14. Kann ich ihm vertrauen?

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Endlich waren wir oben am Zimmer angekommen. Der Weg kam mir unendlich lang vor. Immer wieder kamen mir neue Tränen. Ich konnte einfach nicht aufhören an den Vorfall zu denken. Norami umarmte mich noch einmal kurz.
"Ich bin unten in der Eingangshalle, wenn du mich brauchen solltest, ok?", flüsterte sie mir zärtlich ins Ohr. Ich war so froh, dass sie mir bei stand. Ich nickte und sah sie kurz an. Sie würde mich bei allem unterstützen.

Ich öffnete die Tür und betrat unser Zimmer.  Zum Glück war ich alleine. Sarla und Jacky waren nicht da. Wahrscheinlich hingen sie wieder mit Jazinka ab. Das konnte mir aber auch egal sein.
Ich schmiss mich auf mein Bett und heulte in mein Kissen. Ich war einfach nur am Ende.
Über eine halbe Stunde weinte ich einfach nur. Ich fühlte mich danach jedoch immer noch nicht besser.
Plötzlich nahm ich ein Rascheln wahr. Es kam von dem Fenster. Ich richtete mich auf und schlurfte dort hin. Ich sah wie eine keine Fledermaus vor dem Fenster schwebte. Sie hatte ein Stück Papier zwischen ihren kleinen Beinchen. Ich öffnete das Fenster und betrachtete die Fledermaus.
"Für dich", pipste sie und ließ das Stück Papier vor mir auf der Fensterbank fallen. Schon flog sie wieder davon. Ich nahm den Zettel und schloss das Fenster wieder. Ich sah mir den Zettel genauer an. Es war ein Brief. Neugierig und immer noch unter Tränen begab ich mich wieder zu meinem Bett und öffnete den Brief.

Liebe Alex!
Ich kann mir nicht erklären, was vorhin passiert ist.
Es stimmt, dass ich mit Jazinka zusammen war, aber sie will einfach nicht verstehen, dass es aus ist! Du kannst mir vertrauen! Da laüft nichts mehr! Ich schwöre auf mein unendliches Leben, dass ich sie nicht mehr liebe! Ich habe nur Augen für dich! Ich bin nur in dich verliebt! Dir alleine gehört mein Herz.
Am besten wäre jedoch, wenn ich es mit dir alleine und persönlich kläre, wenn du mir immer noch nicht glaubst. Ich erwarte dich also in einer Stunde in der großen Einganshalle.
Dein Sebastian
PS: Ich liebe dich vom ganzen Herzen!

Ich las mir den Brief direkt 2-mal durch. Sollte ich wirklich zu diesem Treffen gehen? Soll ich Sebastians Erklärung mit anhören? Könnte ich ihm dann glauben? Ich war skeptisch. Aber ich hate ja noch Zeit mir es zu überlegen.

"Ich bin so froh, dass du gekommen bist!"
Sebastian kam erleichtert auf mich zu, als er mich sah. Zu meinem Bedauern waren wir beide fast alleine in der Eingangshalle. Ich stieg die letzten Stufen der Treppe runter und sah Sebastian tief in die Augen, als ich direkt vor ihm stand.
"Ich habe lange nachgedacht nicht zu kommen", gab ich zu. Ich war immer noch etwas gereizt und traurig. War das alles wirklich passiert?
"Was du mir angetan hast, das war...."
„...dumm von mir, ich weiß", gab nun Sebastian zu. Seine Stimme zitterte. So nervös hatte ich ihn noch nie gesehen. Irgendwie tat er mir auch leid...
"Aber...ich empfinde nichts mehr für sie! Nichts mehr! Ich habe mit ihr Schluss gemacht! Wirklich!"
Ich konnte meine Augen nicht von ihm lassen.
"Wieso kann ich dir das nicht glauben? Was hindert mich daran?", fragte ich mich und gleichzeitig auch Sebastian. "Und warum hast du vorhin so reagiert als du sie gesehen hast? Du warst fröhlich!"
Sebastian starrte auf den Boden und schluckte. Hatte er etwa eine Träne in einem Auge?
"Verheimlichst du mir doch etwas?" "Was?" Er sah wieder zu mir hoch. "Alex...ich...ich war einfach froh, sie wieder zu sehen..." Eine Stimme in meinem Kopf verriet mir, dass etwas nicht stimmte.
"Sie hat recht." Er trat einen Schritt zurück. Meine Stirn legte sich in Falten.
"Wer hat Recht?" Ich konnte ihm nicht folgen.
"Die Stimme in deinem Kopf", sagte er und seufzte. "Tut mir leid, dass ich nicht ehrlich zu dir wahr. Ich kann mir das alles gar nicht so erklären." Sebastian wirkte sehr verzweifelt.
"Ich habe einen riesigen Fehler begangen. Ja, ich war noch mit Jazinka zusammen, als ich mit dir zusammen kam. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich mich bei meinem Auftrag in dich verliebe! Das kam noch nie vor!"
Warte....was?? War ich etwa der Fehler? Liebte er mich nicht? War ich nur ein Spielzeug für ihn? Fast hätte ich ihn wieder geschlagen. Noch rechzeitig hielt ich mich zurück. Ich konnte es einfach nicht nocheinmal tun. Auch ich schluckte.
"Also hast du noch nicht...?", war das einzige, was aus meinem Mund kam.
Sebastian schüttelte seinen Kopf. "Nein, ich werde ihr es noch schonenend beibringen. Ich verspreche dir, dass ich mit ihr Schluss mache. Ich empfinde rein gar nichts mehr für sie."
Er versuchte zu lächeln, doch es gelang ihm überhaupt nicht. Wie konnte ich mich auf ihn einlassen? Warum war ich so dumm? Alle gutaussehenden Typen sind vergeben! Das lerne ich einfach nie!
"Hey, hör zu!" Er spürte, dass ich ihm nicht glaubte und nahm meine Hände. Sollte ich sie wieder zurück ziehen? Erstaunlicherweise entschied sich mein Gehirn dagegen.
"Ich verspreche dir, ich werde mit ihr Schluss machen!", wiederholte er ohne gezöger.
Ich sah ihn nicht an. Immer noch war ich skeptisch. Wo kam bloß diese ganze Skepsis her?
"Du meinst also, dass ich dir glauben soll? Und alles wieder vergesse, was mit Jazinka war?"
Ich vernahm ein Nicken seinerseits.
"Alex, ich liebe nur dich! Jazinka ist Geschichte!  Vertraue mir doch, wenn du mich wirklich noch liebst!"
Ich verkniff mir weitere Tränen. "Ich bin mir im Moment nicht sicher, was ich für dich wirklich fühle."
Jetzt war der Zeitpunkt an dem ich einen Schritt zurück ging. Unsere Hände trennten sich auch.
Sebastian sah ziemlich enttäuscht aus. Ich konnte ihn verstehen. Trotzdem konnte ich ihm so schnell nicht verzeihen.
"Bitte gib mir noch eine Chance!", bettelte Sebastian und ging sogar vor mir auf die Knie. War das nur eine Masche oder wirklich wahre Liebe?
"Was soll das?", raunte ich gereizt. Ehrlich gesagt war mir das auch ein bisschen peinlich. "Steh sofort wieder auf! Es muss ja nicht jeder unsere Situation mitbekommen!" Er schwieg und stand wieder auf. Ich sah ihm ganz tief in die Augen. Ich spürte, dass er fertig mit seinen Nerven war und nicht mehr weiter wusste.
"Beweise mir, dass du mich wirklich liebst!", sagte ich dann. "Entscheide dich! Entweder ich, Jazinka oder keine von uns beiden."
"Aber ich liebe doch nur..."
„...mich", beendete ich seinen Satz. "Das sagst du! Sagst du denn auch wirklich die Wahrheit? Lass sie mich wissen!"
Er hob eine Augenbraue. "Und wie? Ich sagte es dir doch schon tausend mal!"
"Überleg dir etwas. Aber lass es mich noch in den nächsten Tagen wissen!  Sonst...sonst kannst   du es vergessen!"
Ich drehte mich um und ging wieder in Richtung der Treppe. Dann drehte ich mich noch einmal um und sagte, was Sebastian niemals vergessen würde: "Du hast mein Vertrauen missbraucht! Ich vertraue dir nicht mehr! Das war das schrecklichste, das du je getan hast! Und noch etwas: Ich weiß nicht wie es mit dir ist, aber ich habe mich wirklich vom ganzen Herzen in dich verliebt!"
Mir lief wieder eine Träne über die Wange. Sebastian streckte eine Hand nach mir aus.
"Alex, ich..."
Ohne ein weiteres Wort ging ich.

Das dunkle GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt