iv. ZUSAMMENFÜHRUNGEN

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Ich packte meine Sachen zusammen, und schenkte Remus ein gezwungenes Lächeln, bevor wir in den Fuchsbau apparierten. Wir alle würden uns dort treffen um uns vor Schulbeginn voneinander zu verabschieden - auch Tonks würde da sein.

Ich wusste nicht, wie genau ich reagieren sollte. Wie ich darüber denken sollte. Remus ging es wirklich schlecht seit er nicht mehr mit Tonks sprach. Er hatte sogar darüber nachgedacht, Dumbledores Angebot eine Weile bei den Werwölfen zu leben gleich nach Tonks' Besuch im St. Mungo anzunehmen, aber zum Glück hatte die Vernunft dann gesiegt. Er wollte für mich da sein solange noch Ferien waren, und ich war ihm dankbar dafür - obwohl er meinen Segen gehabt hätte. Denn es machte mich überhaupt nicht glücklich ihn so zu sehen. Und nachdem er keine Anstalten machte, vielleicht doch noch mit Tonks zu reden, würde ein bisschen Abstand den beiden guttun. Abgesehen davon dass ich mir große Sorgen um ihn machen würde. Aber das lag nicht an mir zu entscheiden, und durfte kein Kriterium sein - wir waren ständig in Gefahr. Alle. Und bevor der Krieg von Voldemort weiter ausartete war jede Prävention nötig.

"GRACE!", kreischte Ginny. Ich lächelte, und ließ die stürmische Umarmung über mich ergehen, und tätschelte ihren Rücken.

Wir hatten uns in der ersten Ferienwoche nur einmal gesehen, sonst nicht, denn wir mussten alle wahnsinnig aufpassen. Man konnte nicht wissen, wo man sicher war und wo nicht. Außerdem waren wir uns alle ziemlich sicher dass wir beschattet wurden, zumindest im Fuchsbau.

"Wie war der Rest deiner Ferien?", fragte sie mich neugierig. Sie zog mich an der Hand die Treppen hinauf, und winkte kurz bevor sie oben verschwand noch Remus flüchtig zu.

"Eigentlich ganz okay. Naja, den Umständen entsprechend", fügte ich hinzu, und vermied es Ginny anzusehen.

Sie seufzte. "Ja, meine auch".

Ich spürte ihren durchdringenden Blick auf mir ruhen. Ich sah zögernd auf, weil ich schon einen kleinen Verdacht hatte was sie jetzt ansprechen würde.

"Es ging damals alles so schnell. Aber - an dem Tag von der Ministeriumsschlacht. Da war diese Sache - in Hogwarts, mit Draco". Anstatt fortzufahren musterte sie mich aufmerksam.

"Ich weiß nicht was ich sagen soll, Ginny", sagte ich ehrlich. Ich drehte ihr den Rücken zu und spielte mit Miniaturen von Quidditch-Besen die in ihrem Zimmer herumlagen.

Dann drehte ich mich wieder zu ihr, und zuckte mit den Schultern. "Ich glaube, er ist nicht so schlimm wie er sich gibt".

Ginny zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ich denke nicht, dass du das nur glaubst. Du überzeugst dich nämlich für gewöhnlich vorher von Dingen, bevor du dich auf sie festlegst".

"Du weißt dass ich bei ihm aufgewachsen bin. Bei den Malfoys".

Sie nickte langsam. "Das weiß ich irgendwie schon. Aber du hast nie direkt darüber gesprochen. Generell über deine Vergangenheit. Ich hatte das Gefühl du wolltest nicht darüber reden, aber das war auch in Ordnung. Das ist ein alter Teil von deinem Leben, der jetzt vorbei ist und den du vergessen wolltest".

Ich seufzte. "Das wollte ich, ja. Aber Draco - er hat das alles miterlebt. Und seine Eltern waren immer recht nett zu mir. Ich war ihr persönlicher Sklave und sie haben mich gedemütigt - aber das war nichts im Vergleich zu dem Zustand in dem ich von Bellatrix zurückgekommen war. Ich war nur ein Wrack danach. Draco hat das glaube ich nicht gerne gesehen", schloss ich.

"Das heißt, er hat mit der Zeit sowas wie einen Beschützerinstinkt entwickelt?", hakte Ginny ruhig nach.

Ich kaute auf meiner Unterlippe. Ich hatte eigentlich selbst noch nicht viel darüber nachgedacht. Aber diese Küsse - die waren echt gewesen. Und nicht nur freundschaftlich...

"Ich schätze schon", sagte ich aber. Das war nicht einmal gelogen. Ich verschwieg bloß etwas.

"Wenn du sonst noch etwas erzählen möchtest, ich bin da", sagte Ginny, und lächelte mir leicht zu.

Plötzlich wurde die Tür ohne Klopfen aufgerissen. Ginny machte schon den Mund auf um einen ihrer Brüder anzuschreien, realisierte dann aber dass es nur Harry war. Er hatte kaum Augen für sie, und kam sofort auf mich zu, um mich ebenfalls in eine warme Umarmung zu schließen.

"Schön dass ich dich auch mal sehe", sagte Harry zu mir, und beäugte mich, und mir entging nicht der unterdrückte vorwurfsvolle Ton in seiner Stimme.

Entschuldigend lächelte ich. "Es waren schwierige Wochen für uns alle".

Er seufzte, und sah plötzlich betrübt zu Boden. "Das waren sie".

Ohne zu zögern legte ich Harry eine Hand auf die Schulter. "Ich habe dich wirklich vermisst".

Er lächelte, und es war ein sehr ehrliches Lächeln das mein Herz berührte. "Ich dich auch, Schwesterchen".

Ein Prickeln huschte über meine Haut als er mich so nannte, und ich merkte nur im Augenwinkel wie Ginny sich heimlichst still und leise aus ihrem eigenen Zimmer schlich.

Die Person vor mir war mein Bruder.

Ein Bruder, dem ich etwas bedeutete, und der immer für mich da sein würde, so wie Geschwister es eben waren.

Ein Bruder, dem ich etwas bedeutete, und der immer für mich da sein würde, so wie Geschwister es eben waren

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Erstveröffentlichung: 08.05.2018

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THE GIRL WHO HAD NO CHOICE | D. MalfoyWhere stories live. Discover now