Ace ist ein mieser Geheimniswahrer (2)

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Wenn man es gewohnt war, Sport jahrelang mit einer Mischung aus Unwillen, Angst und sicherer Demütigung entgegenzusehen, war es unglaublich ungewohnt, plötzlich mit jemandem unterwegs zu sein, der einen aufrichtig motivierte und triumphieren sehen wollte. Und Devon schien kein Problem damit zu haben, sie zu seinem geheimen Heimprojekt zu ernennen und Brenda umfassend in dieser Fitness-Sache zu unterstützen.

Sie wusste, dass es blöd war, Devon so zu vertrauen. Brenda schloss nicht aus, dass es ein böses Erwachen geben könnte, ein ‚Haha, verarscht' mit Angel, die die Kamera in der Hand hielt und gehässig grinste bei dem Gedanken, dass ausgerechnet Pommespanzer Brenda dachte, sie hätte eine Chance, ein Teil von Devons Leben zu werden... Aber das war ein Risiko, dass sie hinnahm. Dann lass ich mich eben verarschen, dachte Brenda und spürte ihre feministischen Schulbekanntschaften förmlich mit den Zähnen knirschen. Besser das hier, als ihn niemals kennenzulernen. Besser hinfallen als es nicht zu probieren.

Als sie das nächste Mal blinzelte, hatte er ihr die Hand hingestreckt, und Brenda beschwor sich, nicht rot zu werden, als sie sie annahm. „Danke." Sie versuchte dennoch ihr Bestes, von allein auf die Beine zu kommen. Brenda wusste um ihre Probleme – sie wusste es jedes Mal aufs Neue, wenn sie an einem Spiegel vorrüberging – und der Gedanke, sich so auf Devon zu stützen, dass er merkte, wie gravierend der Unterschied zwischen Models wie Angel und ‚Dampfwalze' Brenda eigentlich war, war furchterregend. Er ahnte es mit Sicherheit, aber sie wollte ihn dennoch nicht mit der lächerlichen Realität konfrontieren. Ihr Knie protestierte ein wenig, und dennoch schaffte sie es, ohne das Gesicht wirklich zu verziehen.

„Bist du sicher, dass du okay bist?" Devons Augen hatten eine schöne Farbe, dunkel in einer Mischung aus grün und blau, und Brenda wusste, wenn sie sich irgendwann fähig fühlte, länger hineinzusehen, dann würde sie sich vermutlich noch einmal ein wenig heftiger verknallen. Die Sorge in seinem Blick machte es ihr definitiv nicht leichter.

„Ja, klar, nichts passiert." Sie lachte peinlich berührt und hoffte, er achtete nicht allzu sehr darauf, wie heftig sie noch schnaufte.

„Kannst du denn noch laufen? Ansonsten sage ich, wir machen uns erstmal auf den Rückweg."

„Das wird schon geh-" Brenda war dabei gewesen, demonstrativ wieder ins Traben zu verfallen, riss die Augen auf und sog Luft ein. Da ging nichts mehr, sagte ihr Knie. „...Wäre es schlimm, wenn wir hier Schluss machen?" Es war ihr unangenehm, Devons Fitness-Routine zu unterbrechen. So sehr ihr Herz in manchen Momenten schlug, gab es auch andere, in denen sie sich fragte, wie sehr sie ihm eigentlich zur Last fiel. Brenda versuchte nur, dass nicht laut auszusprechen. Die Flirtratgeber sagten doch immer alle, man solle seine Selbstzweifel bei sich behalten.


„...Dein Haus ist übrigens echt schön." Brenda fühlte sich in Smalltalk regelmäßig aufgeschmissen. Poesie konnte sie, und klugscheißern, und es machte ihr großen Spaß, mit Devon die Unterrichtsinhalte durchzugehen und sich das Grinsen zu verkneifen, wenn er sich beschwerte, dass diese Engländer mit ihren streng geregelten Sonetten doch alle kleingeistige Krümelkacker seien, wen interessierte schon sowas wie Silbenanzahl. Als sie ihm versucht hatte zu erklären, dass Sonette eigentlich aus Italien kämen, meinte er nur: Noch schlimmer. Aber sowas waren keine Themen, mit denen sie hoffen konnte, seine Aufmerksamkeit außerhalb des Mikrokosmos Nachhilfe halten zu können.

Dabei mochte sie es eigentlich, mit ihm zu reden, auch wenn es sicherlich half, dass er aussah wie jemand, von dem Brenda sich ohne Zögern Poster an die Zimmerwand pappen würde. Die wenigen Freundinnen, die sie hatte, beschwerten sich regelmäßig darüber, dass die Sportler doch allesamt gehirnamputiert waren, man überhaupt keine tiefgründig intellektuellen Gespräche mit ihnen führen könne und Brenda endlich aufhören solle, dem Ober-Affen hinterherzusabbern. Aber wenn die letzten zwei Wochen Brenda eines gelehrt hatten, dann, dass ihr tiefgründige gesellschaftliche und philosophische Diskussionen gar nicht so wichtig waren. Was sie wollte, war jemand, der sie zum Lachen brachte, mit dem man sich gemeinsam aufregen konnte und der ihr Herz klopfen ließ.

The Games We Play (BoyxBoy)Where stories live. Discover now