wirken, dürfen wir nicht einfach aufgeben. Man muss die kleinen Dinge wertschätzen". Ich lächelte aufmunternd. "Nur für heute brauchst du nicht nachdenken, in Ordnung? Heute wird ein schöner Abend. Und morgen reden wir über das weiter Vorgehen". Ich zwinkerte. "Aber alleine lasse ich dich nicht. Keine Chance".
Als ich nach unten ging, sahen mich alle erwartungsvoll an. Remus stand auf und räusperte sich. "Kann ich was tun? Was ist los?".
Ich lächelte traurig ihn an und sah dann eindringlich zu Ginny. "Wir brauchen Eiskrem und - Ginny". Erkenntnis herrschte über ihr Gesicht. "Ohh".
Remus runzelte die Stirn. "Was macht ihr mit Eiskrem?".
Auch Arthur wirkte verwirrt, Molly lächelte ein stilles Lächeln und zog an Remus Ärmeln, damit er sich wieder hinsetzte.
„Arthur, du wirst mich doch sicher nicht enttäuschen, wenn ich dich jetzt frage, ob du einen Fernseher hast?".
Die Verwirrung wich der Begeisterung. "Ich dachte schon, mich wird das nie jemand fragen!".

 "Ich dachte schon, mich wird das nie jemand fragen!"

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Erstveröffentlichung: 20.04.20
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THE GIRL WHO HAD NO CHOICE | D. MalfoyWhere stories live. Discover now