12. Perfekte Welt

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Als ich wenig später mein Zimmer erreichte, konnte ich immer noch nicht klar denken. Der Kuss war einfach ein Geschenk Gottes. Ich öffnete die Tür und traf auf Norami. Sie war die einzige im Zimmer. Keine Ahnung wo die anderen waren. In dem Moment war mir das auch völlig schnuppe.
"Was ist denn mit dir los?", wollte Norami wissen und sah mich verwirrt an. Sah ich wirklich so schlimm aus? Ich war doch nur verliebt!
"Sebastian und ich..." Sogar ganze Sätze bekam ich nicht mehr auf die Reihe! Hilfe war ich schlimm drauf! Mein Lächeln konnte ich auch nicht stoppen. Ich war ein hofflungsloser Fall.
Aber Norami wusste sofort was los war. "Hab ihr euch endlich geküsst?" Sie strahlte vor Glück und kam auf mich zu. Ich nickt immer noch grinsend. "Ich freu mich total für euch!"  Sie fiel mir um den Hals. "Ihr seit so süß zusammen!"
Sie führte mich zu meinem Bett und wir setzten uns hin. "Erzähl! Ich will alles wissen! Wie ist es passiert?" Sie war einfach so neugierig!
Also erzählte ich ihr die ganze Geschichte von vorne bis hinten. Den Kuss beschrieb ich ihr natürlich nicht im Detail. Das behielt ich lieber für mich. Ich war sicherlich in diesem Moment der glücklichste Vampir auf der ganzen weiten Welt. Auch mein Grinsen verschwand keine einzige Sekunde lang.
"Sebastian ist so ein netter und toller Typ und er hat so viel Charm und...",  schwämte ich und starrte verliebt ins Leere. Mir konnte nicht mehr geholfen werden. Schon lange war ich nicht mehr so verliebt gewesen. "Es fühlt sich auch so echt and und er ist so ein toller Vampir..."
Norami packte ihre Hände auf meine Schultern. Damit fiel mein Blick auf sie und sie hatte meine Aufmerksamkeit. "Seit ihr denn jetzt auch offiziell zusammen?"
Mein Lächeln stoppte für einen Moment. Ob wir zusammen seien? Ich zuckte unsicher und ein bisschen verlegen mit den Schultern. "Ich weiß nicht...aber ich denke schon! Ich meine, ich bin verliebt, er ist verliebt, ich bin single, er ist single..." Wieder fing ich an zu grinsen. Meine Welt war perfect. Noch besser hätte sie nicht sein können.

Auch am nächsten Tag konnte ich immer noch nicht klar denken. Ich konnte mich kaum auf den Unterricht konzentrieren. Immer dachte ich an Sebastian. Er war einfach so süß und toll und...
"Alexandra?" Ich schreckte hoch. Meine Gedanken galten wieder dem Unterricht.
"Alles in Ordnung mit dir?" Ich sah verwirrt zu meinem Vampirsprachelehrer herüber.  Der sah mich auch verdattert an. "Hast du meine Frage verstanden?" Was sollte ich sagen? Ich musste aufpassen! Ich muss diese Sachen lernen! Ich musste mich beherrschen!
Ganz leicht fing ich an meinen Kopf zu schütteln. Herr Doblin schüttelte verwirrt seinen Kopf.
"Ich wollte von dir wissen, wo die Sprache der Vampire ihren Urspung hat."
Ja, Vampire hatten ihre eigene Sprache. Manche Zaubersprücher waren noch in alter Sprache geschrieben. Diese mussten wir auch lernen und erst einmal enziffern können. Dafür gab es dieses Fach. Ich schloss kurz meine Augen und öffnete sie wieder.
"Ich...äh..." "Weißt du es oder nicht?" Ich richtete mich wieder vernünftig auf. Ich spürte Percys Blick von der Seite. Er hatte keine Ahnung was mit mir los war. Oder hat Norami ihn schon aufgeklärt?
"Wo die Sprache ihren Ursprung hat?" Ich versuchte mir mit dieser Frage Zeit zu verschaffen. "In Transelvanien vielleicht?" Ich hatte keine Ahung von den Sachen.
Herr Doblin jedoch nickte. Richtig? "Das ist richtig!" Wirklich? "Und weiß du auch wer sie erfunden hat?" Jetzt gab ich nach. Ich wusste es nicht. "Nein, keine Ahung."
Der Lehrer nickte leicht. "Alles klar. Wer weiß es?"
Ich sah wie ein paar Finger hoch gingen. Seufzend sah ich aufs Buch runter. So schlimm hat es mich noch nie erwischt! Ich war wirklich ein hoffnungsloser Fall!
"Sebastian, oder?", hörte ich Percy mir zu flüstern. Ich drehte mich zu ihm herum. "Was?"
"Du und Sebastian, ihr..." Er machte eine komische Handbewegung. Ich wusste sofort was er meinte. Ich nickte und wurde wieder ein bisschen rot.
"Wir haben uns gestern geküsst." Ich biss mir lächelnd auf meine Lippe.
"Glückwunsch!", raunte er. "Danke." Percy fing auch an zu lächeln. "Ich freu mich für dich!"
Irgendwas war komisch. Er lächelte so gestellt. Freute er sich wirklich für mich? Vielleicht konnte ich ja etwas heraus finden. Ich versuchte mich auf ihn zu konzentrieren. Und es funktionierte!
"Ich wünschte ich würde mich auch mal so verlieben wie sie...", dachte er.
Mein Lächeln gab ein bisschen nach. Percy schien sich eine Freundin zu wünschen. Irgendwann würde er sein Glück schon finden. Man darf nie aufgeben!
"Nächste Stunde werden wir anfangen ein paar Schriften zu entziffern."
Damit riss mich Herr Doblin wieder aus meinen Gedanken. Alle kramten zusammen und verließen das Klassenzimmer. 

Das dunkle GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt