v. TEE FÜR GRACE

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In den nächsten Tagen erreichte die Hitzewelle ihre Spitze. Es war enorm heiß und ich wollte mir am liebsten meine Verbände vom Leib reißen. In der Luft lag Freude über Bill und Fleurs Hochzeit, gemischt mit der Trauer über Moodys Tod. Es war kein Körper gefunden worden, und in mir flammte heißer Hass auf, den ich zu unterdrücken versuchte.

Denn natürlich wusste ich, wie dieser Verrat zustandegekommen war. Eigentlich wusste ich es nicht, aber ich konnte es mir denken. Snape hatte den besten Draht zu den Ordensmitgliedern. Ich war mir nicht sicher wie, aber irgendwie war er an die Information über das Datum von Harrys Transport gekommen. Ich bekam ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich mir vorstellte, wie er mit emotionsloser Miene dem dunklen Lord davon berichtete, wann der Austausch stattfinden würde. Das alles ohne mit dir Wimper zu zucken. Als hätte er damit nicht Moodys und Hedwigs Todesurteil unterschrieben. Es hätte Remus treffen können. Das hätte ich ihm niemals verziehen.

Und so fasste ich einen Entschluss. Während alle entweder trauerten oder sich Hals über Kopf in Hochzeitsvorbereitungen stürzten, nutzte ich das Chaos aus, um sowohl bei den Weasleys als auch bei Remus zu Hause nach den Zutaten zu suchen, die ich brauchte. Ich wusste, was für ein Risiko ich damit einging, und ich könnte genauso gut mit geschlossenen Augen auf einem Dach balancieren und hoffen, dass ich den richtigen Weg ging.

Ich hatte Vielsafttrank zubereitet, schon vor Monaten. Er hielt erstaunlich lange, wenn man ihn richtig machte. Snape hatte mir dabei geholfen. Auch die Haare von verschiedenen Personen hatte ich gelagert. In diesen Tagen verfeinerte ich ihn, fügte die Zutaten hinzu, die frisch sein mussten. Am Samstag am Abend dann nutzte ich meine Gelegenheit. Ich warf Narzissa Malfoys Haar hinein und exte den Krug. Ich hatte ihn mir ekelhaft vorgestellt, in meinen Gedanken mit den haarsträubensten Geschmäckern die ich je auf meiner Zunge gespürt hatte, verglichen, und doch war es scheußlicher, als ich es erwartet hatte. Ein Würgereiz ergriff mich, doch ich behielt den Inhalt in mir. Es dauerte ein wenig, kurz hatte ich Sorge, dass ich mich nicht verwandeln würde. Doch dann merkte ich, wie meine Nägel wuchsen und sich schwarz färbten. Eins nach dem anderen wurden all meine Körperteile zu Narzissas, bis ich ihr äußerlich glich. Natürlich hatte ich mich nicht im Fuchsbau verwandelt, sondern draußen auf dem ewigweiten Feld, wo mich niemand ganz aus Versehen beobachten oder ertappen konnte. Deswegen hatte ich auch keinen Spiegel zur Verfügung und musste mich mit dem zufriedenstellen, was ich auch so sehen konnte - meine Beine, Hände und Arme. Meinen Oberkörper, zumindest bis zu einem gewissen GRad, und die Spitzen meiner, oder eher Narzissas Haaren.

Ich hatte extra lange genug gewartet, bis ich die Verbände laut Molly hinunternehmen hatte können. Ich wusste, dass Verletzungen trotzdem blieben, selbst wenn man sich in jemand anderen verwandelte; und ich wusste auch, dass Apparieren mit einer Verletzung nicht gerade schlau war.

Auch wenn ich mich eigentlich noch schonen sollte, das musste genug sein. Genug, um auf diese Mission zu gehen, denn ich konnte es nicht länger mit meinem Gewissen vereinbaren, zwischen den Seiten hin und hergezogen zu werden.

Ich schloss meine Augen, dachte an Snapes Wohnung und machte mich auf das Ziehen im Bauchnabel gefasst. Schon wieder wurde meinem Magen unrecht getan und ich tätschelte Narzissas Bauch entschuldigend, als ich vor Snapes Wohnung landete. Ich schickte ein Stoßgebet an Merlin, dass Narzissa nicht gerade hier war. Das würde mich in eine sehr, sehr missliche Lage bringen.

Ich klopfte. Es war mitten in der Nacht. Die Gegend hier war sowieso recht ausgestorben, aber bei Nacht sollte eigentlich kein allzu großes Risiko bestehen, entdeckt zu werden. Und selbst wenn - auch dafür hatte ich ja gesagt. Deswegen sah ich aus wie Narzissa und nicht wie Grace Potter.

Snape öffnete einen Spalt breit. "Wer ist hier?".

Er klang wie ein misstrauischer, verbitterter aber durchaus menschlicher Mann. Ich wusste jedoch, dass er gerade seinen Zauberstab gezückt hatte.

"Ich bin's".

"Narzissa?". Er öffnete die Tür und sah mich mit einem Stirnrunzeln an. "Komm herein", sagte er, doch seine Stimme klang ganz und gar nicht einladend. Mit mir sprach er so schon seit mindestens einem Jahr nicht mehr und darüber war ich überaus froh.

Ich schlüpfte hindurch. Irgendwie hatte ich erwartet, dass ich ihm die Augen auskratzen wollen würde, doch stattdessen fühlte ich mich sofort wohl in seiner Wohnung, als würde ich hierhergehören. Schuld drückte mich in meiner Bauchgegend. Das durfte ich nicht denken. Der Orden war mein Zuhause.

Ich setzte mich vorsichtig auf den Stuhl in der Küche und sah nachdenklich zu Snape.

"Narzissa, was machst du mitten in der Nacht hier? Ist was mit Draco?".

Ich wurde hellhörig. "Mit Draco?". Ich biss auf meine Lippe, um ihn nicht mit Fragen, die Narzissa niemals stellen würde, zu Löchern.

Snape räusperte sich und setzte sich auch. Er sprach mit schneidendem Tonfall. "Das kann ich dir gerne erklären. Möchtest du einen Tee, Grace?".

 Möchtest du einen Tee, Grace?"

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Erstveröffentlichung: 05.03.2020
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THE GIRL WHO HAD NO CHOICE | D. MalfoyWhere stories live. Discover now