16. Kapitel

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Als Calypso aufwachte, bemerkte sie als Erstes, dass sie nicht alleine war.
Normalerweise war Leo immer früher wach, als sie. Doch diesmal lag er, leise schnarchend auf seinem Bett. Die Decke war um ihn herum verstrampelt und er fiel fast herunter. Gestern war er erst spät in die Kajüte gekommen und vermutlich noch später eingeschlafen, da Pläne und Skizzen um und auf dem Bett verstreut lagen. Der Junge bekam wirklich zu wenig Schlaf.
Vorsichtig zog Calypso sich ihre Kleidung an; großes Hemd, weite Hosen und Gürtel. Ihren Anhänger hatte sie immer um und sie steckte ihn unter ihr Oberteil.
Leise schlich sie sich nach draußen, um an Deck zu gehen.
Die Sonne schien gerade erst aufgegangen zu sein, doch trotzdem befanden sich schon Annabeth, Reyna, Hazel und Nico an der frischen Luft.
Hazel und Annabeth nickten Calypso freundlich zu und führten ihr Gespräch fort. Vermutlich unterhielten sie sich über die Nachtwache, oder die Pläne für den heutigen Tag. Es überraschte Calypso immer wieder wie locker hier alle miteinander umgingen. Die beiden Mädchen sahen aus, als würden sie sich schon seit Ewigkeiten kennen und gute Freundinnen sein.
Noch wunderlicher sahen Nico und Reyna aus, die ein wenig abseits standen und sich ebenfalls unterhielten. Es sah so aus, als würden sie über Kampftechniken, oder ähnliches reden, da Reyna immer wieder Bewegungen vorzeigte und auch Nico einmal einen Schwerthieb nachstellte.
Die beiden sahen fast wie Geschwister aus, wie sie so dastanden. Mit ihrer olivefarbenen Haut (auch wenn Nico ziemlich blass war), den dunklen Haaren und der verschlossenen Art, schienen sie sich wirklich ähnlich zu sein.
In ihr Gespräch vertieft, bemerkten sie Calypso nicht und so stellte sie sich an die Reling und schaute aufs Meer hinaus.
Es war noch frisch, und der kühle Morgenwind zerzauste ihr die Haare. Inzwischen hatte sie sich an die Kurzhaar Frisur gewöhnt, allerdings gab es eine Zeit, in der sie dauernd an ihren Kopf gegriffen hatte, nur um festzustellen, dass ihre Haare noch immer streichholzkurz waren.
Plötzlich hörte sie einen Krach. Als sie sich umdrehte, erblickte sie Leo, der seinen Werkzeugkasten hatte fallen lassen. Er war also auch schon wach. Annabeth hob den Kasten auf, da er gerade eine andere Kiste balancierte und sie gingen zum Steuerrad, an dem er anscheinend etwas verbessern wollte.
Hazel und Nico gingen gerade hinunter, um sich auszuruhen. Sie mussten ja einigen Schlaf nachholen.
„Hey, Cal, oder? Kann ich kurz mit dir reden?" Es war Reyna, die nun auf sie zukam. „Äh, sicher"
Leo vermutete offenbar Etwas, denn er richtete sich alarmiert auf und stieß sich den Kopf am Steuerrad, unter dem er gerade lag, als er es hörte. Doch sie ging mit Reyna an den Bug des Schiffes, wo sie außer Hörweite waren.
"Was gibts denn?" ,fragte Calypso. Sie hatte einen Verdacht was jetzt kommen würde.
"Weißt du, meine Schwester und ich haben das auch mal gemacht. Sich verkleiden, um ein Schiff zu übernehmen." Reyna schaute aufs Meer hinaus, als würde sie sich an längst Vergangenes erinnern.
"Ich werde es niemandem sagen, wenn du das nicht willst, allerdings würde ich gerne deinen echten Namen wissen." Sie drehte den Kopf und sah Calypso an.
"Eigentlich heiße ich Calypso und Leo weiß es übrigens auch. Also, nur damit es nicht zu Komplikationen kommt, oder so." Sie lächelte Reyna an. "Und warum fällt es mir nicht schwer zu glauben, dass du ein Schiff übernehmen kannst? Wie alt ward ihr da?"
"Ich war acht und sie elf."
Reyna lachte, als sie Calypsos erschrockenen Gesichtsausdruck sah. "Die Geschichte erzähl ich dir noch irgendwann. Komm, wir gehen zurück zu den anderen."

"Hola chicas, ¿has tenido suficiente secreto?" Leo rief etwas auf Spanisch, als sie wieder aufs Hauptdeck kamen. Er lag noch immer unter dem Steuerrad, aber trotzdem konnte Calypso sein Grinsen sehen.
Reyna starrte ihn an.
"No Leo. Todavía tenemos que planear tu muerte" ,antwortete sie.
"Seit wann sprichst du Spanisch?" ,fragte er überrascht.
"Wie kommst du darauf, dass ich kein Spanisch spreche? Hast du dir meinen Namen überhaupt angehört?" Sie warf ihm einen letzten Blick zu und ging unter Deck.
"Also, ich bin ja jetzt nicht das Sprachengenie, aber ich denke du hast dir gerade eine Todfeindin gemacht, Leo." Annabeth saß grinsend neben ihm und reichte ihm Werkzeuge.
"Das Los der Zweisprachigen" ,seufzte er. "Ich verstehe alles, auch die schlimmen Sachen. Es ist ein Fluch und Segen zugleich."
"Wie gut, dass ich nur Englisch und ein wenig Griechisch kann" ,sagte Annabeth und reichte ihm einen Schraubenschlüssel.
"Du kannst Griechisch?" ,fragte Calypso und setzte sich zu ihnen.
"Τώρα έχουμε επίσης μια μυστική γλώσσα."
Annabeth zog eine Grimasse. "Wir haben etwas Geheimes? Tut mir Leid, ich verstehe wirklich nicht sehr viel. Chiron hat mir zwar einiges beigebracht, aber das ist schon länger her."
"Wer ist Chiron?"
Annabeth zuckte mit den Schultern. Das Thema war ihr sichtlich unangenehm. "Er ist sowas wie mein Ziehvater. Er hat viele Konder aufgenommen. Er hat mir auch die Karte gegeben."
"Ich bin froh, dass ihr so viel Spaß mit Kindheitsgeschichten habt, aber ich brauche jetzt bitte den Schraubenzieher" ,mischte sich Leo ein. "Hilfst du mir jetzt, oder nicht, Annabeth?"
"Ach, ich denke Cal kann das jetzt übernehmen, ich werde mal nach Piper und so sehen." Sie reichte Leo noch den Schraubenschlüssel und ging dann unter Deck. Calypso sah ihr schuldbewusst hinterher.
"Ich hätte es ihr sagen sollen, oder? Ich meine, jetzt wo es auch Reyna weiß..."
„Ja vielleicht. Ich glaube nicht, dass sie irgendwas dagegen hätte, also hast du nichts zu befürchten -die kleine Zange bitte- aber ich verstehe, das es dir nicht so leicht fällt darüber zu reden, oder so..." Leo war immer leiser geworden und stammelte nur noch vor sich hin.
Calypso lächelte. "Naja, wenigstens bin ich mit dem Geheimnis nicht mehr ganz allein."

Reyna war auf dem Weg in ihre Kajüte, als sie jemanden fluchen hörte.
"Gods dam it, Piper! Nicht schon wieder, wie viele plus vier Karten gibt es bitteschön in diesem Spiel?"
Als Antwort hörte Reyna nur ein hämisches Lachen.
Vorsichtig klopfte sie an die Tür.
"Hallo?" ,fragte sie. "Was macht ihr da?"
In dem kleinen Zimmer saßen Piper, Percy und Thalia und spielten Karten. Percy machte ein säuerliches Gesicht und langte aus seinem Aquarium, um abzuheben.
"Piper macht sich Todfeinde" ,murmelte er mit düsterer Miene. "Ansonsten spielen wir UNO. Magst du mitspielen?"
Reyna blinzelte überrascht und blieb in der geöffneten Tür stehen. "Ich-" ,fing sie an, doch Piper unterbrach sie.
"Ja, spiel mit. Du kannst Leo ersetzen" ,sagte sie fröhlich.
"Ich dachte, ich ersetze Leo." Thalia lag bäuchlings auf ihrem Bett und sah ebenfalls zu Reyna.
"Ach, Leo schummelt so viel, da brauchen wir zwei Personen, um ihn zu ersetzen." Piper sammelte die Karten ein. "Wir beginnen neu. Dann kann ich Percy nochmal schlagen."
„Oh nein, Piper. Jetzt spielen wir in die andere Richtung."
Reyna setzte sich zögernd dazu und nahm ihre Karten entgegen. Sie versuchte nicht zu Thalia zu schauen, die zu ihrer rechten am Bett lag. Leider spielten sie genau in diese Richtung. Noch dazu hatte Reyna gar nicht so schlechte Karten und würde sie früher oder später hinlegen müssen. Doch wie sich herausstellte, hatte Thalia kein Problem damit zu kontern und sie somit an Percy weiterzuleiten.
„Hat sich nicht viel gebracht Percy, was? Jetzt kriegst du immer das doppelte ab."
Gerade legte Reyna eine plus vier und Thalia legte eine drauf. „Tja Percy." Sie hielt Reyna die Hand zu einem Hi-Five hin und nach sekundenlangem Zögern schlug diese ein und lächelte.
Dann kam Leo, der nur anklopfte und zum Essen rief und alle erhoben sich um die Kajüte zu verlasse.

Der restliche Tag verging recht schnell, und ehe sie es sich versah, gingen auch schon Frank und Percy zur Nachtwache nach oben. Jason würde später nachkommen. Sie selbst war erst morgen dran, und obwohl sie sich auf die frische Nachtluft freute, hatte sie nichts gegen ihre Kajüte mit Bett.
Müde legte Reyna sich hin. Es war schön ein Schiff mit echten Freunden zu teilen.

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HdO Pirates - Heroes of the seven seasWhere stories live. Discover now