Lenny (Mat POV)

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Mat (POV)

Es ist bereits eine Minute nach sieben und für jede weiter Minute, werde ich ihm einen Schlag in die Magengrube verpassen. Unruhig wackle ich auf meinem Stuhl hin und her, vor mir der aufgeklappte Laptop. Ich würde dieses Treffen gerne umgehen, aber das geht nicht. Ich brauche ein paar Antworten von diesem Idioten und muss ihn unter Kontrolle kriegen. Und ich weiß auch schon, wie...

Dann geht endlich die Tür auf und Vince bringt Lenny in mein Büro. "Hey.", sagt er eingeschüchtert. Ich nicke in Richung Stuhl, der vor meinem Schreibtisch steht, und verzichte auf eine Begrüßung. Er sieht sich um, so als würde er eine Falle oder eine Mordwaffe suchen. Seine Angst amüsiert mich. "Wie läuft es so, jetzt wo du nicht mehr zu Hause wohnst?", frage ich und biete ihm eine Zigarette an. Er lehnt ab und so zünde ich bloß achselzuckend meine an. "Toll.", sagt er mit sarkastischem Unterton. "Glaube ich dir sofort."

"Hör zu, wenn du mich umbringen willst, weil Julie mir geholfen hat, dann mach es einfach.", platzt es auf ihm heraus. Er überrascht mich mit der Aussage, doch ich ziehe als Antwort einfach nur an meiner Zigarette. Ich lasse mir viel Zeit damit zu antworten, blase genüsslich den Rauch aus und beobachte ihn dabei. „Leider habe ich ihr versprochen, dir nichts zu tun.", antworte ich. "Und ich halte mich an sowas, im Gegensatz zu ihr." füge ich an um zu sehen, wie er reagiert, wenn ich sie schlecht rede. "Julie ist der loyalste Mensch, den es gibt.", zischt er. Braver Junge.

"Wie auch immer.", sage ich und erhebe mich. Ich setz mich halb auf meinen Schreibtisch und lasse ihn nicht aus den Augen. "Du hast Drogen in meinem Club verkauft, ohne dass du das durftest.", fasse ich die beschissene Situation von neulich so nett wie möglich zusammen. "Deswegen schuldest du mir ein paar Antworten." Fragend sieht er mich an.

"Was will dein beschissener Bruder von uns?", stelle ich die erste Frage. Ich weiß, dass Leroy nicht schläft und irgendwo im Hintergrund plant, wieder Ärger zu machen. Dieser Typ ist lästig und verdient nicht ansatzweise so viel Aufmerksamkeit, wie er in den letzten Monaten bekommen hat. Er zuckt mit den Schultern. "Ich habe Julie versprochen, dir nichts zu tun. Von den anderen war keine Rede.", drohe ich. "Ich weiß es wirklich nicht. Er hasst euch, aber ich weiß nicht, warum."

"Wieso bist du abgehauen und hast Julie im Club allein gelassen, ohne zu wissen, was wir mit ihr tun werden?", frage ich und er ballt seine Fäuste zusammen. Sehr gut, das scheint an ihm zu nagen. "Weil sie mich weggeschickt hat. Sie hatte Angst, dass ihr sofort auf mich losgeht. Sie wusste, dass ihr ihr selbst erstmal nichts tun würdet." Meine Kleine ist wirklich schlau...

"Willst du was von ihr?", frage ich und drücke meine Zigarette aus. "Nein.", antwortet er mit fester Stimme. Ich lege den Kopf schief und musterte ihn. „Ich will nichts von ihr.", wiederholt er eindringlich. "Also hast du sie noch nie geküsst, noch nie gefickt und auch noch nie angefasst?" Er beißt die Zähne zusammen. "Es gab einen Kuss." Sofort überkommt mich die Eifersucht und ich beiße die Zähne aufeinander, sodass mein Kiefer sich anspannt. "Das war besoffen auf einer Party vor drei Jahren.", versucht er das zu rechtfertigen. Im Grunde habe ich mir genau das schon gedacht. Julie hat extra betont, dass es keine GEFÜHLE zwischen den beiden gab, aber von Körperkontakt hat sie nicht gesprochen.

"Willst du für mich arbeiten?", frage ich, als ich ihm den Rücken zukehre. "Was?", fragt er ungläubig. "Du hast eh schon in meinem Club gedealt und hast dich dabei gar nicht so dumm angestellt. Wir brauchen noch ein paar Leute in der Innenstadt. Also willst du?" Er reibt sich den Nacken und scheint zu überlegen, ob das eine Falle ist. "Ich soll Drogen für euch verkaufen?" Ich nicke. "Ja, aber es geht auch um Überfahrten. Du wärst kein zweites Mal bei deinem Bruder eingestiegen, wenn es dir nicht irgendwie gefallen würde. Boxt du?" Er verneint meine Frage. Das war klar, er ist zu weich zum Boxen. "Kann ich mir das noch überlegen?"

Ich lache auf. "Damit du das in Ruhe mit Julie besprechen kannst?", frage ich sarkastisch. Dann geht ihm ein Licht auf. "Du willst, dass ich für euch arbeite, damit ich mich von ihr fernhalten muss. Und meinen Bruder verrate ich damit ebenfalls." Er ist gar nicht so dumm, wie er aussieht. "Du hast meine Freundin mit Drogen dealen lassen, wegen dir hat sie mich angelogen und wäre fast als Untreu der Gang gegenüber angeklagt. Weißt du überhaupt, was das bedeutet?", zische ich. "Also ja, ich will, dass du dich von ihr fernhälst und dein beschissener Bruder hätte mit seinem gestreckten Stoff Menschen töten können." Er fährt sich mit der Hand übers Gesicht und wippt mit dem linken Bein. "Habe ich dann überhaupt eine Wahl?"

"Klar. Hat man die nicht immer?", frage ich und lege grinsend den Kopf schief.

Nachdem Lenny gegangen ist, ziehe ich mich um und mache mich auf den Weg in unser Boxstudio. Ich sollte Julie hier Unterricht geben, wer weiß, was sie in diesem komischen Studio lernt. Ich höre von weitem die Musik und das dumpfe Geräusch der Schläge, die auf den Boxsack treffen. Als ich die Tür öffne, steht Milo links neben dem Ring und boxt auf den Sack ein, der mühsam von Vince festgehalten wird.

„Wie läuft es?", frage ich die beiden, die ziemlich verschwitzt aussehen. „Verdammt gut. Ich bin bereit für den Kampf morgen.", keucht Milo und stützt sich am Boxsack ab. „Am Park?", frage ich und er nickt. „Dann geht's also um Kohle." Wieder nickt er und wischt sich den Schweiß aus der Stirn. „Wie lief es bei dir?", fragt Vince schließlich. „Alles bestens. Lenny wird einsteigen und ich hab schon ein paar passende Jobs für ihn.", grinse ich. „Julie wird dich dafür bestimmt die nächsten Jahre nicht mehr ranlassen.", grinst Milo. „Das lass mal meine Sorge sein. Hast du noch Kraft für ein paar Schläge?", ich deute auf den Boxring und er wackelt mit den Augenbrauen.

Matthew - My Guardian and Guilt / Abgeschlossen.Where stories live. Discover now