XXIV. Zauber

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↠𝐒 𝐂 𝐀 𝐑 ↞

Die schwere Tür zum Speisesaal wurde stumm von zwei der Krieger geöffnet und sofort erblickte ich Azazel an der großen Tafel.

Cassiel nickte mir noch einmal zu und schloss die Tür wieder hinter mir.

,,Guten Morgen",erhob der König seine Stimme und stand langsam auf.
Sein Blick lag erst auf meinem Gesicht,bis er meine Kleidung musterte.

Verwirrt hob er die linke Augenbraue und blickte mich dann fragend an.
,,Ich hasse Kleider"
Ungerührt ging ich an ihm vorbei, setzte mich an der Tafel ihm gegenüber und stöhnte innerlich auf.

Wieder war das teure Besteck in mehrfacher Ausführung vorhanden und gab mir einmal mehr das Gefühl,ich wäre ein ungebildeter Bauer im Königshaus.

,,Das mag sein...Aber ich will nicht,dass du die Kleider meiner Bediensteten trägst",stellte der König kühl klar und setzte sich neben mich.

Sein Teller und Glas war am Kopf der Tafel gute Fünf Meter von meinem Sitzplatz entfernt und verwirrt sah ich ihn an.

Er schenkte mir nur eins seiner Lächeln,die Hitzewellen durch meinen Körper jagten und zuckte mit den Schultern.

,,Sonst können wir uns nicht richtig unterhalten"

Wie von selbst begannen der Teller und das Glas am Kopf des Tisches leicht zu zittern und mit großen Augen stellte ich fest wie sie zu schweben anfingen.

Als wären Sie von unsichtbaren Seilen zu Azazel gezogen worden glitten sie vor den König der Malice und ließen mich überrascht auf das Geschirr starren.

Klar,an Bord eines Schiffes mit mehr Übernatürlichen Wesen als Menschen war ich abgehärtet und hätte nicht so überrascht sein sollen.

Ich hatte Männer beim Verwandeln in Tiere beobachtet,Wesen die andere einen Schwanz wachsen ließen,Vampire die mit langen Fangzähnen die Feinde nieder metzelten und auch wie Hexen ihre Zauber verübten.

Ich selbst besaß Kräfte.
Wenn auch nicht besonders starke.

Aber jeder Übernatürliche benötigte eine gewisse Konzentration oder eine Maßnahme für ihren jeweligen Zauber.

Einen Spruch,der Mond oder der Durst nach einer bestimmten Art von Nahrung.

Aber das Wesen,der Malice vor mir konnte soetwas ohne mit der Wimper zu zucken.
Als wäre es ihm so leicht gefallen wie einen Atemzug zu tätigen.

Vielleicht war es das auch.
Und das bestätigte mich in der Annahme Malice waren Wesen deren Grenzen über meine Vorstellungen hinausgingen.

,,Schau nicht so überrascht mein Engel",schmunzelte Azazel,der meinen Blick ebenfalls bemerkt hatte.

Als würde er weiter zeigen wollen,was für eine Macht besaß,sah er auf das Essen herab und ließ es nun ebenfalls schweben.

Wie von selbst bewegten sich Schüsseln mit Leckerin und wurden von fliegenden Löffeln auf meinen Teller geschaufelt.

Innerlich gab ich mir einen Schlag gegen den Hinterkopf und zwang mich auf den gefüllten Teller hinab zusehen.

Ich sollte diesem Hokuspokus nicht zu viel Beachtung schenken und mich lieber auf die Schwächen des Mannes neben mir konzentrieren.

Und verdammt.
Außer das er und seine Art nicht heilen konnte wenn die Waffe in seinem Leib steckte,waren mir keine bekannt.

,,Guten Appetit",wünschte mir Azazel und begann zu essen.
Ein Fakt,der mir vorher entfallen war,mir nun aber ins Auge stach.

Er aß wie ein gewöhnlicher Mensch.
Kein Blut wie Vampire,gewisse Kräuter wie Faes oder rohes Fleisch wie viele Werwölfe.

Eine weitere Tatsache,die die Malice den Menschen und Hexen immer ähnlicher machten.

Wahrscheinlich brachte mir diese Tatsache sowieso nichts,dachte ich entrüstet und fing ebenfalls an den lecker dufteten Speck auf einen der insgesamt vier Gabeln zu schaufeln.

,,Gestern hatte ich dir ja erzählt Dr Jensen kommt am Arbeit vorbei",sagte Azazel und trank einen Schluck Saft aus seinem Glas.
,,Er wird gleich nach dem Frühstück kommen.
Später muss er mir anderweitig dienen",fuhr er fort und mir schauderte es.

Er klang zwar ungewöhnlich sanft und liebevoll,nahmen dem Gesagten aber nicht die gewisse Intensität.

Dienen...
Wie ein Sklave.

Da ich meiner Stimme nicht wirklich über den Weg traute,nickte ich nur und schob mir einen weiteren Bissen in den Mund.

,,Außerdem wird die Schneidern in deine Gemächer kommen und ihr müsst nicht den Weg in die Stadt aufnehmen"

Stirnrunzelnd sah ich ihn an.
,,Wieso?Ich will in die Stadt"
Und am liebsten fliehen-,fügte ich in Gedanken zu.

Sein Blick verdunkelte sich.
,,Ich will dich keiner weiteren Gefahr aus setzen"

Mein verwirrtes Stirnrunzeln wurde stärker und tiefe Furchen gruben sich in meine Stirn,als ich das Besteck beseite lege.

Doch ich verkniff mir eine Bemerkung und trank stattdessen einen Schluck Saft.

Finde Schwächen oder Möglichkeiten zur Flucht.
Flüchte,nimm am besten Lilien und die anderen mit.
Komm von dieser Insel herunter.
Finde deine Mutter.
Trete ihr in den Arsch und nutze dein neu gewonnes Wissen um die Malice dahin zurück zu schicken,wo sie hingehörten

Das war mein Plan und daran würden das leckere Essen,das hübsche Zimmer und das seltsame Kribbeln in meinem Körper in Azazels Nähe auch nichts ändern.

Gefährtin des KönigsWhere stories live. Discover now