„Du hast die Gesetze dieses Landes missachtet. Dein Leben ist keinen Penny mehr wert." John richtete ein Schwert aus Staupappe auf ihn, während Ace sich drohend mit zwei Luftpolstergranaten aufrichtete.

„Ach ja? Was habt Ihr mir vorzuwerfen?" Ace sprach spöttisch, fuchtelte überaus ninjahaft mit seinen improvisierten Knallgeschossen durch die Luft und umkreiste John langsam, während sie beide versuchten, den Bücherkisten auszuweichen, die sie eigentlich ausräumen sollten.

„Du hast den ‚Schrecken aus der Tiefe' doch extra so gelegt, dass Julie ihn zuerst sieht! Du kleine Kröte!" John vollführte beeindruckende Fuchtelmanöver, während Ace sich kurz das Grinsen verkneifen musste.

„Ewig konntest du das eh nicht vor ihr geheimhalten! Ich kapier nicht, wie das überhaupt solange funktioniert hat!"

„Ja, du hattest ja auch noch nie ne Beziehung!" John rümpfte die Nase, und Ace, den die Worte bei jemand anderem vielleicht geschmerzt hätten, feixte nur. Vermutlich hatte John wirklich sein Bestes gegeben, um seine tiefe Liebe zu furchtbar mieser Horrorliteratur vor seiner Freundin geheimzuhalten, aber irgendwann musste das doch wohl herauskommen! Jetzt standen auf einer Seite des Schranks kluge Pädagogenbücher, viele semi-intellektuelle, literaturhistorisch bedeutende Werke, die Julie sich gerne zuführte, und unten in einer Ecke, ganz verschämt, die plakativsten aller Horrorthriller und Groschenromane, von denen John wohl vor kurzem noch gehofft hatte, sie wären verlorengegangen.

„Was hat das eine mit dem anderen zu tun?! Als würde mir plötzlich ein Partner vor die Füße fallen, nur weil ich ganz viel John Sinclair lese."

„Solange du es nicht versucht hast, darfst du dich nicht drüber lustig machen." John stürmte unvermittelt nach vorne und schwang das Pappestück in seine Richtung, und Ace schlug die dick gefüllten Luftpolster im Selbstschutz zusammen. Der Knall klingelte in seinen eigenen Ohren, hallte durch den ganzen Raum und ließ Julie erschrocken Kieksen, als sie eintrat.

„Was treibt ihr beiden da?!" John hatte seine Waffe so schnell verschwinden lassen, dass es an Zauberei grenzte, und bückte sich außerordentlich geschäftig nach einer der Bücherkisten.

„Ach, der Kleine hat mal wieder rumgealbert."

„Lügner! Julie, du kannst ihm nicht vertrauen! ... An deiner Stelle würde ich mir das mit der Verlobung gut überlegen." Mit warnendem Blick drehte Ace sich zu ihr um, und sie kicherte und tänzelte um Boxenstapel herum, um zu John zu gelangen und ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.

„Ach, daran habe ich mich schon gewöhnt... und mit dem ‚Schrecken aus der Tiefe' werde ich irgendwann auch klarkommen müssen." Sie lächelte breit, John brummelte mit hochroten Wangen und Ace machte sich daran, die Styroporfüllungen vom Boden aufzusammeln, die sie während ihres Kampfes verstreut hatten.


„Wir geht's dir eigentlich?" Sie waren für das Abendessen in ein Diner eingekehrt, und Ace wartete auf sein Essen, eine der Empfehlungen des Hauses, deren bloßer Anblick jede seiner Arterien verstopft hatte. Jetzt sah er auf, als John sich leise von der Seite erkundigte, und hob die Brauen.

„Hm? Naja, ganz gut...?" Er könnte schwören, dieselbe Frage war ihm heute Vormittag bei der Begrüßung schon gestellt worden, und Ace hatte sie genauso ausweichend beantwortet. John betrachtete ihn einen Moment länger, und Ace widerstand dem Drang, wegzusehen. Schließlich wandte sich der Junge schulterzuckend ab.

„Es ist nur... du siehst gut aus." John verstummte, zog die Brauen zusammen und wedelte mit der Hand. „Ich meine, normalerweise ist man's gewohnt, dass du nur zwei Tage zur Schule gehst und man das Gefühl hat, du brauchst schon wieder Ferien. Aber heute wirkst du so entspannt. Das freut mich echt." Ace starrte auf die Tischplatte und versuchte sich seine Überrumpelung nicht anmerken zu lassen. Man merkte es ihm an? Und machte es wirklich so einen Unterschied aus, dass er sich momentan manchmal sogar auf den nächsten Tag freute, statt sich vor dem Moment zu fürchten, an dem er das Bett verlassen musste?

The Games We Play (BoyxBoy)Where stories live. Discover now