13. Sebastian - ein Betrüger?

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Meine ersten fünf Tage auf der Akademie waren vergangen. Ich hatte mich erstaunlich gut eingelebt. Der Unterricht war auch ganz cool. Ganz anders als auf normalen Menschenschulen. Ich fühlte mich richtig wohl hier. Mit Norami und Percy kam ich einfach super klar. Wir hatten so viel Spaß zusammen. Zwischen Sebastian und mir lief es auch einfach perfekt! Es hätte wirklich nicht besser sein können. Immer mehr hatte ich Gefallen an dem Vampirleben. Mein Leben lief noch nie so toll wie jetzt. Hätte ich ahnen können, dass dies nur für kurze Zeit anhielt? Es war wie in einem schlechten Film...

An diesem Tag wollte Jazinka mich unerwartet nach dem ersten Fach sprechen. Ich hatte keine Ahnung was sie wollte. Sie führte mich in ein offenes Klassenzimmer, in dem wir alleine waren und schloss die Tür hinter sich. Sie ging nach vorne zum Lehrerpult. Ich folgte ihr einfach. Als sie sich umdrehte und mich ansah, wirkte sie traurig und gleichzeitig auch genervt. Das sollte sie bloß nicht an mir auslassen. Wer weiß was sie mir antun würde!
"Ich werde dir nichts tun, Alexandra, versprochen!", nahm sie schon einmal vorweg.
Ich verdrehte innerlich meine Augen. Gedankenzauber. Sie wusste genau, was mir durch den Kopf ging. Wie ich das jetzt schon hasste, wenn andere meine Gedanken einfach so lasen.
"Ich bin zwar in keiner guter Stimmung, aber ich beherrsche mich schon. Ich möchte mich nur mit ihr unterhalten!“ "Nur" unterhalten. Das konnte ich ihr nicht einfach so abkaufen. Dafür kannte ich sie schon zu gut. Ich erwiederte unsicher ihren Blick. Ihre Augen funkelten mich an. Jedoch verzog sie keine Miene.
"Was willst du von mir?“, wollte ich wissen und stemmte meine Hände in meine Hüften. "Ich habe dir nichts getan."
Jazinka starrte mich an und schwieg einen kurzen Moment. Dann kam sie auf mich zu gerannt und schrie mich an: "Du hast mir meinen Freund ausgespannt!! Wie konntest du nur??“
Jetzt war sie richtig wütend. Ihre Lippen bebten vor Zorn. Ich spürte ihren heißen Atem in meinem Gesicht und wich ihrem Blick aus. Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film oder Traum. Ich soll was gemacht haben? Ihr ihren Freund ausgespannt? Wie bitte? Ich sah sie mehr als verwundert an. Ich verstand nix - überhaupt nichts. Ich hätte lachen können, doch ich hielt mich zurück.
"Deinen Freund? Ausgespannt? Ich? Nein, das ist sicher nur ein..."
"...Missverständnis?", unterbrach sie mich. Ihre Augen weiteten sich. "Nein, das denke ich aber nicht." Jazinka war auf 180. So wütend hatte ich sie noch nicht gesehen.
"Sebastian ist MEIN Freund, du Depp!!“, schrie sie mir ins Gesicht.
Nur schwer realisierte ich ihre Worte. Sebastian war mit Jazinka... Nein! NEIN! Nie im Leben!
Verzweifelt schüttelte ich meinen Kopf. Das war ein schlechter Scherz!
"Nein...nein...nein...", murmelte ich vor mich hin. Ich lief immer wieder hin und her und würdigte Jazinka keinen einzigen Blick. Sebastian hatte eine Freundin? Und dann auch noch Jazinka?? Warum fiel es mir so schwer das zu glauben?
"Nein, das kann nicht sein!", sagte ich fassunslos vor mir hin. Dabei entfloh ein winziges Lachen.
NEIN! EINFACH NEIN!
Ich schüttelte weiter unglaübig meinen Kopf und verschränkte meine Arme vor meiner Brust.
"Sebastian und ich haben uns vor ein paar Tagen geküsst! Wir sind zusammen!"
"Ich weiß von dem Kuss", haute sie raus. Ihre Lippen verformten sich zu einem Lächeln.
"Ich habe euch beobachtet."
Kurz schloss ich meine Augen. Jazinka war so ein Miststück!
"Tut mir leid, aber das ist nur die Wahrheit. Sebastian und ICH sind ein Paar!"
Sie lachte gehässig. Diesen Satz musste ich erst einmal verarbeiten. Jedoch zweifelte ich immer noch daran.
"Als er vor ein paar Jahren von der Akademie abgegangen ist, hatte ich noch ein paar Jahre vor mir und musste noch viel nachholen. Damals hat er mir versprochen, dass wir weiterhin zusammen sein werden egal wie viele Kilometer uns trennen!“
Ich sah zu ihr auf und starrte sie an. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich wahr nicht leichtgläubig, doch...konnte ich ihr glauben?
"Das...das hat er dir gesagt?“
Jazinka nickte. "In solchen Themen würde ich niemanden anlügen. Dafür bedeutet mir das einfach zu viel!" Jazinka hatte Gefühle? Also das war mir wirklich neu...
"Er liebte mich damals schon über alles! Nichts konnte uns trennen! Und jetzt??"
Ihr Lächeln verschwand und sie fauchte mich wild an. "Betrügt er mich mit dir??"
"Dieser Idiot!“ Jetzt war auch ich sauer. Wild stampfte ich mit meinem Fuß auf den Boden. Ich konnte das einfach nicht glauben!
"Wie konnte er nur? Dieser…dieses Schwein! Ich könnte…“ Mir fielen keine passende Worte dafür ein. Warum aber glaubte ich ihr? Ich verstand mich selber nicht mehr. Meine Gefühle überranten mich einfach wie eine Zebraherde, die von einem Löwen gejagt wird.
"Ich habe genug!" Entäuscht und genervt rannte ich zur Tür. Ich wollte einfach nur weg!

Als ich das Zimmer verließ, stieß ich auf...na wen wohl? Immer wenn man vom Teufel spricht...
"Hey Alex!" Sebastian lächelte mich an und wollte mir einen Kuss geben, doch ich drückte ihn von mir weg. "Spar dir das", schrie ich ihn an. Meine Augen füllten sich immer mehr. Er versuchte mich zu berühren, doch ich ließ es nicht zu.
"Was ist denn los?“, fragte er verwirrt. Ich sah, dass er keine Ahnung von dem hatte, was hier gerade abging.
"Ist es wahr, dass du ein Verhältnis mit Jazinka hast?"
Er trat einen Schritt zurück. "Was? Wovon redest du da bitte?" Er versuchte es herunter zu spielten oder gar noch zu vertuschen.
"Jazinka hat mirs gerade erzählt. Stimmt das?"

In diesem Moment ging die Tür auf und Jazinka stand neben uns.
"Sag ihr die Wahrheit", sagte sie gehässig. "Komm, trau dich!"
Sebastian sah zu ihr. Sein Blick war ernst.
"Was? Aber das ist doch...Jazinka!  Was machst du denn hier und...was soll das alles?"
Sie lächelte ihn an. All der Zorn war auf einmal wie weg geblasen. Bei Jazinka zumindest.
"Sebastian, ich liebe dich! Wie kannst du mir das antun?"
Sie schlug ihre Wimpern immer wieder schnell zusammen. Liebte sie ihn wirklich? Sebastians Blick wanderte wieder zu mir herüber.
"Alex…da läuft nichts...“
Schon schnellten Jazinkas Lippen auf Sebastians. Er schloss seine Augen auch noch dabei! Was sollte das? Ich hatte wieder genug.
"Du bist so ein…Idiot! Erst machst du mir Hoffnungen, küsst mich und jetzt das?? Ich dachte, du hast dich wirklich in mich verliebt!“
Ich war so enttäuscht. Meine Gefühle überrannten mich und ich gab ihm eine Backpfeife mitten ins Gesicht, als sich die beiden voneinander lösten. Jazinka stand geschockt daneben. Nun rannten mir die Tränen wie ein Wasserfall über meine Wangen.
"Alex, ich…da läuft nichts mehr!“ Ich sah ihn wütend an. "Nicht mehr?? Das sehen ich ja!! Lass mich in Ruhe!“
Ich konnte mich nichts mehr beherrschen und rannte davon. Ich musste weg. Weg von dem größen Lügner der ganzen Welt! Ich wollte ihn nie wieder sehen! Nie wieder!

Ich ranne quer durch die halbe Schule um in mein Zimmer zu gelangen.
Auf dem Weg stieß ich auf Norami. Ich war so froh sie zu sehen. Ich fiel ihr um den Hals. Die blieb erst einmal stock steif stehen. Sie begriff nichts.
"Alex! Hey! Was ist passiert? Was ist denn los? Warum bist du so aufgelöst?“
"Sebastian liebt mich nicht", schluchzte ich verzweifelt. "Was?", fragte meine Freundin fassungslos.
Ich schluchzte in ihre offenen Haare hinein. Ich wusste nicht mehr weiter.  Verzweifelt dachte ich nocheinmal an die Situation obwohl es mir sehr schwer fiel. So hoffte ich, dass Norami meine Gedanken lesen würde. Das tat sie wohl auch, denn sie flüsterte mir ins Ohr: "Das ist ja schrecklich!“ Ich nickte heulend.
"Dieser Idiot! Alle Jungen sind einfach unmöglich! Sie wollen immer nur das eine...“
Das machte es alles auch nicht besser. "Ich dachte, ich könnte ihm vertrauen!“
Ich sah Norami an. Meine Tränen rannten über mein Gesicht. Norami wischte mir eine Träne weg. Sie trösteste mich und war da in dieser Sitiation.
"Dieser…ich kann es nicht beschreiben!“, weinte ich weiter. Ich konnte kaum reden.
"Ich habe ihm vertraut! Ich kann das nicht glauben!“
"Ich kann dich toal verstehen. Du solltest am besten aufs Zimmer gehen und dich versuchen zu beruhigen."
Ich nickte stumm und löste mich aus ihren Armen. Mit diesen Worten nahm sie mich bei der Hand und führte mich zum Zimmer.

Das dunkle GeheimnisWhere stories live. Discover now