Kapitel 29 - Veränderungen

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V's Sicht: Zum ersten mal seit Langem wusste ich, was ich tun musste. Es war bereits dunkel draußen als ich das Schwimmbad betrat. Nur die Lichter des Beckens erhellten den Raum in blaue schimmernden Farben.

Ich wusste es nicht sicher, aber es war ein Gefühl, dass mir sagte das Tanner vorm Schlafen gehen noch seine Bahnen zog. Das Wasser gab ihn wahrscheinlich ein Gefühl von Geborgenheit, eine Erinnerung an zu Hause, wo das Meer direkt vor seiner Haustür war. Lautlos setzte ich mich ans Beckenrand und ließ meine Beine ins kalte Wasser gleiten.
Der Badeanzug fühlte sich zwar fremd an, so eng an meiner Haut, aber ich hatte keine Angst dem Wasser so nahe zu sein. Lächelnd sah ich Tanner zu, wie er krauelnd die Sanfte Natur, des Wassers zerstörte.
Mir gefiel es, wie sehr die Nässe seine Muskeln betonte und ich wünschte mir auf einmal ihm näher zu sein.

Also nahm ich all meinen Mut zusammen und ließ mich langsam ins Wasser gleiten, ich spürte die Nässe, das Geräusch des Brechens, roch noch intensiver den Chlor und schaffte es tatsächlich alles zu überstehen ohne Panik zu bekommen. „Was machst du den hier?" Tanners nicht gerade enthusiastische Stimme brachte mich zurück in die Wirklichkeit.
Seine blonden Haare wirkten nass viel dunkler und seine blauen Augen wirkten nicht so warm, wie sonst.
„Ich dachte" bevor ich zu Ende sprach hielt ich inne. Seine Haltung, er hatten seine Arme vor der Brust verschränkt und seine Lippen waren aufeinander gepresst. „ Was ist los?" fragte ich vorsichtig und streckte langsam meine Hand nach seiner Brust raus, aber er trat einen Schritt zurück. „ Und hat Daddy dir geholfen, damit du wieder die Beste sein kannst?" Das hatte schwer gesessen, ich schwieg. Schluckte meine Gedanken erneut runter, dass war nicht er. „Rede doch bitte mit mir" wiederholte ich ohne das ich es ganz schaffte nicht zynisch zu klingen. „ Würde ich ja, aber du warst schließlich den ganzen Tag verschwunden, weißt du ich hab sowieso keine Zeit eine Freundin zu haben" mit den Worten wollte er umdrehen und ich sah einfach nur zu wie er seine Hände Richtung des Beckenrandes bewegten. „Du wirst jetzt nicht abhauen" mit ganzer Kraft drückte ich mich zwischen ihn und weiter in die Mitte des Pools. Wie ein kleiner Junge entwich er meinen Blick und auf einmal verstand ich, dass das hier mehr war. „ Was ist passiert? Ich kann die Wahrheit ertragen!" Ruhig griff ich nach seiner Hand und malte kleine Kreise auf seinen Handflächen. „Ich hab dir ja erzählt das Mum krebs hat" ich nickte und verstand plötzlich, dass er sich fühlte, wie ein kleines Kind, dass alleine in einem fremden Einkaufszentrum ausgesetzt wurde. Letztes Jahr starb seine Schwester und jetzt.. jetzt sah es auch noch schlecht für seine Mutter aus.
Ich drückte seine Hand mit mehr Druck und er ließ sie los, fuhr sich nervös durchs nasse Haar und wendete den Blick von mir ab. „Sie will das ich Tjiara aufnehme." Tjiara war seine Nicht, sie war sieben und lebte seit den Tod ihrer Eltern bei ihrer Großmutter. „Und?" entgegnete ich und schien damit genau seinen Nerv getroffen zu haben. „ Und ? Ich kann kein kleines Kind auf nehmen! Ich bin hier um Karriere zu machen und nicht um Babysitter zu werden." Wie konnte er so etwas sagen? „ Aber was ist, wenn sie bei mir erst einmal wohnt?" Es war nur ein Gedanke, aber Tanner schien das Alles nicht zu wollen. Aufgebracht drehte er sich um und zog sich am Beckenrand hoch. „ Genau damit dein Vater sie schlagen kann anstatt dich oder was?" Ich schluckte, versuchte die Tränen weg zu blinzeln und schaffte es nicht, dass war gar nicht meine Intention gewesen, es ging mir um den vielen Platz, aber das brachte ich nicht mehr heraus. „Weißt du V, ich brauch jetzt einfach jemand unkomplizierteren, als du" fügte er noch hinzu und ließ mich damit alleine im Wasser. Ich nahm meine ganzen Mut zusammen und stellte ihn noch eine letzt Frage." Was passiert dann mit Tjiara" seine Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „ Sie kommt ins Heim" die Tür fiel ins Schloss. Mein Herz war gebrochen und meine Angst zu Wasser nagte doller den je an meiner Haut. Schwer atmend zieh ich mich die Leiter hoch und ließ mich erschöpft auf die nassen Fliesen fallen.

Scarletts Sicht; Da keine weiteren Aktivitäten für den Tag anstanden, machte ich mich wieder auf zu Vs Zimmer, in der Hoffnung, ihr endlich zu begegnen und ihr von den tollen Neuigkeiten zu erzählen.
Tatsächlich begegnete ich ihr dann sogar schon auf dem Flur.
„Scarlett? Was machst du denn-"
„V!" Ich umarmte sie zur Begrüßung und ging dann in meine Erklärung über: „Als ob du es noch gar nicht weißt? Scarlett Hawkins ist baaaaaack!"
Ich machte eine unterstreichende Bewegung mit meinen Händen.
V blinzelte. „Wie...?"
Ich lächelte selbstbewusst. „Naja, Eve hat mich zurück geholt. Zu den Analysten. So schnell wirst du mich also doch nicht los!"
Entspannt ließ ich mich auf Vs Bett fallen.
V lächelte leicht. „Das ist super, dass du wieder da bist, Scar."
Ich nickte: „Finde ich auch."
Aber irgendwie hatte ich eine stärkere Reaktion von V erwartet. Warum war sie so geistesabwesend?
„Wir gehen also doch noch zusammen auf die FBI Academy - wenn auch nicht ganz so wie geplant. Und, ist Annie eine würdige Nachfolgerin für mich als deine Zimmermitbewohnerin?"
V setzte sich mit gegenüber auf ihren Schreibtischstuhl; ein einfacher blau gepolsterter Stuhl, nicht einer, mit dem man sich drehen konnte.
„Annie? Oh ja, sie ist nett."
Das war selbst für Vs Verhältnisse ein bisschen einsilbig, aber gut, ich würde das Gespräch trotzdem am Laufen halten.
„Sicher, dass sie kein schlechter Einfluss ist? Immerhin seid ihr fast Mordverdächtige, weil ihr euch heimlich weggeschlichen habt, ihr Rebellen."
„Das sind wir nicht, Scarlett, und Annie ist sehr nett."
Ich zuckte die Schultern. „Okay sorry, war nur ein Scherz."
Seit wann war V so ernst? Das hätte ich mir anders vorgestellt. Eine dezent überschwänglichere Stimmung darüber, dass ich zurück bin, hätte ich (bei aller Bescheidenheit) schon erwartet.
V fuhr sich durch die Haare (obwohl diese schon völlig in Ordnung saßen), wobei mir die kaum noch sichtbare weiße Narbe an ihrer Hand ins Auge fiel, die damals entstanden war, als sie mich aus dem Auto gerettet hatte, nachdem Alec es in die Bibliothek gesteuert hatte. Das hatte sie für mich getan, und jetzt versuchte sie nicht einmal, Freude darüber vorzutäuschen, dass ich wieder da war? Was, wenn sie mich gar nicht zurück in der Academy haben wollte? Sie schien ja jetzt sowieso mit Annie ziemlich dicke zu sein...
Ich sah an ihr vorbei, zur angelehnten Türe, mit den Namensschildern darauf. Man konnte sie aus diesem Winkel nicht erkennen, aber ich wusste, was drauf stand. Victoria Sterling, Annie Halliwell. Nicht Victoria Sterling, Scarlett Hawkins.

Bis sie stirbt I FBI Academy Where stories live. Discover now