,,Sherlock...endlich! Wo bist du? Wir suchen die halbe Stadt nach dir ab."

,,Evelyn...ich hab nicht viel Zeit. Ich muss dir was sagen, aber ich kann es nicht persönlich tun...deshalb...muss es so gehen."

Während ich zuhörte erstarrte ich und hatte auf einmal ein ungutes Gefühl. Sherlock klang anders als sonst, denn es lag...ja, irgendwie Verzweiflung in seiner Stimme.

,,Was ist los, Sherlock?", brachte ich unsicher hervor und fürchtete mich fast vor der Antwort, die mich erwartete.

,,Du musst wissen, Evelyn...es ist alles wahr! Ich habe Moriarty für meine eigenen Zwecke erfunden. Ich bin ein Betrüger...ein Schwindler...und ich habe dich belogen. Euch alle habe ich belogen!"

Völlig perplex stand ich da und konnte kaum glauben, was ich da hörte. Er konnte doch nicht wirklich glauben, dass ich ihm das abnahm. Ich kannte Sherlock doch und er würde mich niemals anlügen. Er war kein Lügner und erst recht nicht hatte er Moriarty erfunden. Das konnte unmöglich die Wahrheit sein.

,,Das ist nicht wahr und das weißt du!", erwiderte ich und war nun selbst völlig am Ende, aber Sherlock beharrte auf seiner Schuld.

,,Ich wünschte, es wäre so...aber es ist wahr. Moriarty war nur eine Geschichte!", sagte Sherlock und für einen Moment herrschte Stille, als er das Gespräch wieder aufnahm. ,,Evelyn...ich weiß, dass ich kein Recht habe, dich darum zu bitten...aber...könntest du mir verzeihen?"

Wie eine Statue stand ich da und wusste nicht, was ich tun sollte. Warum sagte Sherlock das? Das konnte unmöglich die Wahrheit sein und ich spürte, wie mir langsam aber sicher die Tränen kamen, als Sherlock mit völlig verzweifelter Stimme zu mir durch das Handy sprach.

,,Es tut mir leid, dass du meinetwegen in Gefahr geraten bist und es tut mir leid, dass ich dich belogen habe. Ich würde es rückgängig machen, wenn ich könnte...aber das kann ich nicht. Aber bitte...verzeih mir, Evelyn."

,,Sherlock...", setzte ich an, aber er unterbrach mich sofort.

,,Evelyn, bitte...ich muss das von dir hören. Sonst...sonst kann ich das nicht tun."

Nun läuteten meine Alarmglocken und jetzt war mir klar, dass Sherlock ganz offensichtlich etwas im Schilde führte. Und was es auch war...es konnte nichts Gutes sein.

,,Was meinst du damit? Was hast du vor, Sherlock?"

,,Das kann ich dir nicht sagen...es geht nicht anders. Es wird alles gut werden...das verspreche ich. Ich bitte dich nur darum, mir zu verzeihen.", bat er mich erneut und nun liefen mir die Tränen über die Wangen.

Noch nie hatte ich Sherlock so erlebt. Verzweifelt, niedergeschlagen und ich glaubte fast, einen Anflug von Panik in seiner Stimme vernommen zu haben. Und obwohl ich wusste, dass garantiert nicht alles gut werden würde und es keinen Grund dafür gab, konnte ich nicht anders, als ihm seine Bitte zu erfüllen.

,,Ich verzeihe dir!", sagte ich schließlich und spürte, wie ich selbst nun Panik bekam, da ich keine Ahnung hatte, was mit Sherlock los war und vor allem wo er war.

,,Evelyn...", setzte Sherlock erneut an und ich spürte, wie ich regelrecht erstarrte und zu zittern begann. ,,bitte...achte gut auf John und Mrs. Hudson. Sie werden dich brauchen und zusammen seid ihr stärker. Behaltet mich so in Erinnerung...wie ich war."

,,Was soll das heißen? Sherlock, was sagst du da?"

,,Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit.", brachte er mit leiser Stimme hervor und nun wurde mir klar, dass er gerade seine letzten Worte an mich richtete.

,,Nein...Sherlock, wage es ja nicht! Hör auf, dich zu verabschieden...es wird alles gut, hörst du? Ganz egal, was es ist...wir finden einen anderen Weg."

Sherlock - Das Spiel des TodesWhere stories live. Discover now