Gefühlsgelaber (2)

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Leylee: alles ok :o

Leylee: ?

Der Ingamechat blieb still – abgesehen von einigen Leuten aus der Crit-Gilde, die seine Anwesenheit begrüßten – während Nero sich im Voice bei Duffy erkundigte, wo der sich nun duellieren wollte. Die Nachricht kam schließlich mit merklicher Verzögerung, wenn er bedachte, wie schnell Icy sonst Rede und Antwort stand.

Pollux: Hast du keinen Kampf, auf den du dich konzentrieren musst? xD

Der Versuch abzulenken war ziemlich offensichtlich... aber besser als nichts.

Leylee: mach ich mit verbundenen augen

Leylee: (wortwörtlich, so spielt man schatten)

Leylee: aber zurück zum thema. was los?

Er nutzte die Pause, um die Einladung anzunehmen, die Duffy geschickt hatte, und seine Umgebung verzerrte sich im wilden Farbstrudel, ehe er sich auf dessen Heimfeste wiederfand. Zwischen wild umherstreunenden Tierbegleitern und sorglos an die Wand geklatschten Trophäen hatte Duffy in der Mitte seine eigene Mini-Arena erbaut.

Pollux: Nichts.

Oh, verdammt nochmal. Als ob er dieses Spiel nicht schon zur Genüge mit Quinn spielen durfte. Als hätte Icy seine Gereiztheit geahnt, trudelte die nächste Nachricht ganz ohne Nachfragen ein.

Pollux: Ich meine, nichts wichtiges. Ich zerdenk Sachen, aber das ist ja nichts Neues x.x Mein Kopf ist eh immer voller dämlicher Gedanken.

H0melander quengelte ihnen im Ohr, dass sie nicht zu lange warten sollten mit ihrem Kampf, damit er die ganze Gruppe in die PvP-Listen einreihen konnte. Nero beeilte sich, in die Optionen zu wechseln und das haptische Feedback auf 70 hochzuschrauben, ehe er sich noch einmal Icy widmete.

Leylee: k

Leylee: cool

Leylee: lass mich an denen teilhaben

Er wurde abgelenkt von Duffy, der mit massiver Schattengestalt in die Arenamitte tänzelte und dort die wabernden Arme anspannte. „Para, ich warte!"

„Warte weiter. Ich brauch noch nen Moment für die wichtigen Leute." So. Ein bisschen zusätzlicher Druck für Icy – wichtige Leute hatten immerhin zu antworten – und ein bisschen herzgebrochenes Jammern von Duffys Seite, und nun konnte er sich endlich auf den Kampf konzentrieren. Nero schaltete den Chat aus, um nicht versehentlich m Duell von Nachrichten erschlagen zu werden, und räusperte sich. „Spidey? Zählst du runter?"

Das Mädchen kam ihrer Rolle als Ansagerin nur zu gerne und mit aller gebührenden Dramatik nach. „Fünf!" Duffy hüpfte auf der Stelle, und die Schatten, die seinen Bewegungen nicht ganz folgen konnten, waberten traurig hinterher. „Vier!" Der Junge stellte sich breitbeinig hin, ließ die überdimensionierten Krähenschnäbel in seinen Händen schwingen und klopfte sie auffordernd aneinander. „Drei!" Das Gesicht des Schattenmannes durchlief eine Reihe von Grimassen, als würde Duffy seine verbleibenden Millisekunden damit zubringen, das richtige Triumpf-Emote aus einer Liste zu wählen. „Zwei! Eins! Go!"

Nero hatte sein Interface mit Fokus auf minimalem Aufwand aufgebaut. Einmal Fuß nach hinten rutschen lassen, und sein Körper wäre nichts mehr als Rauch... aber dazu war es zu früh. Sie konnten nicht beide in Tarnung verschwinden und dann zehn weitere Minuten darauf warten, dass es der andere war, der zuerst die Geduld verlor und erschien. Während Duffy sich in Schwaden auflöste, schätzte Nero die Entfernung und zählte geistig ab, während er die Gift-Buffs an seinen Waffen auflud.

Die Schattenklasse hatte zwei Vorteile – einmal die Tatsache, dass sie ihre Waffen mit stapelbaren Effekten beladen konnte, ohne dabei einen Gegner vor der Nase zu haben. Mit ein bisschen Wartezeit zwischen den Attacken konnte man ein schönes Geflecht sich gegenseitig verstärkender Zauber um die Waffe legen, die bei der richtigen Mischung dafür sorgten, dass ein einzelner Treffer einen Lebensbalken einfach halbierte. Der zweite Vorteil war selbstverständlich die Sache mit den Schatten. Beides war jedoch mit einem großen Nachteil verknüpft, und zwar dem Umstand, dass Schattenläufer praktisch blind waren und sich genauso spielten. Die Spieler waren gezwungen, sich mithilfe einer Schallfähigkeit zu orientieren, die ihnen half, sich über Vibrationen zu verorten. Für Lebewesen, die Vibrationsertastung im Alltag höchstens bei der Handysuche im Rucksack benötigten, bedeutete das große Umstellung. Doch sobald man es einmal gelernt hatte...

The Games We Play (BoyxBoy)Where stories live. Discover now