XXII. Azazel

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↠𝐒 𝐂 𝐀 𝐑↞

Ich fasste es nicht.

Dieser arrogante, selbstverliebte und verdammt schöne Mann, brachte mich zur Weißglut.

Wütend attackierte ich mein drei Gänge Menü mit einer der vier Gabeln neben meinem Teller, konnte die Köstlichkeiten aber nur wenig schätzen. Denn der Kloß in meinem Hals und der säuerliche Geschmack auf meiner Zunge ließ meinen Appetit vergehen. Und auch das seltsame Gefühl in mir, dass in Gesellschaft dieser Männer auftrat wuchs. Sie trugen alle eine Rüstung und Waffen, als würden sie jede Sekunde einen Angriff befürchten und auch wenn der eine Malice, Pride, sich mit überraschend breitem und ehrlichen Lächeln an mich gewandt hatte, war ich misstrauisch. In diesem Moment des Abendessens benahmen sich alle ausnahmslos höflich, ruhig und nicht wie die Monster, die Massenmorde veranstalteten. Doch ich hatte beispielweise den Malice, Anger und Envy, schon in ganz anderen Gemütslagen erlebt. Jedoch eine gute Stunde später in unangenehmer Stille die nur gelegentlich von dem Geräusch der klirrenden Gläser oder knappen Fragen gebrochen wurde, wanderte eine Hand an meinen Rücken und ließ mich aufblicken.

,,Wenn du fertig bist dein Essen zu zerlegen, würde ich gerne einige Dinge besprechen", wisperte der König mir zu und ließ seine kühlen Finger mein Rückgrat herunter wandern. Nickend strich ich mir meine hellen Wellen aus dem Gesicht und seine unergründlichen Augen verfolgten jede meiner Bewegungen mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen. Das sich seine Hand so frei auf einem ungeschützten Teil meines Körper bewegte und ich ihm vollkommen unbewaffnet nichts entgegen zu setzen hätte, ließ mich unruhig auf meinem Stuhl rutschen. Nimm deine Hand weg, zischte ich und erhielt ein herablassendes Schmunzeln. ,,Komm mit, mein Engel" Er erhob sich in einer fließenden Bewegung und sein Umhang fiel über die linke Vorderseite seiner Schulter. Er schob seinen Stuhl zurück und auch ich legte meine Gabel beiseite. Bedauernd blickte ich auf das leckere Gericht, dass ich in meinem momentanen Zustand nicht genießen konnte und blickte dann in Neugierige Gesichter. Ich zwang mich sie weiter zu ignorieren und erhob mich ebenfalls, darauf konzentriert mein klopfendes Herz zu ignorieren. Ich wusste, dass mich der König wahrscheinlich nicht gleich auf irgendeinem Flur umbringen würde, doch etwas plante er. Und ich musste wohl oder übel warten, bis er sich dazu herabließ zu erklären, was er mit dem allen hier bezwecken will. Der König gab mir meine Krücken ,nickte seinen Beratern zu und trat mit mir aus dem viel zu protzigen Saal. Doch trotz allem hatte ein mulmiges Bauchgefühl, als wir schweigend die langen Gänge entlang liefen und vor einer gewaltigen Glasfront zum stehen kamen. Von hier aus konnte ich den Mond als Sichel erkennen, der in dem dunkel glitzernden Meer schimmerte und die Sterne am Nachthimmel wirkten in dieser Nacht besonders hell. ,,Wirst du mich töten?", fragte ich in die Stille und zwang mich ihn anzusehen. Sein schönes Gesicht wurde von Sternen und Mond beleuchtet und ich konnte ihn den Kopfschütteln sehen.

,,Nein. Ganz im Gegenteil" Verwirrung mischte sich mit meinem mulmigen Bauchgefühl.

,,Aber ich bin ein Rebell. Und ich werde mich dir nicht unterordnen oder vor dir im Dreck kriechen", erklärte ich entschlossen und schellte mich in diesem Moment innerlich.

Musste ich mein Glück immer so herausfordern?

Mein Gegenüber schenkte mir ein amüsiertes Lächeln.

,,Wir werden sehen, wie du mit der Situation umgehen kannst, mein Engel" Ich blies mir entnervt eine Strähne aus dem Gesicht und ballte die Hände zu Fäusten ,,Was soll dieser Spitzname?", knurrte ich verärgert. Der König sah mich durchdringend an und schien jede meiner Reaktionen genaustens zu analysieren. Doch dann blickte er wieder zum Mond und antwortete: ,,Jede deiner Fragen wird irgendwann beantwortet, kleiner Rebell. Aber nicht heute. Du musst nur wissen, dass du überleben wirst und du dich in das höfische Leben integrieren musst" ,,Soll ich hier arbeiten?", sprach ich meinen ersten Gedanken laut aus und erhielt ein raues Lachen. Sein Lachen war angenehm samtig und hallte tief in meinem Inneren wieder. ,,Du musst nie wieder arbeiten, mein Engel" Es wirkte so, als wolle er noch etwas hinzufügen, besonn sich aber eines besseren und blickte mich kurz an. ,,Morgen wirst du mit mir frühstücken und auch zu Abend essen. Außerdem werden die Zofen mit dir zum Schneider gehen und Dr.Jensen kommt morgen Abend in deine Gemächer" Darauf erwiderte ich nichts und mein Unbehagen, dass ich nicht wusste, wieso er mich am Leben ließ und sogar versorgte, wurde von Sekunde zu größer. Mit offenem Hass oder Abneigung wäre ich gut klar gekommen, doch die Wechselseitigkeit des Königs war unberechenbar und ich konnte nichts tun, als zu versuchen diese Zeit heil zu überstehen. Also atmete ich tief ein und nickte.

Es kostete mich Überwindung, aber ich zwang mich den Blick des Königs zu suchen. ,,Danke, Eure Hoheit" Die Worte kamen mir für den Feind nur schwer über die Lippen.

Aber auch wenn die Malice Monster der Schatten waren und mordeten wann es Ihnen beliebte. Sie hatten mich gerettet. Auch wenn sie Schuld an meinem Debakel waren. Und vielleicht nur für Information am Leben ließen. Aber fürs erste hatten Er und sein Volk mich gerettet. ,,Azazel", sagte der König und sah mich an.

,,Wie bitte?", hakte ich verwirrt nach. ,,Das ist mein Name, kleiner Rebell", erklärte er und drehte sich vom Fenster weg. Ich nickte leicht, verblüfft darüber dass er mir so etwas sagte.

,,Sprich ihn aus", bat er leise und ich runzelte die Stirn.

Warum...?

,,Wieso sollte ich?", hakte ich misstrauisch nach und wandte mich von dem Fenster ab. Ich drehte mich in die entgegengesetzte Richtung und erkannte am Ende des Gangs etwas rötliches. In dem schwachen Mondlicht erkannte ich die leuchtend roten Haare von Jennifer und sah noch einmal über die Schulter zu König. Unsere Blicke verschmolzen miteinander. ,,Weil ich es will, erklärte er knapp. Ich biss mir auf die Lippe, kaute darauf rum und dachte nach. Doch plötzlich knurrte der König und sein Blick war auf meine Lippen gerichtet. ,,Lass das, kleiner Rebell"

Verwundert über seinen Ausbruch sah ich ihn an und nahm die Schneidezähne von meiner Unterlippe. Dann schenkte ich ihm ein schelmisches Lächeln und setzte mich in Bewegung. ,,Natürlich. Und vielen Dank für diese Güte, Eure Hoheit" Ich verlieh dem letzten Teil des Satzes einen spöttischen Unterton und lief mit meinen Krücken gerade Wegs zu Jennifer. ,,Würdest du mich bitte in mein Zimmer bringen?", fragte ich Sie so höflich ich konnte.

Sie starrte mich noch kurz mit offenem Mund an und blickte dann über mich hinweg zum König. ,,Bis morgen beim Frühstück, mein Engel",verabschiedeter Dieser sich und klang dabei Ausdruckslos und kalt wie immer, wenn er Sprach und Andere anwesend waren.

Ich antwortete nicht, raffte mein Kleid und lief Stumm der nervösen Zofe hinterher. Neue Erkenntnisse die ich bekommen hatte, mussten verdaut werden. Ich würde am Hofe Leben.

Wieso wusste ich nicht.

Der König war freundlich und sanft zu mir.

Warum wusste ich nicht.

Er stellte mir ein Luxuriöses Zimmer und Mahlzeiten.

Mit welchem Hintergedanken er das tat, war mir ebenfalls nicht bekannt. Ich wusste nichts.

Und diese Unwissenheit ließ sie rasend vor Wut werden. Denn ich wusste, ich brauchte Antworten, um die Launen des Königs und die Malice zu überleben.

Gefährtin des KönigsWhere stories live. Discover now