40. Das Duell

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„Alex, du kannst jetzt nicht aufgeben!", flüsterte Luca mir in mein Ohr. Seine Stimme war sanft und voller Angst. Ich spürte, dass er zitterte. „Du kannst ihn besiegen! Ich weiß, dass du es kannst! Ich glaube an dich! Du schaffst das!"
Ich sah auf und blickte ihm in sein Gesicht. Luca berührte mit seiner Hand meine Wange und wischte eine Träne weg. Seine Berührung war sanft und weich, genauso wie der Klang seiner Stimme. Ich lächelte kurz. „Du kannst es schaffen!", raunte er mir ein zweites Mal zu und küsste mich dann unerwartet mitten auf den Mund. Ich wusste erst nicht, wie mir geschah, doch dann erwiderte ich den Kuss sanft und mit Gefühl. Ich spürte Schmetterlinge in meinem Bauch wie ich es noch nie zuvor gespürt hatte. Nie hatte Sebastian mich so weich und geschmeidig geküsst wie Luca es in diesem Moment tat.

Dann lösten wir uns voneinander. Luca hatte Recht. Ich durfte nicht aufgeben! Ich hatte mein bestes noch nicht gezeigt! Ich konnte ihn noch besiegen!

Ich sah Luca ein letztes Mal an bevor ich aufstand und mich wieder zu Garlus wendete.
Nun standen Garlus und ich uns gegenüber.
„Ich werde kämpfen", versuchte ich zu sagen. Ich war immer noch total zerstört. Ich konnte kaum sprechen. Meine Stimmbänder ließen das kaum zu. Garlus verstand mich jedoch.
„Bist du bereit für das Duell?", wollte er dann wissen und sah mich ernst an.
Ich nickte und wischte mir ein paar Tränen aus meinem Gesicht. „Wenn du bereit bist."

Das war Garlus Stichwort. Schon breitete er seine Vampirflügel aus und fletschte seine Zähne. Er sah richtig furchteinflößend aus, jedoch ließ ich mich nicht einschüchtern.
„Dann kämpfe!", schrie Garlus und stürzte sich in meine Richtung, nachdem er ein paar Meter abgehoben war. Ich wich gekonnt aus und öffnete auch meine Flügel und zeigte meinem Gegner meine Vampirzähne. Als er zurück kam, stürzte ich mich auf ihn. Garlus werte sich unerwartet schnell und sprach den ersten Zauberspruch des Kampfes: „Wenn ich dich verwirr, sei nicht mehr ein Vampir!"
So schnell ich konnte, wich ich aus. Er traf einen Felsen hinter ihr und es passiert nichts. Stellt euch mal vor, ich wäre jetzt wieder ein Mensch geworden. Ich konnte mir nicht vorstellen, was dann alles passiert wäre. Garlus hätte mich sicherlich umgebracht.
„Gehorche mir auf schritt und tritt, aber vide vide!", verteidigte ich mich und zeigte dabei auf Garlus, doch auch dieser Spruch ging daneben.
„Higota!", rief Garlus dann.
Diesen Spruch kannte ich nicht, jedoch wusste ich sofort, was mit mir geschah, als er mich traf. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ich war ganz steif! Mist, dachte ich. Wie kam ich da wieder raus? Ich hörte wie Garlus sich kaputt lachte.
„Soso", kicherte er. „War das schon alles, meine Liebe?"
Ich knurrte ihn an. Konzentriere dich, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf sagen. Du weißt die Lösung! Das stimmte. Was sagte Sebastian mir immer? Nicht an den Zauber denken, sondern an den Gegenzauber? Genau, das war es! Das war die Lösung! Direkt sprach ich in Gedanken den Gegenzauber. Garlus machte währenddessen schon ein paar Freudensprünge.
Dann, schneller als gedacht, war ich wieder frei.
Garlus sah mich verdutzt an. „Der Gegenzauber?"
Ich nickte lachend. „Damit hast du wohl nicht gerechnet, was?"
Ich strengte mich an und machte mich unsichtbar.
Garlus sah nur blöd aus der Wäsche. „Wo bist du?", schrie er.
An einem anderen Ort hinter ihm tauchte ich wieder auf.
„Hier bin ich!", rief ich.
Schon fuhr Garlus herum und bombardierte mich mit weiteren starken Sprüchen. Das hatte wohl nicht so viel genützt! Mist! All die Arbeit umsonst!

In den nächsten paar Minuten schmissen wir uns immer wieder neue Sprüche um die Ohren, bis uns beiden keiner mehr einfiel. Zu Ende war der Kampf jedoch lange noch nicht. Ich musste sehr viel leiden, im Gegensatz zu Garlus. Er hatte nur ein paar Kratzer im Gesicht, während ich schon auf dem Boden lag. Mein ganzes Knie war aufgeschürft, meine linke Wange war voller Blut, auch mein Oberkörper war von Blut nur so überschwemmt. Ich hatte kaum noch Kraft. Garlus war sehr viel stärker als ich. Hatte ich überhaupt noch eine Chance?

„War das alles?", fragte Garlus herausfordernd. „Gibst du schon auf?"
Ich hatte keine Kraft ihn anzusehen. Ich starrte unendwegt auf den Boden vor mir. Was sollte ich tun? Ich konnte nicht mehr! Jedoch war ich sauer auf mich selbst und wollte es endlich zu Ende bringen. Konnte ich das noch schaffen?
"Dein Tod ist jetzt so nahe wie er noch nie zuvor war, meine Liebe! Bevor du stirbst, solltest du jedoch noch etwas wissen."

(Achtung Lücke! In Bearbeitung!)

Ich setzte mich auf. Zum Aufstehen hatte ich keine Kraft mehr. Ich schnaufte immer mehr. Es musste doch noch eine Lösung geben um ihn besiegen zu können! Mir fiel nur noch eine einzige Möglichkeit ein: Der Todesfluch! Keiner von uns beiden hatte ihn bis jetzt ausgesprochen. Nur mit diesem Spruch konnte ich das alles hier beenden! Ich musste es tun!

Nur langsam hob ich einen meiner blutverschmierten Finger und deutete auf Garlus.
„Soll ich dir hochhelfen?", fragte er gehässig und grinste dabei.
Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf den Spruch: „Über den Scherben deines Leben sollst du vernichtet werden und sterben!" Ich schrie diesen Spruch mit meiner letzen Kraft aus mir heraus. Mein Finger ging zu Boden und ich fing wieder an zu weinen. Ich hatte meine letzte Kraft aufgebraucht.
Mein Blick harrte auf meinem Gegner, der mich komisch anstarrte.
„Der Todesfluch?", kreischte er aufgebracht. „WOHER KENNST DU DIESEN FLUCH???"

Noch bevor er sich weiter aufregen konnte, ging er zu Boden und brach in sich zusammen. Reglos lag er dort. „Ich werde es dir...", versuchte er zu schreien, doch es war eher ein flüstern. Mit seiner letzen Kraft nahm er einen Stock, der neben ihm lag und schleuderte ihn in meine Richtung. Er traf mich genau in meiner Brust. Es fühlte sich an wie der Tod, der mich holen kommen würde. Meine Atmung wurde immer flacher. Ich ging wieder zu Boden und konnte mich kaum noch rühren. Ich sah wie Garlus sich nun vor Schmerzen krümmte. Blut spritze aus jeder Pore seines Körpers. Er schien nach und nach auszubluten. Hatte ich ihn wirklich besiegt? Hatte ich es wirklich geschafft? War das wirklich so einfach gewesen?

Ich lag unter Schmerzen am Boden. Tränen liefen wie ein Wasserfall über meine Wangen.
Ich hörte Schritte und dann sah ich Luca und meine Eltern. Sofort nahm mich mein bester Freund wieder in seine Arme und hielt mich feste. Er drückte mich an seine Brust. Ich war so froh, dass er in diesem Moment bei mir war. „Alex! ALEX!"

„Luca", flüsterte ich zurück und hielt mir eine Hand auf meine Brust.
Wie ein Held zog Luca den Stock heraus und schmiss ihn weg. Das Blut lief ohne eine einzige Pause aus meinem Körper heraus. Es fühlte sich wie meine letzen Sekunden an. Was passierte nur mit mir? Würde ich sterben? War mein Leiden endlich vorbei?

„Es ist vorbei", hörte ich meine Mum dann sagen. „Es ist vollbracht."
Ich spürte, wie meine Vampirflügel verschwanden. Ich hatte nicht wahrgenommen, dass ich sie noch hatte.
Luca sah mich besorgt an. „Sie wird wieder gesund werden, oder? Ihre Wunde werden sich doch selber heilen, oder?"
Ich sah wie sein Blick zu Mum wanderte. Ihre Mimik sah nicht sehr fröhlich aus. Ich nahm die letzen Minuten nicht mehr zu 100% wahr.
„Luca...", fing sie an, doch ihre Stimme brach ab.
Immer mehr Blut floss aus meinem Körper. Ich verlor immer mehr und mehr. Luca brach jetzt in Panik aus. „Warum tut sich da nichts?", schrie Luca. So aufgebracht hatte ich ihn noch nie gesehen. Er konnte doch jetzt nicht auch noch mich verlieren!
„Der Fluch ist gebrochen", hörte ich Mum sagen. „Garlus ist vernichtet und das bedeute, dass sie ist kein Vampir mehr ist. Sie ist wieder ein Mensch."

Mir wurde komisch. Alles vor meinen Augen war verschwommen. Ich war ein Mensch, kein Vampir mehr? Ich war wieder normal? Ich konnte das nicht begreifen!

„Sie wird sterben??", quitschte Luca und sah mich unter Tränen an. „Nein! NEIN!"
Er drängte mich immer weiter an seinen Körper heran. Seine Hand lag zusammen mit meiner auf meiner Wunde. Der Blutfluss hörte gar nicht mehr auf.

Ich wusste, dass mein Ende gekommen war. Ich hatte meine Aufgabe erfüllt und nun würde ich friedlich in den Himmel hinaufsteigen. Ich spürte, wie ich immer wärmer wurde. Dann war das Bild vor meinen Augen endgültig verflossen und ich schloss meine Augen.

Das dunkle GeheimnisWhere stories live. Discover now