Wieso ich?!

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Aufgekratzt sprang ich auf. Doch fiel sofort wieder zu Boden. Blöder Knöchel. Ich wollte helfen, also rappelte ich mich auf. Packte einen Rucksack den ich in einem der untersten Schubladen fand mit Verbandsmaterial und krallte mir noch die Krücken. So schnell ich konnte humplete ich raus. Da kam auch schon Ty aus dem Hauptgebäude gerannt. Im Sprung verwandelte er sich in seinen Wolf.

Er sah mich und kam auf mich zu gerannt. Legte sich kurz auf den Boden und gab mir das Signal auf zu steigen. Und das tat ich. Ich schwang mich so gut es ging auf seinen Rücken und schon preschte er los. Los ins Ungewisse.

Blut. Wieder überall Blut. Daran würde ich mich nie gewöhnen können.
Während Ty weiter rannte sprang ich irgendwann mittendrin von ihm ab. Landete natürlich schmerzhaft auf meinem Knöchel. Aber für Memmengetue war im Moment keine Zeit. Direkt vor mir lag einer aus unserem Rudel. Als Wölfe konnte ich sie nie auseinander halten. Ich wussste eben nur durch die Pfote das er zu uns gehört. Er hatte eine offene klaffende Wunde, die ich verschließen musste. Aber erst musste ich irgendwie die Blutung stoppen. Ich verabreichte ihm Nitrospray. Das würde die Arterien und Venen verengen wodurch die Blutung stoppen würde. Dann erst konnte ich anfangen einen Druckverband an ihm an zu bringen.

"TYYY!", schrie ich so laut ich nur konnte. Ich sah mich um. Aber ihn fand ich nicht. Der Wolf hier vor mir hatte eindeutig genug gekämpft. Selbst mit seinen Selbstheilungskräften würde es Stunden dauern bis seine Wunde verschlossen wäre. Er Jaulte und Fiebte vor Schmerz.
"TYYYY!", er musste so schnell wie möglich vom Feld weg. Er war gefundenes Fressen für die Gegner.
Ein schwarzer Wolf kam auf uns zu gerannt. Goldene Augen sahen mich an. Die Zähne geflätscht. Blut floss aus seinem Mund. Wahrscheinlich nicht sein eigenes. Dann sah ich den Silbernen Fleck am Rücken.

JAMES

"Er muss hier sofort weg. Er kann so nicht weiter Kämpfen. Er würde sterben. Er ist zu schwach!", schrie ich über die enorme Lautstärke hinweg. James sah erst mich an dann zum Wolf. Und dann wieder zu mir. Er lexkte sich über die lechzen. Sah sich um und ging in eine gebeugte Haltung. Der verletzte Wolf stand so gut es ging auf und ließ sich auf James Rücken nieder. Dieser rannte los Richtung Hauptgebäude um den verletzten Wolf in sicherheit zu bringen. Ich bleib. Suchte weitere verletzte.

Hier schien mich keiner zu bemerken. Ich konnte hier einfach durchlaufen als wäre nichts. Als würde ich hier nicht zwischen toten und Kämpfenden Wölfen laufen beziehungsweise humpeln. Die Krücken hatte ich schon längst aufgegeben und irgendwo liegen gelassen. Einen nach dem anderen verarzte ich. Die Wunden waren schlimmer als beim letzten Kampf. Immer wieder rief ich nach Ty. Entweder kam er oder James. Ein Wolf nach dem anderen wurde weg gebracht.

Und dann sah ich ihn. Den Braunen großen, der nicht zu uns gehörte. Größer war als alle anderen. Ungefähr gleich groß wie James. Er und James kämpften. James vergrub grade gewaltsam sein Gebiss in seinem Genick und wirbelte ihn gegen den nächsten Baum. Und dann lag er da. Blutend, sah James an. Und dann zu allem unglück entdeckte er mich. Er knurrte, das hörte ich selbst von hier auch wenn ich einige hundert Meter entfernt war. Er rappelte sich auf, täuschte einen Angriff auf James an, rannte dann jedoch auf mich los.

Und ich? Ich stand da, wie versteinert. James bemerkte wohl das er es auf mich nun abgesehen hatte. Denn er rammte ihn in seinem Sprint auf mich um. Doch nun rannten auch andere Wölfe auf mich los. Immer und immer mehr. Ty und die anderen kamen auf mich zu. Bildeten einen Kreis um mich. Um mich zu beschützen. Aber irgendwas war an mir das sie ausgerechnet mich wollten.
Wieso sollten sie aber umbedingt einen Menschen töten? Ich war keinerlei gefahr für sie. Oder taten sie es einfach nur um wenigstens einen aus dem Fremden Rudel getötet zu haben?
James kam zu uns. Übersprang alle Wölfe und landete direkt neben mir auf allen vieren. Er gab mir das Zeichen auf seinen Rücken zu steigen.

Er sah sich um, sie kamen alle langsam und bedrohlich näher. Und dann auf einen Satz ging alles los. Sie stürtzten auf uns und Ty und die anderen auf sie. In der Zeit rannte James mit mir los. Brachte uns hier raus. Am Hauptgebäude angekommen sprang ich ab. Er verwandelte sich wieder zurück, packte mich am Handgelenk und lief los. Durch die langen Flure, durch mir unbekannte Türen. "James, nicht so schnell. Ich kann nicht so schnell mit meinem Knöchel laufen!", rief ich stolpernd hinter ihm her. Er drehte sich um nahm mich hoch und lief weiter.

Vor großen Doppeltüren blieb er stehen. Stieß sie mit seiner Schulter auf und setzte mich auf dem Boden ab.
"Du bleibst hier!", mahnte er mich.
Ich nickte, zu geschockt von der eben gewesenen Situation.
Dann verschwand er auch schon wieder aus diesen Raum.
Mein Puls raste, ich bekam kaum Luft vor Schock. Ich musste mich beruhigen. Ich ging zurück zur Tür wollte sie öffnen auch wenn ich James etwas anderes gesagt hatte, doch sie war verschlossen.

Ist das sein ernst? Hat er mich wirklich hier eingesperrt?

Ich drehte mich wutentbrannt um und ließ mich an der Tür runter rutschen. Die Knie angezogen die Arme darauf und den Kopf auf den Armen abgelegt fingen nun die Tränen an zu kullern.

Wo war ich hier nur gelandet? Ich will zurück in mein altes Leben. Hier gehöre ich nicht her.

Nachdem ich mich aber genug selbst bemitleidet hatte und meine Tränen endlich versiegt waren, wurde ich neugierig wo ich hier überhaupt grade war.

Ich hob den Kopf wischte die letzten geweinten Tränen weg und sah mich um.

Ein Bett.
Eine Kommode.
Ein volles Bücherregal.
Ein riesiges Gemälde.
Darauf eine Frau, ein Mann, ein Junge und ein Mädchen.
Ich sah es mir genauer an. Dieser Junge sah aus wie eine kleine Version von James.

Wie schuppen von den Augen fiel es mir dann ein.
Ich war in James Privatgemächern!!!

Be mine... #Wattys2019 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt