v. NICHTSNUTZIGES BIEST

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Mit ein wenig zittrigen Knien ging ich im Hogwarts-Express auf und ab. Einerseits hatte ich wahnsinnig Angst, Draco über den Weg zu laufen, andererseits war das mehr oder weniger der Grund wieso ich nicht in meinem Abteil war.

Die Dame mit den Süßigkeiten war schon durchgegangen, aber ich hatte keinen Appetit gehabt. Jetzt bereute ich die Entscheidung, nichts zu essen, denn mein Magen schmerzte vor Hunger. Ich setzte mich am Gang auf einen Vorsprung um mich kurz zu sammeln. Plötzlich hörte ich schnelle Schritte und sah auf. Es war Draco. Ich konnte kaum "Was für ein Zufall" denken, angesichts der Tatsache dass ich auf ihn gewartet hatte.

"Hi", sagte ich unsicher.

Draco, der zuerst den Blick auf den Boden gerichtet gehabt hatte, sah erstaunt auf, und als er mich erblickte, verhärtete sich seine Miene.

"Du bist im Weg", murmelte er.

Ich sah mich um, in der Hoffnung noch andere Slytherins zu erblicken, die Dracos ungewöhnliches Verhalten mir gegenüber erklären würden.

"Was ist los, Draco?", fragte ich mit brüchiger Stimme. Ich wusste nicht, was ich sagen oder fragen sollte. Alles erschien mir so irreal in diesem Moment.

"Gar nichts. Ich habe einfach erkannt dass du doch nur ein nichtsnutziges Biest bist". Mit den Worten zog er an mir vorbei, und ließ mich dastehen, das Herz pochend.

Als ich mich in mein Abteil schleppte hallten mir seine Worte durch den Kopf. Das schlimmste an dem Satz war das 'doch'. Ich war doch nur ein nichtsnutziges Biest. Hieß das, er hatte früher immer so gedacht, und jetzt realisiert dass er damals recht gehabt hatte?

"Grace, alles in Ordnung?", fragte Hermine mich. Ich nickte, und stellte meine Füße auf die Sitzbank gegenüber meiner. Ich presste meine Arme auf meinen Bauch, weil sich ein drückendes Gefühl in meiner Magengrube breitmachte, welches nicht durch den Hunger ausgelöst worden war, und starrte die ganze restliche Zugfahrt über beim Fenster hinaus. Das Wetter schwang um und es schüttete nun in Strömen, was ich genoss.

In Hogwarts angekommen fühlte ich mich immer noch nicht besser, wenn nicht sogar schlechter. Ich fühlte mich unwohl dabei einfach weiterhin nach Hogwarts zu gehen, obwohl ich wusste das währenddessen der ganze Orden sein Leben aufs Spiel setzte um den Krieg zu verhindern. Immerhin hatte ich die Visionen. Ich könnte vielleicht nützlich sein.

Aber diese Diskussion hatte ich schon etliche Male mit sämtlichen Mitgliedern des Ordens geführt. Ich war zu jung, es war zu gefährlich, ich brauchte eine Ausbildung, blablabla. Wozu brauchte ich eine Ausbildung, wenn sowieso der Krieg ausbrach?

*

Es war die erste Stunde VGDDK dieses Schuljahr. Natürlich hatte ich so besonderes Glück, dass wir Ravenclaws mit den Slytherins Unterricht hatten.

"Miss Lestrange, würden Sie uns vielleicht auch mit ihrer psychischen Anwesenheit beehren?", riss Snapes spöttische Stimme mich aus Gedanken.

Finster sah ich ihn an. "Aber natürlich, SIR".

Eigentlich hatte ich erwartet, dass er mir Punkte abziehen würde, er besonn sich aber anscheinend eines Besseren. "Schlagen sie Seite 34 auf", sagte er, und wir taten wie geheißen.

Obwohl ich so viele andere Dinge im Kopf hatte, machte der Unterricht mir wieder mehr Spaß. Ich stand nicht mehr so neben mir wie letztes Jahr, konnte besser mit Problemen umgehen, und Prioritäten setzen. Wir hatten viele Hausaufgaben, aber ich hatte sie alle im Nu geschafft.

"Miss Lestrange, bleiben Sie bitte noch da", sagte Snape ohne mich anzusehen, als ich meine Sachen gerade gepackt hatte und eigentlich so schnell wie möglich aus dem Raum verschwinden wollte, um Abstand zwischen Draco und mich zu bringen.

Mir entging nicht, dass Snape das Wort 'bitte' an einen Schüler gerichtet hatte, weshalb ich gleich erstaunt war. Als alle weg waren, ging ich also zum Lehrertisch nach vor.

Erwartungsvoll sah ich Snape an, und er erwiderte meinen Blick unschlüssig.

"Haben Sie mit Mister Malfoy gesprochen?", fragte er.

Ich schnaubte. "Ach, wollen Sie mir jetzt etwa auch einschärfen dass ich ein nichtsnutziges Biest bin?".

Snape zog eine Augenbraue in die Höhe und presste die Lippen zu einem dünnen Strich. "Definitiv nicht".

Zerstreut hob ich meine Tasche auf. "Sonst was?".

"Wie geht es Ihnen?", fragte Snape, was mich entgültig misstrauisch werden ließ.

"Wieso fragen Sie so komische Dinge?".

Snape sah fast überrascht aus, im nächsten Moment hatte er aber wieder seine undurchdringliche Miene aufgesetzt. "Malfoy hat gerade Probleme. Sie müssen ihn verstehen".

Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. Bekam ich gerade ernsthaft Beziehungsratschläge von Severus Snape? Doch dann verstand ich. Das hier ging weit über eine Beziehung hinaus. Es ging um Voldemort, um Krieg. Snape hatte mir schon einen Hinweis gegeben - Lucius war in Askaban, und Draco würde dafür büßen müssen. Was er wohl als Bestrafung bekommen hatte? Wie musste er dem dunklen Lord seine Treue beweisen?

Es gab zwei Möglichkeiten - entweder Narzissa und Draco waren von nun an zwei Ausgestoßene, die kaum Kontakt zu den Todessern hatten - und dann gab es die zweite Variante. Dass Draco eine Aufgabe erteilt bekommen hatte, um Loyalität zu beweisen.

Die Zweite gefiel mir weitaus weniger, ich musste aber leider zugeben es war wahrscheinlicher.

Und ich würde es mir zur Aufgabe machen, herauszufinden, was es damit auf sich hatte.

Und ich würde es mir zur Aufgabe machen, herauszufinden, was es damit auf sich hatte

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Erstveröffentlichung: 15.05.2018

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THE GIRL WHO HAD NO CHOICE | D. MalfoyWhere stories live. Discover now