The Games We Play (BoyxBoy)

//Mortal Realms

Ace setzte sich einen Portalpunkt in die Mitte der Höhle, nur für den Fall, dass ihm sein kleines Kunststück kein zweites Mal gelang und er sie sonst nicht mehr erreichte. Dann teleportierte er sich zur Hauptstadt der Spielwelt, um zu sehen, was die anderen Spieler treiben mochten.

Nicht lange darauf hatte er seine gesammelten Materialien verkauft oder beim Handwerker gelassen, wo andere Spieler das Basteln und Zusammenfügen übernahmen, um daraus Waffen oder Rüstungen zu formen. Ace hatte nie viel Interesse an den Crafting-Aspekten des Spiels gehabt, und solange er nur sah, dass sich der Goldstand seines Profils ein wenig erhöhte, reichte ihm das schon. Stattdessen machte er, was er am Besten konnte – sich irgendwelche geheimen Aussichtspunkte suchen an Orten, an denen sich kein normaler Spieler herumtreiben sollte.

Diesmal war es ein Stück Bodenplatte in einer Wolke, bei der der zuständige Entwickler vergessen haben musste, dass Spieler normalerweise nicht darauf sitzen sollten. Ace hatte sich daraufgelegt, ließ die Beine durch die Animation baumeln und betrachtete gespannt das Geschehen unter ihm. Dort wurde gerade eine Gildenfestung erobert, was nun nichts Außergewöhnliches war, aber es war selten, dass die Gruppe, die die Operation ausführte, sehr klein war – und trotzdem keine Probleme zu haben schien. Ace konnte eine Waldelfe erkennen, die alle paar Schritte Fallen hinterließ, und einen riesigen, bulligen Menschenspieler, der einen Kriegshammer schwang und zwischendurch seinen Tierbegleiter auf die Kehlen seiner Gegenspieler hetzte. Beide waren nicht schlecht, aber auch nicht außergewöhnlich, doch was ihnen im Ansturm der Spieler den Hintern rettete, war der dritte Spieler, ein Lux-Engel mit Heilspezialisierung.

Ace hatte schon oft genug Profis spielen sehen, um sie mit etwas Überlegen erkennen zu können, und der hier schien quasi durch die Matrix zu sehen. Er setzte seine Fähigkeiten, als hätte er nie etwas anderes gemacht, während die Flügel ihm die Mobilität verliehen, über das Kampffeld zu huschen und trotzdem nicht allzu angreifbar zu sein. So sehr Ace sich auch konzentrierte, er konnte keinen Fehltritt, keine ungünstige Entscheidung sehen, und auch die Gegner schienen ziemlich ins Schwitzen zu kommen. Es waren keine großen Attacken, sondern viele kleine Effekte, die er auf ihnen absetzte - und sobald sie alle ineinander übergriffen und sich gegenseitig verstärkten, ging der Gegner zu Boden.

Wenn er nicht damit beschäftigt war, dann umkreiste er seine Teammitglieder, um Heilzauber zu setzen. Und während Ace sich noch über das Gewimmel unter ihm amüsierte, wurde ihm nach kurzer Zeit klar, dass die Gegner besiegt oder verschwunden waren. Und die drei immer noch zusammenstanden, und wenn er das richtig interpretierte, dann sahen sie hinauf... Zu ihm.

Er fühlte sich im ersten Moment nervös. Konnte man ihn hier oben sehen? Als er zuletzt unten stand, hatte er hier nichts außer Wolken erkennen können, doch weil hier auch kein Spieler außer ihm herumturnte, musste das nichts heißen. Und auch wenn er eigentlich keine Gefahr darstellte ... Wussten sie das? War es ihnen vielleicht sogar egal, nach dem vorangegangenen Gemetzel?

Dann stieß sich der Engel vom Boden ab und schoss in die Lüfte, hinauf zu ihm. Ace setzte sich schlagartig auf, wollte seinen Teleport aktivieren - und das Wolkenstück unter ihm brach weg. Keine Ortswechsel vom Himmel aus versuchen, notierte er sich geistig. Die Luft zischte durch seine Haare, schnitt an seinen Ohren, und er strampelte haltlos, als er versuchte, die Tafel für seine Fähigkeiten aufzurufen und zu bedienen. Da haben sie was rausgepatcht, die Mistkerle.

Nicht weit unter ihm leuchteten die Augen des heranschießenden Lux.

Es war nicht das erste Mal, dass Ace sich in Bedrängnis befand. Tatsächlich war er sehr gut darauf vorbereitet, sich vor Fallschaden zu retten, und auch vor anderen Spielern ... aber unglücklicherweise nicht beides auf einmal. Er hatte gerade begonnen, eine Eisbahn zu beschwören, auf deren kurviger Fläche er jetzt zunehmend langsamer nach unten schlitterte, aber ehe er zurück auf die Füße kommen konnte, packte ihn jemand und riss ihn wieder hoch in die Lüfte.