xxvii. FAR MORE THAN ABILITIES

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Mein ganzer Körper zitterte, und ich legte meinen Kopf auf meine Knie, um meine Kiefer zusammenzudrücken, damit meine Zähne aufhörten so laut zu klappern. Ich durfte auf keinen Fall riskieren, erwischt zu werden, durfte nicht verantwortlich für eine Eskalation sein.

Die Person neben mir regte sich. Ich sah auf, und sah in das angespannte Gesicht Bills. Erleichtert stellte ich fest, dass sein Blick nicht auf mich gerichtet war, sondern auf den leeren Gang vor uns, was sofort meine Alarmglocken schrillen lies. Meine Angst war wie weggeblasen, und den Fokus nun ebenfalls darauf gerichtet, konnte ich mich sogar konzentrieren und einen kühlen Kopf bewahren.

Ich sah Bill fragend und mit hochgezogenen Augenbrauen an. Kurz lauschte er noch, und schüttelte dann den Kopf. "Ich dachte, ich hätte etwas gehört".

Wir saßen nebeneinander auf dem Boden vor der Ministeriumsabteilung, unter dem Tarnumhang. Es war das zweite Mal dass ich Wache hielt, das erste Mal war Remus bei mir gewesen.

Die Stille, die sich zwischen Bill und mir ausbreitete war fast schon unerträglich.

"Was von Percy gehört?", fragte ich also vorsichtig. Ich wusste, keiner der Weasleys war in irgendeiner Art und Weise glücklich über sein Abgehen, aber während man Molly keineswegs darauf ansprechen sollte, konnte man mit Bill vernünftig darüber sprechen.

"Nein", sagte er, und ein merkwürdiger Ausdruck trat auf sein Gesicht.

"Er wird es irgendwann bemerken, seinen Fehler einsehen. Und dann wird er angekrochen kommen", sagte ich gerade heraus wie ich darüber dachte.

Bill musterte mich nachdenklich. "Ja. Irgendwann wird Voldemort zuschlagen. Irgendwann wird er es offiziell machen. Und ich kenne Percy gut genug um zu wissen, dass er dann auf jeden Fall zurückkommt. Und auch wenn ich sehr hoffe, dass ihm schon davor die Augen geöffnet werden, so befürchte ich, dass er in seiner Naivität und Besessenheit nicht dazu fähig sein wird".

Ich seufzte. "Das ist es, was der Krieg mit uns macht. Es ist das gefährlichste von allen - es sind nicht alle gegen Voldemort. Er hat uns gegeneinander ausgespielt. Es heißt jetzt - ein kleines Grüppchen an Menschen, die um gegen Voldemort sein zu können auch gegen das Ministerium sein muss. Es ist die Politik. Es geht nicht ums Beste für alle, Fudge will gut dastehen, und nicht seine Leute in Angst versetzen. Ich hab das Gefühl, er weiß, dass es bald aus für ihn sein wird. Es ist, als versuche er die Zeit bis dahin so gut wie möglich hinauszuzögern indem er jegliche Hinweise die für Voldemorts Rückkehr sprechen bedingungslos ignoriert".

Bill schien kurz über meinen teilweise unzusammenhängenden Gedankenstrom nachzudenken, und nickte dann, und ein wenig Anerkennung lag in seinem Blick. "Du hast Recht. Das letzte Mal haben wenigstens alle zusammengehalten".

"Noch eine Stunde", schnitt ich nach einem Blick auf Bills Uhr ein neues Thema an.

Er nickte, und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. Ich wusste, dass wir ein ziemlich seltsames Duo waren. Ich wusste nicht, wie alt er war, etwa Mitte zwanzig. Man könnte sagen, er wäre in meinem Alter, obwohl er wahrscheinlich als Partner zu alt wäre. 'Alter ist nur eine Zahl', gab es diesen Spruch, den ich schon von Vielen gehört habe - nur leider ist es eine verdammt wichtige Zahl. Und wenn man den Blick dafür verlor, wenn man nur noch die Liebe, seinen Partner sah, dann war man verloren in dem jeweils anderen. Es konnte einen zerstören, wenn man zu viel in Kauf nahm, nur für den Partner. Eine Sache, und es könnte aus sein. Ein Unfall, und man war alleine. Mit nichts, weil man alles aufgegeben hatte, sich selbst vergessen, mit nur einem Ziel vor Augen - ein Ziel, dass so leicht zunichtegemacht werden konnte.

"Alles okay?", fragte Bill mich leise.

Ich schreckte hoch, und sah mich schnell um, weil ich für einen kurzen Moment nicht wusste, wo ich war und was ich hier machte. Eine stumme Träne war meine Wange hinuntergelaufen, und ich versuchte sie verstohlen wegzuwischen, doch Bill bemerkte die schnelle Bewegung.

"Auch wenn du und Remus nicht gut aufeinander zu sprechen seid, du weißt du kannst trotzdem immer zu ihm kommen?", sagte Bill mit sanfter Stimme.

Ich schniefte, und versuchte, mich wieder zu sammeln. Ich wusste selbst nicht, was auf einmal in mich gefahren war. "Es geht mir gut".

"Du kannst auch mit uns anderen reden", fügte Bill hinzu, ohne auf meine Aussage einzugehen.

"Danke", sagte ich ehrlich, und sah ihm tief in die Augen. "Ich weiß eure Unterstützung zu schätzen. Wenn man bedenkt -", begann ich, stockte dann aber. WEnn man was bedenkt? Dass ich bei Todessern aufgewachsen bin?

"Du bist eine von uns", erwiderte Bill, als hätte er meine Gedanken gelesen, "und das nicht, weil du die leibliche Tochter der Potters bist, sondern weil du die Entscheidung getroffen hast, auf unserer Seite zu stehen. Egal, welche Abstammung du hast - du bist du. Schau dir Sirius an - er ist ein Black, und wird von niemandem deswegen anders behandelt. So sind wir nicht".

"Far more than our abilities, it is our choices who show who we truly are", zitierte ich aus einem Buch. "Das ist damit auch gemeint, oder? Nicht das, womit wir geboren wurden, zählt, sondern das, wozu wir uns entscheiden".

Bill nickte. "Du hast es erfasst". Ein leises Pfeifen ertönte in meinen Ohren, und gleichzeitig warfen wir einen Blick auf Bills Uhr. "Zeit für den Schichtwechsel".

Wir apparierten zum Grimmauldplatz, wo Arthur und Kingsley sich schon für ihre Schicht platziert hatten.

"Alles glatt verlaufen", sagte Bill knapp, und schon waren die beiden weg.

Als wir drinnen ankamen, warteten Remus und Tonks schon auf uns.

"Uns geht's gut", sagte ich sofort.

Erleichtert atmete Remus aus, und schloss mich sofort in die Arme. "Es tut mir leid, dass ich so ausgeflippt bin. Ich wollte nur nicht wahrhaben, dass du schon so früh erwachsen wirst, und den Gefahren ausgeliefert bist, wo ich dich doch gerade erst kennengelernt habe", sagte er mit trauriger Stimme. Ich seufzte. "Ich weiß".

 "Ich weiß"

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THE GIRL WHO HAD NO CHOICE | D. MalfoyWhere stories live. Discover now